Die bisherige Berner Grossrätin Natalie Imboden rückt für die Grünen in den Nationalrat nach. Die Kantonalpräsidentin der Berner Grünen ersetzt in der grossen Kammer Regula Rytz, die nach der Sondersession im Mai zurücktritt. Dies teilten die Grünen am Sonntag mit.
Rytz hatte ihren Entscheid zuvor in der «Sonntagszeitung» publik gemacht, bekannt wurde er am späten Samstagabend. Die Grünen-Politikerin plant, das Präsidium der Entwicklungsorganisation Helvetas zu übernehmen. Die Klimakrise werde den Planeten «dramatisch verändern», und die Ärmsten dieser Welt würden am stärksten betroffen sein, begründete sie dies gegenüber der «Sonntagszeitung».
Daneben will sich Rytz selbständig machen und ein Beratungsbüro eröffnen. wie sie gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte. Zudem möchte sie sich als Delegierte bei den europäischen Grünen mehr um die Europapolitik kümmern. Ziel sei es, das institutionelle Abkommen in einem zweiten Anlauf durchzubringen. «Ich höre mit der Politik nicht auf. Ich wechsle einfach die Bühne», erklärte sie dazu der «Sonntagszeitung».
Niemand habe die Politik der Grünen in den vergangenen zehn Jahren so stark geprägt wie Rytz, würdigte Grünen-Präsident Balthasar Glättli in einem Communiqué seine Vorgängerin. Rytz habe eine engagierte und soziale grüne Politik bis in die Breite der Gesellschaft getragen. Die abtretende Nationalrätin sei eine «blitzschnelle Analytikerin und über politische Grenzen hinweg geschätzte Allianzenschmiedin», schrieben die Grünen des Kantons Bern
Regula Rytz wechselt die Bühne.
— GRÜNE Schweiz (@GrueneCH) April 3, 2022
Wir bedauern deinen Rücktritt & freuen uns gleichzeitig, dass du die grünen Werte auf anderen Bühnen weiter vorantreibst. Danke für alles, @RegulaRytz! 💚https://t.co/F5wCvq4h4V
Rytz' Nachfolgerin im Nationalrat, Natalie Imboden, war am vergangenen Sonntag erneut in den Berner Grossen Rat gewählt worden. Diese Wiederwahl wird sie nun nicht annehmen. Ihren Sitz im Berner Kantonsparlament erbt Rahel Ruch.
Rytz war seit 2011 im Nationalrat. Ein Jahr nach ihrer Wahl ins Bundesparlament wurde sie zur Präsidentin der Grünen Schweiz gewählt, zunächst als Co-Präsidentin neben der damaligen Waadtländer Nationalrätin und heutigen Ständerätin Adèle Thorens Goumaz. Nach deren Rücktritt vom Parteiamt führte sie die Partei von 2016 bis 2020 allein.
2019 führte Rytz die Grünen als Präsidentin zu einem historischen Wahlsieg. Bei den Nationalratswahlen gewannen die Grünen mehr als 6 Prozentpunkte und 17 Sitze dazu. Noch im selben Jahr stellten sie die Berner Politikerin als Bundesratskandidatin auf. Die Kandidatur blieb am am Wahltag allerdings ohne Erfolg. Das Parlament stellte sich hinter die bisherigen FDP-Bundesräte Ignazio Cassis und Karin Keller-Sutter.
Bevor Rytz auf nationaler Ebene politisierte, war sie bereits der lokalen und kantonalen Politik aktiv. 1987 gehörte sie mit 25 Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Grünen Bündnisses (GB), 2001 bis 2005 leitete sie die Kantonalpartei. Die ehemalige Lehrerin wurde schon 1994 Mitglied des bernischen Grossen Rats. 2004 zog sie in die Stadtberner Exekutive ein. In der Stadtregierung stand sie bis 2012 der Baudirektion vor. (sda)
Mehr als 10 Jahre kann Frau das ja wirklich nicht ertragen.
Aber warum gerade Imboden, die ja schon in der UNIA für ihre Intrigen bekannt war? Eine verpasste Chance zur Verjüngung des Parlaments.
Anyway, danke Regula Rytz für alles!