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«Auch Geschäftsleute haben sich bei mir beklagt, dass Nachtzüge nach und nach verschwinden»

Grünen-Politikerin Aline Trede im Nationalrat: «Ich bin zuversichtlich, dass für die Petition von umverkehR viele Unterschriften zusammenkommen werden.»
Grünen-Politikerin Aline Trede im Nationalrat: «Ich bin zuversichtlich, dass für die Petition von umverkehR viele Unterschriften zusammenkommen werden.»Bild: KEYSTONE
Nationalrätin Trede will Nachtzug retten

«Auch Geschäftsleute haben sich bei mir beklagt, dass Nachtzüge nach und nach verschwinden»

Die Grüne Nationalrätin Aline Trede ist überzeugt, dass der Nachtzug eine Zukunft hat – wenn Bundesrat und SBB sich auf eine klare Strategie einigen können. Eine Petition des Vereins umverkehR fordert nun genau dies: Die Rettung des Nachtzugs und eine neue Strategie im Schienenpersonenverkehr.
20.01.2015, 18:17
William Stern
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Frau Trede, ist die Zeit des Nachtzugs nicht vorbei?
Der zu billige Flugverkehr ist natürlich eine grosse Konkurrenz zu der Schienenverbindung, aber wir sind der Meinung, dass der Bedarf nach wie vor gross ist. Niemand konnte uns bisher bestätigen, dass die Nachfrage tatsächlich zurückgegangen ist. Mit einem guten Angebot steigt auch die Nachfrage wieder. 

Was spricht für einen Ausbau der Nachtzugverbindungen?
Neben der erwähnten Nachfrage stehen für uns ökologische Überlegungen im Vordergrund. Gleichzeitig erhoffen wir uns auch eine Verbesserung der Kundenfreundlichkeit, welche die Nachtzüge stärken würde.

Was sind die konkreten Forderungen von umverkehR?
Wir fordern, dass die Nachtzuglinien, die die SBB in den letzten Jahren eingestellt haben, wieder ins Programm genommen werden. Insbesondere die Verbindungen, die von der SBB mit der Begründung gestrichen wurde, dass gleichwertige Tagesverbindungen existieren. Weiter fordern wir den Erhalt der noch bestehenden 7 Nachtzug-Linien und eine Strategie für den internationalen Schienenpersonenverkehr. 

An welche Linie denken Sie?
Zürich-Barcelona zum Beispiel wurde gestrichen mit dem Versprechen, dass ein schneller Nachtzug folgt. Den gibt’s bis heute nicht und am Schalter können Sie nicht mal mehr ein Ticket für eine Tagesverbindung kaufen.  

Zur Person
Aline Trede politisiert seit 2013 für die Grüne Partei im Nationalrat, wo sie in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur Einsitz hat. Die studierte Umweltwissenschafterin war von 2008 bis 2012 Vize-Präsidentin der Grünen und gehört sei 2014 zum Vize-Präsidium der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz (nebs).

An wen richten sich ihre Forderungen?
In erster Linie an den Bundesrat. Er soll eine kohärente Strategie im grenzüberschreitenden Bahnverkehr entwickeln – insbesondere was die Nachtzüge anbelangt. Bis jetzt ist es so, dass sich der Bundesrat und die SBB die Verantwortung gegenseitig zuschieben – mit dem Resultat, dass niemand so richtig weiss, in welche Richtung sich der internationale Bahnverkehr entwickelt. 

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Bild: KEYSTONE

Wie sind die Rückmeldungen aus der Bevölkerung? 
Positiv. Bereits als ich letztes Jahr eine Interpellation eingereicht habe, kamen die Leute auf mich zu. Und zwar nicht nur Bahn-Nostalgiker. Auch Geschäftsleute haben sich bei mir beklagt, dass Nachtzüge nach und nach verschwinden. Für sie sind die Nachtzüge Hotels auf Rädern.  

Welche Chancen rechnen Sie ihrem Vorhaben zu?
Ich bin zuversichtlich, dass für die Petition von umverkehR viele Unterschriften zusammenkommen werden. Im Frühling werde ich dann einen Vorstoss im Parlament einreichen. Was mich positiv stimmt, ist, dass es sich bei den Nachtzügen nicht um ein links-rechts-Thema handelt. Vom Umweltschützer über den Geschäftsmann bis zum Büezer: Der Nachtzug liegt vielen am Herzen. 

Welche Nachtzuglinie vermissen Sie persönlich am Meisten?
Diejenige nach Barcelona, da mein Bruder dort wohnt. Und den Nachtzug nach Kopenhagen, der letztes Jahr gestrichen wurde. Wir fahren oft in den Norden.

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