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Mit dieser bizarren «Todesanzeige» machen Eltern eines toten Arztes Druck auf die St.Galler Behörden

Mit dieser bizarren «Todesanzeige» machen Eltern eines toten Arztes Druck auf die St.Galler Behörden

Der Sohn einer Arztfamilie aus St.Gallen stirbt. Weil die Familie überzeugt ist, dass der Sohn einem Verbrechen zum Opfer fiel, verlangt sie eine Obduktion. Die Staatsanwaltschaft leitet jedoch keine Untersuchung ein. Jetzt macht die Familie den Fall durch ein sehr ungewöhnliches Zeitungsinserat öffentlich. 
24.02.2016, 10:4724.02.2016, 14:06
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So inserierte die Familie im «St.Galler Tagblatt».
So inserierte die Familie im «St.Galler Tagblatt».

Die Familie Wissmann hat heute dieses Inserat im St.Galler Tagblatt geschaltet, das aussieht, wie eine Todesanzeige. Darin spricht sie direkt zu ihrem toten Sohn Philipp und lässt diesen wissen, sie habe alles versucht, seinen Tod aufzuklären. 

Die wichtigsten Fakten: 

  • Philipp, damals 30 Jahre alt, wird am 2. August 2015 tot aufgefunden  
  • Daraufhin verlangte laut Philipps Familie die Polizei und der Gerichtsmediziner eine Untersuchung. Die Staatsanwaltschaft lehnte dies ab 
  • Die Arztfamilie veranlasste selber eine Autopsie. Im Blut wurde demnach Gammahydroxyrat, besser bekannt als K.o-Tropfen-Wirkstoff GHB, gefunden
  • Die Staatsanwaltschaft leitet weiterhin keine Untersuchung ein 
  • Die Eltern von Philipp, Margret und Ruedi Wissmann sind überzeugt, dass ihr Sohn das Opfer einer Straftat ist und ihr Sohn das GHB nicht selber eingenommen hat
  • Am 14. August 2015 wird Philipp beerdigt 
  • Am 24. Februar erscheint das Inserat. Die Familie sagt gemäss dem «St.Galler Tagblatt», sie habe das in Auftrag gegeben, um abzuschliessen 
  • Die Staatsanwaltschaft stellt klar, es gebe keine Hinweise auf Dritteinwirkung und auch keine Spuren, die für einen gewaltsamen Tod sprechen würden. Weiter gebe es keine Hinweise, dass dem Sohn das GHB gegen seinen Willen verabreicht worden sei. 

Update mit der Stellungnahme der Staatsanwaltschaft gegenüber watson: Sprecher Roman Dobler sagt: «Es gibt keine konkreten Hinweise auf Dritteinwirkung.» Man gehe von einem Suizid aus.» Dobler bestätigt, dass man Spuren von GHB gefunden hat. Allerdings sei die Droge nicht die Todesursache. Aus Pietätsgründen will Dobler keine Auskunft zur Todesursache geben. Aber: «Die Position, in der die Leiche gefunden wurde, spricht klar für einen Suizid.» Es gebe keine Hinweise, dass der Sohn das GHB nicht freiwillig eingenommen habe. (feb) 

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scaros_2
24.02.2016 10:59registriert Juni 2015
Komische Sicht der Staatsanwaltsschaft. Sie sehen keine Zeichen dafür, dass 3. mitgewirkt haben oder das er sie gegen seinen Willen eingenommen hat. Wie sieht den die hier die differenzierung zwischen "einvernehmlich" und gegen den Willen aus wenn es um k.o. tropfen geht? Kann mir das jemand erklären? Man sollte doch meinen wenn im Blutbild K.o. Tropfen gefunden werden sollte man sich doch egal weshalb fragen woher die kamen.
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Levintop
24.02.2016 11:54registriert Februar 2014
Wieso ist diese Anzeige der Eltern des Verstorbenen bizarr?

Ist sie doch vielmehr ein Zeichen der Verzweiflung der Eltern und ein unübersehbarer Hinweis auf einen eklatanten Mangel an Empathie des betreffenden St. Galler Staatsanwalts.

Hätte zwischen den Eltern und dem Staatsanwalt ein konstruktives Gespräch stattgefunden, wäre es vermutlich gar nie zu dieser Anzeige gekommen.
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sentir
24.02.2016 11:39registriert Juni 2015
Bei sowas frage ich mich zuerst, ob sich Staatsanwalt und Toter gekannt haben...
Egal was hier als Todesursache herausgefunden wurde, spätestens beim Befund, dass KO-Tropfen im "Spiel" waren, muss man doch hellhörig werden.
Wünsche den Angehörigen viel Kraft bei der Verarbeitung dieser Ungerechtigkeit.
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