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Wer folgt auf Burkhalter? Druck für eine FDP-Frauenkandidatur steigt

ARCHIV - ZUR MELDUNG, DASS DIE FDP-NATIONALRAETIN ISABELLE MORET FUER DEN BUNDESRAT KANDIDIEREN WILL, STELLEN WIR IHNEN DIESES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Isabelle Moret, Nationalraetin FDP-VD, sprich ...
Etliche Politikerinnen und Politiker kündigten am Wochenende an, Isabelle Moret zu unterstützen.Bild: KEYSTONE

Wer folgt auf Burkhalter? Druck für eine FDP-Frauenkandidatur steigt

13.08.2017, 11:1113.08.2017, 16:21
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Bei der FDP Schweiz sind wie erwartet drei Vorschläge für die anstehende Bundesratswahl eingegangen: Nationalrat Ignazio Cassis (TI), Nationalrätin Isabelle Moret (VD) und der Staatsrat Pierre Maudet (GE) werden von ihren Kantonalparteien ins Rennen geschickt. Der Druck für eine Frauenkandidatur steigt.

Etliche Politikerinnen und Politiker kündigten am Wochenende an, Moret zu unterstützen. Bundespräsidentin Doris Leuthard, die ihre letzte Legislatur angekündigt hat, sagte der «NZZ am Sonntag» in einem Interview, die Parteistrategen wüssten schon lange, dass sich im Bundesrat die Frauenfrage stelle.

Die Konstellation bleibe dieselbe, ob sie – Leuthard – nun jetzt, in einem oder in zwei Jahren abtrete. Allerdings sei sie «schon der Meinung, dass es sich das Parlament nicht erlauben kann, eine Regierung mit nur einer Frau aufzustellen».

FDP-intern kann die Waadtländerin Isabelle Moret auf die FDP-Frauen zählen. Deren Präsidentin Doris Fiala hatte zwar nach der Bekanntgabe von Didier Burkhalters Rücktritt betont, es sei «die Stunde des Tessins».

Geschlechterfrage im Vordergrund

ARCHIVBILD ZUR BUNDESRATSKANDIDATUR VON JACQUELINE DE QUATTRO --- La conseillere d'Etat Vaudoise Jacqueline de Quattro parle lors d'une conference de presse de presentation de la feuille de  ...
Jacqueline de Quattro wollte den Anspruch der Frauen unterstreichen.Bild: KEYSTONE

Doch Doris Leuthards Rücktrittsankündigung habe die Frauenfrage befeuert, sagte sie auf Schweizer Radio SRF. Es sei wichtig, dass sich die FDP-Frauen nun «ganz dezidiert hinter Isabelle Moret stellen.»

Die Waadtländer Staatsrätin Jacqueline de Quattro sagte der Zeitung «Schweiz am Wochenende», mit ihrer zu Gunsten Morets zurückgezogenen Kandidatur habe sie den Anspruch der Frauen unterstreichen wollen. Im Bundesrat sollten stets mindestens drei Frauen sitzen, im Jahr 2017 dürfe das kein Thema mehr sein. Da müssten die Tessiner Ansprüche zurückstehen.

BDP-Parteipräsident Martin Landolt stiess ins selbe Horn. Der Tageszeitung «Blick» gab er zu Protokoll, für ihn sei die Geschlechterfrage wichtiger als die regionale Vertretung. Er werde Moret wählen; eine Partei mit zwei Bundesratssitzen sollte mindestens einen mit einer Frau besetzen.

Der Anspruch des Tessins sei zwar berechtigt, sagte Landolt. Unbegreiflich sei ihm aber, weshalb die dortige FDP nicht ein Zweierticket mit einer Frau und einem Mann nominiert habe.

FDP in lateinischer Schweiz an der Spitze

FDP-Präsidentin Petra Gössi sagte in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio SRF1, ihre Partei sei in der lateinischen Schweiz die stärkste. Das stütze schon einmal den Anspruch der FDP auf einen lateinischen Sitz.

FDP-Parteipraesidentin Petra Goessi spricht an der Delegiertenversammlung der FDP Schweiz zu den Delegierten, am Samstag, 24. Juni 2017, in Grenchen. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Auch Petra Gössi wünscht sich eine FDP-Frau im Bundesrat.Bild: KEYSTONE

Das Tessin sei seit 1999 nicht mehr im Bundesrat vertreten. Gemäss Bundesverfassung sei in der Landesregierung den Regionen und Landessprachen Rechnung zu tragen. Jetzt müsse die Fraktion abwägen, was sie stärker gewichte. Auch sie selbst wolle eine FDP-Frau im Bundesrat. Wie man dahin komme, sei allerdings bei der gegenwärtigen Ausgangslage offen.

