Schaltgetrieben oder doch ein Automatik-Fahrzeug? Jeder der Autofahren lernen will, wird mit dieser Frage konfrontiert. Sie zu beantworten, macht den meisten aber keine Schwierigkeiten. Sie legen die Prüfung mit einem Auto mit Schaltgetriebe ab und haben damit einen Fahrausweis in der Tasche, mit dem sie auch am Steuer eines Automatik-Fahrzeugs sitzen dürfen. Umgekehrt wäre dies nicht der Fall.
Geht es nach den Jungen Grünliberalen (JGLP) soll mit dieser Unterscheidung Schluss sein. Sie fordern die Einführung eines Elektro-Führerscheins. Wer mit einem E-Auto fahren gelernt hat, soll auch mit geschalteten Autos fahren dürfen – obwohl bei E-Autos bislang die gleichen Regeln galten wie bei Automatik-Fahrzeugen.
Vuichard und seine Parteikollegen wollen mit diesem Vorschlag das Elektroauto in die Fahrschule bugsieren. Derzeit gibt es nur sehr wenige Fahrlehrer, die mit einem Auto mit Elektro-Antrieb unterrichten. Keineswegs erstaunlich, so Pascal Vuichard, Co-Präsident der JGLP. «Die Motivation für Fahrlehrer sich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen, ist gleich null. Niemand ist so blöd und macht die Prüfung mit einem Elektrofahrzeug und darf damit kein Auto mit einer Getriebeschaltung fahren.»
Der Co-Präsident erwartet, dass Elektroautos in den nächsten Jahren noch viel besser werden, aber auch günstiger. Und somit auch für Junge erschwinglich. «Doch wir können nicht so lange warten, sondern müssen jetzt die nötigen Vorraussetzungen schaffen.»
Bruno Schlegel ist Fahrlehrer in Landquart und Vorstandsmitglied im Schweizerischen Fahrlehrerverband. Im Kanton Graubünden kennt er keinen Fahrlehrer, der auf Elektroautos setzt. Dass dies etwas an der Einstellung der Fahrschüler ändern würde, bezweifelt Schlegel: «Die meisten Jungen würden sich nach der Prüfung dennoch ein Fahrzeug mit Schaltgetriebe kaufen.» Grund: der höhere Preis des Elektroautos. Auch Fahrschulen halte dies von einer Anschaffung ab.
«Ein Fahrlehrer, der sich ein Elektroauto kauft, müsste vermutlich den Preis der Lektionen erhöhen, was wiederum die Fahrschüler abschreckt», sagt Schlegel. Zudem gibt es aus der Sicht von Schlegel noch einen weiteren plausiblen Grund, warum Fahrlehrer mit Elektroautos noch immer die absolute Ausnahme sind. «Unsere Fahrzeuge sind jeden Tag extremen Belastungen ausgesetzt. Bei den Elektrofahrzeugen gibt es in dieser Hinsicht einfach noch zu wenig Erfahrungswerte.»
SVP-Nationalrat Walter Wobmann spricht von einer Schnapsidee. «Wenn man sich im Verkehr bewegt, spielt es keine Rolle, ob man mit einem Verbrennungs-, oder einem Elektromotor unterwegs ist. Es gelten dieselben Regeln. Darum wäre es auch absurd, für den einen Antrieb einen eigenen Fahrausweis zu schaffen.»
Zudem findet er es falsch, Elektroautos speziell zu fördern. «Wenn sie wirklich so gut sind, werden sie sich von alleine durchsetzen, auch in der Fahrschule.»
Eine Studie, die von der Österreichischen Energieagentur gemeinsam mit verschiedenen Fahrschulen durchgeführt wurde, kommt hingegen zu einem ähnlichen Schluss wie die Schweizer Jungpartei. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen in Fahrschulen sei nur gering möglich, da eine Führerausbildung ausschliesslich für Automatikfahrzeuge bei den Fahrschülern nicht sehr beliebt sei.
Auch das Pilotprojekt schlägt die Ausbildung mit Elektrofahrzeugen vor. Kurz vor der Prüfung sollen die Fahrschüler auf ein Fahrzeug mit Schaltgetriebe wechseln. Der Pilotversuch zeigte, dass die Fahrschüler dadurch allerdings 1,4 Mal mehr Fahrstunden brauchen als auf dem herkömmlichen Weg. Anders der JGLP-Vorschlag: Jeder, der den Elektroführerschein erwerben möchte, müsste einfach nachweisen, dass er einige Lektionen mit einem Fahrzeug mit Schaltgetriebe geübt hat. «Damit wird gewährleistet, dass die Sicherheit auf den Strassen nicht gefährdet ist», sagt Pascal Vuichard.
Das Fazit des österreichischen Pilotprojekts fällt dennoch positiv aus: Die erprobte Ausbildung hätte Potential, den Einsatz von Elektrofahrzeugen attraktiver zu machen, schreiben die Studienleiter.