Schweiz
Gesundheit

214 Masern-Fälle in der Schweiz – Masern gelten trotzdem als eliminiert

214 Masern-Fälle in der Schweiz – Masern gelten trotzdem als eliminiert

21.10.2019, 12:2321.10.2019, 14:54
Mehr «Schweiz»
Ausschlag mit roten Hautflecken: Masern sind eine hoch ansteckende und potenziell lebensbedrohliche Infektionskrankheit. (Symbolbild)
So sehen sie aus, die Masern.Bild: KEYSTONE

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verzeichnet in den ersten neun Monaten dieses Jahres sechsmal mehr Masernfälle als im Vorjahr. Dennoch gilt die vermeintliche Kinderkrankheit in der Schweiz als eliminiert.

Zwischen Januar und Ende September 2019 zählte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Schweiz 214 Fälle von Masern – sechsmal so viele wie im Vorjahr, als es 34 waren. Das geht aus einem am Montag publizierten Bericht hervor.

Die Inzidenz hat somit von 4 (2018) auf 25.1 Fälle pro Million Einwohner zugenommen. Aufgetreten waren die Fälle in insgesamt 13 Kantonen – alleine im Kanton Bern waren es 83.

Gemäss BAG waren 20 Prozent der Erkrankten unter zehn Jahre alt, 23 Prozent zwischen zehn und 19 und 57 Prozent waren älter als 20 Jahre. Die Mehrheit der Fälle (84 Prozent) konnte einem bestimmten Ausbruch zugeordnet werden. Bei 16 Prozent fand sich der Ursprung nicht. 91 Prozent der 172 Erkrankten mit bekanntem Impfstatus waren nicht oder nur unzureichend geimpft, 9 Prozent vollständig geimpft.

Zwei Todesfälle

Die Mehrheit der Masern-Fälle gehörte zu einem von 30 Ausbrüchen zwischen Januar und Mai, die Ende Mai gemäss dem BAG unter Kontrolle gebracht werden konnten. Die grössten Ausbrüche wurden in den Kantonen Genf, St. Gallen, Zürich, Bern und Neuenburg festgestellt.

Die Krankheit Masern sei keineswegs harmlos, schreibt das BAG. So haben die Masern dieses Jahr zu zwei Todesfällen geführt. Beim ersten Fall handelt es sich um einen 30-jährigen zuvor ungeimpften Mann, der von Angehörigen mit Masern angesteckt wurde.

Er wurde 67 Stunden nach Exposition nachgeimpft. Diese Impfung kam jedoch zu spät, und er erkrankte trotzdem an Masern. Er verstarb innert kürzester Zeit nach Auftreten der ersten Symptome zu Hause.

Wir haben Esoteriker zum Thema Impfen befragt

Video: watson/nico franzoni

Beim zweiten Fall handelt es sich um einen 70-jährigen Mann, der wegen Krebs immunsupprimiert war. Er verstarb wenige Tage nach Beginn einer masernbedingten Lungenentzündung trotz Intensivpflege im Spital. Im Weiteren mussten in der Schweiz seit Anfang Jahr 45 Masern-Erkrankte hospitalisiert werden.

Masern eliminiert

Die Schweiz hatte sich 2010 zum Ziel gesetzt, die Masern zu eliminieren. Für den Zeitraum 2016 bis 2018 ist dies gelungen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Ende Juli 2019 die endemischen Masern in der Schweiz erstmals als eliminiert deklariert.

Somit gehört die Schweiz für den Zeitraum 2016 bis 2018 erstmals zu den 35 von insgesamt 53 Ländern der WHO-Region Europa, welche die Masern eliminiert haben.

Masern gelten gemäss WHO-Richtlinien dann als eliminiert, wenn dreimal in Folge keine länger als zwölf Monate dauernden Masern-Übertragungsketten mehr auftreten. Die Schweiz erfülle diese Kriterien trotz der Ausbrüche Anfangs 2019 weiterhin, schreibt das BAG.

Nur in Unterhosen gegen Neurofibromatosen

1 / 10
Nur in Unterhosen gegen Neurofibromatosen
Neurofibromatose: So heisst nicht die die Krankheit, die sich diese knapp bekleideten Läufer in Philadelphia angesichts der winterlichen Temperaturen zu holen drohen...
quelle: ap/jamie kassa / jamie kassa
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Denn seit Juni 2019 seien keine Übertragungsketten mehr aufgetreten. Somit sei die Schweiz weiterhin auf «Eliminationskurs». Dennoch brauche es weitere Anstrengungen des Bundes.

Die Masern sind in Europa allgemein auf dem Vormarsch. Alleine in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zählte die WHO bereits rund 90'000 Fälle.

Das BAG betont, dass eine Impfung die sicherste Methode ist, sich und seine Kinder vor den Risiken der Masern zu schützen. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Masern-Ausbruch in Amerika
1 / 5
Masern-Ausbruch in Amerika
Eine Dosis MMR-Impfstoff zur Immunisierung gegen Masern, Mumps und Röteln.
quelle: ap/ap / damian dovarganes
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Weltweiter Anstieg der Masernfälle
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
der nörgler
21.10.2019 15:29registriert Januar 2014
insbesondere der fall des 70 jährigen ist einfach nur tragisch. einmal mehr zeigt sich, dass die mehrheit keine ahnung hat, was herdenimmunität ist und was sie insbesondere für menschen bedeutet, die sich eben nicht impfen lassen können oder immunsupprimiert sind. wenn man so jemanden ansteckt, nimmt man bewusst einen todesfall in kauf. wie man sich das mit seinem gewissen zurechtlegt, das würde mich sehr interessieren...
770
Melden
Zum Kommentar
avatar
Älplermagrönli mit Öpfelmues
21.10.2019 16:10registriert April 2018
Bitte impft eure Kinder. Wenn nicht für euch selbst, dann wenigstens für eure Kinder, oder wenn das immer noch nicht ausreicht, dann für Menschen wie mich, die Krank sind und nicht geimpft warden können oder die Impfung nicht den gewünschten Effekt hat. Menschen wie ich oder den 70-jährigen Mann sind auf die Herdenimmunität angewiesen.
604
Melden
Zum Kommentar
avatar
Phrosch
21.10.2019 16:22registriert Dezember 2015
2 Todesfälle bei gut 200 Erkrankten, das ist einer von 100. Bei vielen anderen Dingen würden wir das niemals hinnehmen, sondern sofort nach Massnahmen rufen. Also bitte impfen.
515
Melden
Zum Kommentar
11
Mit diesen 8 Tipps werden Ostern für dich bestimmt nicht langweilig
Das verlängerte Osterwochenende steht vor der Tür. Damit dir während den freien Tagen nicht langweilig wird, haben wir hier acht sehr empfehlenswerte Ausflüge rund um die Ostertage zusammengestellt. Und ja: Es hat auch Schlechtwetter-Varianten.

Eine 20-Rappen-Münze so auf ein gekochtes Ei werfen, dass diese stecken bleibt? Ja, das geht. Wer's nicht glaubt, kann am Ostermontag unter den Bögen am Limmatquai oder auf dem Rüdenplatz diesen Zürcher Brauch bewundern oder selbst mitmachen.

Zur Story