Schweiz
Gesellschaft & Politik

Rösti will als Bundesrat auf AKW setzen – wählt die Linke deshalb Vogt?

Die offiziellen Kandidaten der SVP fuer die Bundesratsersatzwahl, Albert Roesti, BE, links, und Hans-Ueli Vogt, ZH, freuen sich nach der SVP-Fraktionssitzung ueber ihre Nomination, am Freitag, 18 Nove ...
Einer von beiden wird es werden: Albert Rösti (links) und Hans-Ueli Vogt treten für Ueli Maurers Nachfolge an.Bild: keystone

Albert Rösti will als Bundesrat auf AKW setzen – wählen die Linken deshalb Vogt?

Der Berner Albert Rösti gilt als Favorit auf den freien SVP-Sitz im Bundesrat. Weil der Energiepolitiker dann wohl das Umweltdepartement übernehmen möchte, gibt es insbesondere bei den Grünen Überlegungen, Röstis Kontrahenten Hans-Ueli Vogt zu wählen.
20.11.2022, 09:0920.11.2022, 12:06
Mehr «Schweiz»

Die SVP hat sich festgelegt: Entweder der Berner Nationalrat Albert Rösti oder der Zürcher Rechtsprofessor Hans-Ueli Vogt soll die Nachfolge von Ueli Maurer im Bundesrat antreten.

Albert Rösti gilt als Favorit. Der Berner geniesst im Parlament einen guten Ruf und wird als kompromissfähig und umgänglich beschrieben. Gar Politikerinnen und Politiker aus dem linken Lager attestieren Rösti adäquate Umgangsformen und Eigenschaften für den Bundesrat.

Doch trotz aller Sympathie: Die politischen Positionen Röstis könnten das linke Lager veranlassen, an der Bundesratswahl am 7. Dezember Röstis Kontrahenten, den Zürcher Alt-Nationalrat Hans-Ueli Vogt, zu wählen. Es geht die Befürchtung um, dass Rösti bei seiner allfälligen Wahl, das Umweltdepartement (UVEK) übernehmen möchte.

In einem Interview mit dem «SonntagsBlick» äussert sich der Berner dazu erwartbar diplomatisch – er verhehlt allerdings auch nicht, dass er durchaus ein Auge auf dieses wichtige Departement geworfen hat. Es sei klar, dass die Amtsjüngsten im Bundesrat bei der Vergabe der Departemente hinten anstehen müssten, so Rösti. Allerdings sei ebenso bekannt, wo seine Stärken lägen. Rösti gilt als erfahrener Umweltpolitiker und ist studierter Agronom.

«Ich würde mich für Technologieneutralität in allen Bereichen starkmachen – auch in der Energieproduktion. Deshalb würde ich mich auch für eine Streichung des KKW-Verbots verwenden lassen»
SVP-Bundesratskandidat Albert Rösti

Der frühere SVP-Parteipräsident ist klarer Atomkraft-Befürworter, wie er gegenüber dem «SonntagsBlick» bekräftigt. «Ich würde mich für Technologieneutralität in allen Bereichen starkmachen – auch in der Energieproduktion. Deshalb würde ich mich auch für eine Streichung des KKW-Verbots verwenden lassen», erklärt Rösti. Er unterstütze eine Energiewende, die weg von fossilen Brennstoffen und hin zur Elektrizität führe. Das gehe aufgrund des erhöhten künftigen Bedarfs aber nur, wenn man alle fossilfreien Technologien zulasse – also auch die Atomkraft.

Genau diese Positionen sind insbesondere den Grünen ein Dorn im Auge. Ein Bundesrat Albert Rösti im UVEK wäre gar eine Horrorvorstellung, wie der grüne Nationalrat Bastien Girod gegenüber der «SonntagsZeitung» bestätigt: «Unsere grosse Sorge ist, dass die SVP durchsetzt, dass ihr neuer Bundesrat das UVEK übernimmt.» Und: «Bei Rösti ist die Gefahr viel grösser als bei Vogt, dass er bei einer Wahl als Bundesratskandidat das UVEK übernimmt.»

Rösti-Gegner Vogt würde bei einer allfälligen Wahl wohl eher das Justiz-, Aussen- oder Finanzdepartement favorisieren, da dort seine Kernkompetenzen liegen.

Bastien Girod, GP-ZH, diskutiert im Vorzimmer des Nationalrats, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 15. September 2021 in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Bastien Girod weiss noch nicht, für wen er am 7. Dezember stimmt.Bild: keystone

Stimmen die Grünen deshalb für den Zürcher Juristen Hans-Ueli Vogt? Girod will sich nicht in die Karten blicken lassen. Gegenüber der «SonntagZeitung» betont er, dass er sich noch nicht festgelegt habe. Aber er sagt klar: «Ein SVP-Bundesrat kann im Umweltdepartement grossen Schaden anrichten.»

Würde man Hans-Ueli Vogt als Bundesrat «durchbringen», wäre die Möglichkeit einer SVP-Übernahme des Uvek kleiner. Unabhängig von diesen taktischen Überlegungen hat sich zudem auch Grünen-Parteipräsident Balthasar Glättli in der Vergangenheit dezidiert gegen Albert Rösti im Uvek ausgesprochen und diesen als «Öllobbyisten» bezeichnet.

Auch wenn Albert Rösti nach wie vor als Favorit auf Ueli Maurers Nachfolge gilt: Chancenlos dürfte Hans-Ueli Vogt am 7. Dezember keineswegs sein. Bei aller Sympathie für Albert Rösti – ähnliche taktische Überlegungen wie jene bei den Grünen wird es auch in anderen Parteien geben. (con)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Bundesart Ueli Maurer tritt zurück – hier kommen seine lustigsten Momente
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
139 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
mrmikech
20.11.2022 09:47registriert Juni 2016
Albert Rösti und Umweltdepartement 😂

Wenn sich die Schweiz von der Fossilen-Energieindustrie kaufen lässt, ist klar, dass unsere Demokratie eine Illusion ist.
14514
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dogbone
20.11.2022 09:30registriert August 2014
Die Grünen haben bei den letzten Wahlen viele Stimmen bekommen. Jetzt ist es an der Zeit, ganz klar die Politik zu machen, für die sie gewählt wurden. Einen Kernkraft Lobbyisten im Bundesrat der das ungelöste Problem einfach nun doch wieder weiter hinausschieben will? Nicht wirklich, oder? Es reicht doch, dass er als Agronom wohl den Bauernstand (Subventionen) und die Fleischindustrie stärken wird. Ich glaube nicht, dass es für Girod da viel zu überlegen geben sollte.
11322
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bauchgrinsler
20.11.2022 09:23registriert Mai 2021
Den Atommüll vergräbt er dann in seinem Garten, da bin ich ganz sicher. Dafür könnte man ihn auch 'verwenden'.
9715
Melden
Zum Kommentar
139
Zug erfasst 76-jährige Rentnerin in Gränichen – Polizei sucht Zeugen

Am Montagnachmittag überquerte eine 76-jährige Rentnerin in Gränichen einen Bahnübergang und wurde dabei von einem herannahenden Zug erfasst. Die Frau war auf der Stelle tot. Die Kantonspolizei Aargau sucht Augenzeugen.

Zur Story