Daten von weltweit über 77 Millionen Velo- und knapp 20 Millionen Jogging-Routen hat das «Social-Fitness-Netzwerk» Strava bereits gesammelt. Und daraus jetzt eine Heatmap entwickelt; eine Karte, die zeigt, wo Strava-Nutzer am häufigsten Joggen und Velo fahren.
In Zürich beispielsweise sind die Wege am Wasser (Sihl, Limmat, Seeufer) deutlich am beliebtesten, am meisten Velofahrer sind auf den Verkehrsachsen (Langstrasse – Kornhausbrücke und Bahnhofquai) anzutreffen.
Auch in Bern führen die Jogging-Routen entlang der Aare, die von Velofahrern am meisten frequentierte Strasse ist die Lorrainebrücke (siehe Bilder). Hier geht's zur Karte.
Die App nützt nicht nur dem Unternehmen Strava und wettbewerbsverrückten Sportlern sondern auch Städteplanern: Die Datensätze können wichtige Anhaltspunkte dazu liefern, wo neue Lauf- und Velowege gebaut werden müssen – eine Mobilitätsstatistik, rascher und billiger als Verkehrszählungen.
Der US-Staat Oregon nutzt den Datensatz bereits. Das Verkehrsministerium erhält gegen Lizenzzahlungen Zugang zu Strava-Daten über die Wege, die Läufer und Velofahrer benutzen. Um Datenschutz-Bedenken aus dem Weg zu räumen, betont Strava, die Informationen würden in «anonymisierter und aggregierter Form» weitergegeben. Ein Rückschluss auf einzelne Nutzer sei damit nicht möglich.
Ist das die Zukunft der Datenerhebung? Und ist dies eine Option für die Schweiz? Beim Zürcher Tiefbauamt wird auf die eigene, mittlerweile fünfjährige Mobilitätsstatistik verwiesen. «Es gibt einen Masterplan Velo, dessen Grundlage unsere eigenen Verkehrszählungen sind», teilt Mediensprecher Stefan Hackh mit.
Auf Strava angesprochen sagt er: «Über den Daumen gepeilt scheint es mir zu wenig repräsentativ, zu sehr nur eine Momentaufnahme.» Erst wenn genug Daten vorhanden seien, sei es eine Überlegung wert, «sich das mal anzuschauen».
Auch die Stadt Bern erhebt Daten zum Veloverkehr mit einem Zählstellen-Netz. «Das sind aber nur wenige Zählstellen, ausserdem dauert es dann jeweils zwei, drei Jahre, bis die Daten aufbereitet sind», sagt Judith Albers von der Fachstelle Fuss- und Veloverkehr. Mit alternativen Erhebungsmethoden wie Daten von Fitness-Apps habe man sich noch nicht auseinandergesetzt.
Nationalrat Jean-François Steiert, Präsident von Pro Velo Schweiz, kann darauf nur trocken lachen. Obwohl drei von vier Schweizern ein Velo besässen, sei das mit Zählmaschinen erhobene Datenmaterial ausgesprochen schlecht. «Punkto Velostatistik ist die Schweiz ein Entwicklungsland», sagt Steiert.
Bis jetzt beschränkten sich die Städte und Kantone auf «Ad-Hoc-Empfehlungen». «Dabei wäre jegliches Material interessant, auch wenn es nicht unbedingt wissenschaftlichen Kriterien entspricht», sagt Steiert. Pro Velo fordere deshalb, dass auch solche alternativ erhobenen Datensätze geprüft werden.
Toll und eine echte Verkehrsentlastung wären:
Pendelstrecken bis in die Innenstadt (mit Vorrang & durchgängig!), v.a. entlang beider Seeufer. Besonders wirksam in Kombination mit hoher Maut für Autos.