Mit einem Seitenhieb auf die CVP sagte Gössi, für diese Partei wäre eine Tessiner FDP-Bundesrätin die ideale Lösung: Frauen- und Tessinerproblem mit einem Schlag gelöst, könnten beim Rücktritt von Leuthard alle CVP-Männer mit Bundesratsambitionen einlaufen. In der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens sagte Gössi, es sei ihre persönliche Meinung, dass eine Tessiner Kandidatur «auf das Ticket gehört».

Drei Nominierte

Die FDP gab die drei Anmeldungen für eine Bundesratskandidatur in der Nacht auf Samstag über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt. In einem Communiqué vom Samstagmorgen teilte sie mit, die drei Vorgeschlagenen verfügten über langjährige Erfahrungen in politischen Spitzenämtern.

Ob es alle drei auf die offizielle Wahlempfehlung der FDP schaffen, entscheidet die Fraktion am 1. September an einer Sitzung in Neuenburg. Die Kandidaten werden an der Fraktionssitzung einzeln angehört, sagte FDP-Mediensprecher Georg Därendinger zum Vorgehen. Daraufhin entscheide die Fraktion, ob ein Zweier- oder Dreierticket präsentiert wird – und welche Namen darauf stehen.

De Quattro will in den Nationalrat

Nach dem Verzicht auf eine Kandidatur will de Quattro auf die nationale Bühne. In einem Interview mit der Westschweizer Zeitung «24 Heures» vom Samstag kündigte sie an, sie wolle nach zwölf Jahren im Regierungsrat ihres Kantons 2019 für den Nationalrat kandidieren. Im Staatsrat habe sie die Anliegen, für die sie gewählt worden sei, erfüllt.

Die grosse Kammer visiert sie an, weil die Waadt im Ständerat bereits mit Olivier Français über einen FDP-Vertreter verfügt. Français hatte den Sitz 2015 von den Grünen zurückerobert.

Aussenminister Didier Burkhalter tritt nach acht Jahren im Bundesrat per Ende Oktober zurück. Über seine Nachfolge entscheidet die Bundesversammlung am 20. September. (viw/sda)

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bijouxly
13.08.2017 13:25registriert Dezember 2014
Die Linken spielen ein ziemlich feiges Spiel. Als die FDP 2010 Keller-Sutter brachten, wollten sie die ja auch nicht. Die Frauenfrage ist also nur wichtig, wenns grad passt.
Notabene wären mit Moret/Parmelin 2 aus der Waadt und Sommaruga/JSA 2 aus Bern im BR vertreten - über die Hälfte des BRs würde sich also auf eine Region konzentrieren! Sorry, aber ein solches Mächteungleichgewicht kann mit keiner Gleichstellungsparole der Welt relativiert werden!
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Bijouxly
13.08.2017 13:04registriert Dezember 2014
Es geht überhaupt nicht um die Geschlechterfrage. Das Tessin ist seit bald 20 Jahren nicht mehr vertreten. Die FDP bringt als einzige Partei einen wirklich wählbaren Tessiner - und den wollt ihr verwerfen, einfach weil ihr auf Biegen und Brechen eine Frau reinbringen wollt? Das regt mich richtig auf! Sollen die CVP und die SVP doch für Leuthard und Maurer eine Frau ins Rennen schicken, die werden keine valablen Tessiner haben bis 2019!
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Pat the Rat (das Original)
13.08.2017 13:31registriert Februar 2017
Ich sehe das ein bisschen anders...

Ich will die fähigste Person auf dem Posten sehen. Egal ob Mann, Frau oder Transgender, egal ob Waadt, Genf, Tessin, Neuenburg, Jura, Wallis, Freiburg, egal welche sexuelle Orientierung!

Aber ich hätte da noch eine andere Frage:
Wie sieht eigentlich die Geschlechterverteilung bei allen aktiven Politikern und Politikerinnen aus? Gibt es eine 50:50 Rate, oder eine 80:20 beziehungsweise eine 20:80?
Nur so nebenbei erwähnt...
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