Zugegeben: Der damalige Noch-Nicht-Bundesrat Ueli Maurer wählte 2008 nicht diese Worte, doch sinngemäss schon. «Ich stehe nicht zur Verfügung», sagte Maurer an jener Albisgüetli Tagung Ende November, als die SVP-Delegierten ihn zur Kandidatur als Bundesrat drängen wollten. Nur wenige Tage nach seiner Absage war plötzlich alles anders. Getreu dem Motto, ‹was kümmert mich mein Geschwätz von gestern›, entwarf Maurer gemeinsam mit Blocher den Geheimplan: Das Zweierticket Blocher/Maurer. Das Ziel war vermutlich von Anfang an: Ein Bundesrat Ueli Maurer, da der ein Jahr zuvor abgewählte Blocher für die Mehrheit des Parlaments als schlicht nicht wählbar galt.
Zehn Jahre später ist Maurer immer noch Bundesrat und ein neuer angeblicher Geheimplan macht die Runde. Dieses Mal aus den Reihen der CVP. Die Sprache ist von einer Kandidatur des Parteipräsidenten als Nachfolger von Doris Leuthard. Dabei betonte Pfister bislang stets, dass er nicht will. Zumindest jetzt nicht. Er tat dies im Mai sogar ausführlich, in einem Interview in der NZZ.
sagt Pfister darin, der anfügte: «Und man kann es mir glauben oder nicht: Schon als ich mich entschieden habe, das Parteipräsidium zu übernehmen, ging ich davon aus, dass ich vermutlich nicht Nachfolger von Bundesrätin Doris Leuthard werden würde.»
Glauben schenken mögen viele Pfister offenbar nicht. Die Gerüchteküche brodelt. Er könnte eben doch kandidieren, wird gemutmasst. Parteimitglieder würden sich Sorgen machen, um die Qualität der potenziellen CVP-Bundesratskandidaten, berichtet der «Blick». Dies weil etwa Daniel Fässler und Erich Ettlin nicht zur Verfügung stehen. Die Zeitung zitiert ein Fraktionsmitglied der CVP:
Und was sagt Gerhard Pfister zu all dem? Er ist genervt. Und stellt wiederum auf Twitter klar:
Wie seit 2 Jahren mehrfach auf entsprechende Fragen antworte ich gerne auch auf heutige und zukünftige gleich wie immer: Ich werde nicht, ich will nicht, ich kann nicht, ich muss nicht. Sondern ich bin sehr zufrieden und erfüllt mit dem Amt, das ‚neben Papst das schönste’ ist.
— Gerhard Pfister (@gerhardpfister) 18. Oktober 2018
Glauben, das werden ihm auch jetzt noch nicht alle. Wegen Ueli Maurer, der ja auch wortbrüchig wurde. Und auch wegen der FDP-Favoritin auf den freiwerdenden Sitz von Schneider-Ammann – Karin Keller-Sutter. Sie sagte nach ihrer Niederlage in der Bundesratswahl 2010 gegen eben jenen Schneider-Ammann, sie werde kein zweites Mal antreten. Nun tut sie es eben doch.
Einer glaubt den Beteuerungen von Gerhard Pfister – Mark Balsiger. Der Politologe und Politikberater bezieht sich dabei auf ein Interview, das Pfister in der NZZ gab: «Klarer kann man sich nicht gegen eine Kandidatur aussprechen.»
Für den Politikberater stellt sich eine andere Frage: Was passiert bei den Wahlen am 5. Dezember? Und zwar dann, wenn Pfister im ersten Wahlgang viele Stimmen bekommt. Trotz seinen Beteuerungen. Dann, wenn die Wahl zum Bundesrat plötzlich verlockend nah ist. «Wie wird sich Pfister dann entscheiden? Wird er dann wortbrüchig?»
Dass Pfister in den ersten Wahlgängen viele Stimmen bekomme, sei durchaus realistisch, so Balsiger. «Sowohl die FDP als auch die SVP haben grosses Interesse daran, ihn in den Bundesrat zu hieven.» Das Ziel: Wie schon 2003 mit Hans-Rudolf Merz (FDP) und Christoph Blocher (SVP) eine rechtsbürgerliche Mehrheit zu installieren. Und dazu eignet sich kaum einer aus der CVP so gut wie Pfister.
Gemäss Balsiger würde es sich aber für ihn nicht lohnen, wortbrüchig zu werden. «Seine Glaubwürdigkeit würde massiv darunter leiden. Er ist als Parteipräsident angetreten, um den Turnaround der CVP zu ermöglichen. Springt er zehn Monate vor den eidgenössischen Wahlen im Oktober 2019 ab, verliert er sein Gesicht.»