«Heute ‹feiern› wir den ersten Todestag der Livecom Branche», schreibt Urs Schmid am 28. Februar 2021 auf Facebook. Schmid ist in der Geschäftsleitung von smARTec. Der Veranstaltungsdienstleister vermietet und liefert die Hardware für Events oder setzt diese auch gleich selbst um.
Seit Ende Februar letzten Jahres habe man aber praktisch nichts mehr zu tun. Es sei sein 20. Geschäftsjahr, man habe es unbeschadet durch die Finanzkrise geschafft und sei jedes Jahr etwas gewachsen, sagt Schmid. Das räche sich nun: «Wir haben über die Jahre aufgestockt, mehr Mitarbeitende angestellt, Fahrzeuge und Material gekauft. Jetzt sitzen wir auf 4000 Quadratmeter Eventequipment, das wir warten müssen und für dessen Aufbewahrung wir Miete bezahlen.»
Der Familienvater will nicht jammern, das betont er mehrmals. Er sei unglaublich froh, könne er Mitarbeitende für Kurzarbeit anmelden und Härtefallgelder beantragen. Doch es ist noch viel Sand im Getriebe.
«Wir sahen uns trotz Kurzarbeit gezwungen, einen Drittel unserer Mitarbeitenden zu entlassen. Und wir haben Lagerfläche abgegeben und Fahrzeuge verkauft.» Mit einer schlankeren Firma, so die Hoffnung, will man sich weiter über Wasser halten.
Mit den Härtefallgeldern für die Fixkostenbeteiligung hapert es noch. Da die smARTec nicht amtlich geschlossen ist und somit arbeiten darf, es aber keine Events gibt, haben sie keinen Anspruch auf die Unterstützung. Das ist für uns ein Affront», sagt Schmid. Er wolle nicht, dass der Staat sie rette. «Das wollen wir selbst schaffen. Aber wir brauchen Rückendeckung und können nichts dafür für diesen totalen Stillstand.»
Dass es mit der Auszahlung der Härtefallgeldern noch nicht überall rund läuft, bestätigt auch Adrian Erni. Er ist Mediensprecher von Expo Event Swiss LiveCom Association, dem Dachverband für Messen, Supplier und Agenturen.
Am 13. Januar baute der Bundesrat das Härtefallprogramm aus. Seither hätten auch Firmen aus der Eventbranche bereits erste Unterstützungsgelder erhalten. Die Bürokratie und die Unterschiede zwischen den Kantonen seien jedoch gross, sagt Erni. «Nach meinen persönlichen Erfahrungen funktioniert es zum Beispiel im Kanton Zürich relativ gut, im Kanton Bern ist man etwas langsamer mit den Auszahlungen», weiss Erni. «Das stellt eine klare Wettbewerbsverzerrung dar».
Doch die Härtefallgelder alleine würden nicht reichen. «Es ist nicht unsere Art, so laut zu schreien, wie das andere Branche tun. Aber Fakt ist: Unsere Branche ist seit einem Jahr down.» Man wolle endlich wieder arbeiten und vor allem planen, so Erni. Auch Schmid von smARTec bestätigt: Die «bleierne Unsicherheit», wie er sie nennt, sei schwer zu ertragen. «Wir brauchen eine Perspektive.»
Diese soll in Form einer Risikoversicherung geliefert werden. Zusammen mit fünfzehn weiteren Veranstaltungs- und Brachenverbänden fordert Expo Event vom Bund einen finanziellen Schutzschirm. Veranstaltungen zwischen dem 1. Juni 2021 und dem 30. April 2022 sollen geplant werden. Fallen sie aufgrund des Coronavirus ins Wasser, soll der Bund die finanziellen Ausfälle bis zu 90 Prozent decken.
«Wir müssen jetzt mit der Planung beginnen, sonst finden auch im Sommer keine Veranstaltungen und Events statt», erklärt Erni die Idee hinter dem Vorschlag und ergänzt: «Ein Restaurant braucht vielleicht eine Woche, um den Betrieb wieder hochzufahren. Aber wir können keine Events innerhalb von ein paar Tagen planen. Wir brauchen mehrere Monate Vorlaufzeit.»
Die Idee des Schutzschirms kommt nicht von irgendwoher. Deutschland und Österreich kennen bereits solche Risikoversicherungen. Letztere sprachen ihrer Veranstaltungsbranche Anfang Jahr 300 Millionen und erstatten 90 Prozent der angefallenen Kosten zurück, falls der Event kurzfristig abgesagt werden muss. «Wir hoffen, dass unser Vorschlag auch in der Schweiz Anklang findet, damit dieses Jahr nicht so rabenschwarz wird wie 2020», so Erni.
Halte ich für eine extrem schlechte Idee. Dann wird jede Branche das gleiche Fordern und unsere Wirtschaft verkommt noch mehr zu einem Abbild der CH-Landwirtschaft.
Besser wäre es, die Hilfszahlungen des Bundes wären grosszügiger und würden vor allem auch schneller ausgezahlt werden.
Dann hängt es auch nicht davon ab, ob eine Firma einem Branchenverband angehört, der in Bern gut lobbieren kann oder nicht.