Alle drei Jahre überprüft das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Preise aller zugelassenen Arzneimittel und Therapien. Das heisst für die Mitarbeiter des BAGs vor allem Eines: Tausende von Excel-Zeilen durchforsten und kontrollieren, ob die Medikamente auch weiterhin die Aufnahmebedingungen erfüllen und ob sie günstiger verkauft werden können.
Aktuell herrscht jedoch Chaos beim BAG. Weil die Preisüberprüfungen erste Priorität haben, da sie bis Anfang Dezember abgeschlossen sein müssen, hat das BAG alle anderen Aktivitäten auf Eis gelegt. Das hat Konsquenzen: Gesuche für neue Arzneimittel werden anstatt im August erst wieder im Oktober bearbeitet.
Neue Medikamente und Therapien kommen folglich nur mit riesiger Verzögerung auf den Markt. Pharmafirmen sind darüber wenig erfreut.
«Die Priorisierung des BAG und die damit verbundenen Verzögerungen sind für uns inakzeptabel», erklärt Sara Käch, Leiterin Kommunikation von Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz. Sorge bereitet Käch besonders der Zulassungsstopp: «Der Zugang zu Innovation wird verzögert und ist dadurch nicht mehr für alle Grundversicherten gesichert. Wir sind sehr besorgt über die Auswirkungen für Patienten und den Standort Schweiz.»
Die Forderung von Käch ans BAG ist klar: «Wir wollen, dass das BAG die abgezogenen Ressourcen umgehend wieder für die Aufnahme von Innovationen einsetzt. Der Zugang für alle Grundversicherten zu neuen Therapien ist sonst gefährdet.»
Das BAG bestätigt zwar, dass es derzeit zu Verzögerungen kommt, spielt den Ball aber zurück an die Pharmafirmen. Grund für die Verzögerungen seien die Pharmafirmen selbst, die oft horrende Summen für Arzneimittel forderten, so Mediensprecher Grégoire Gogniat vom BAG. «Die Preisvorstellungen der Pharmafirmen entsprechen oft nicht dem Nutzen der Therapie. Wegen dieser hohen Forderungen können neue Therapien vermehrt nicht mehr oder nur verzögert nach intensiven Diskussionen in die Spezialitätenliste aufgenommen werden», erklärt Gogniat.
Laut Sara Käch von Interpharma würde ein verstärkter Dialog das Problem lösen. «Wir erwarten, dass das BAG verstärkt mit Interpharma und ihren Mitgliedern ins Gespräch tritt. Wir sind nach wie vor bereit, an Lösungen für die derzeitigen Probleme mitzuarbeiten.»