Der Herbst steht vor der Tür und die einzelnen Sonnenstrahlen reichen nicht mehr für die sexy Sommerbräune. Menschen, die auch jetzt wie frisch aus der Karibik aussehen wollen, legen sich momentan en masse auf die Sonnenbank – trotz Krebsrisiko.
Die künstlichen Sonnenstrahlen sind in hierzulande sehr beliebt. Jede zehnte Person in der Schweiz besucht regelmässig ein Solarium. In Frankreich dürfte es damit aber bald vorbei sein: Die nationale Verbraucherschutzbehörde Anses will Sonnenstudios im ganzen Land dichtmachen: Die Politik müsse verhindern, dass die Bevölkerung weiter künstlichen UV-Strahlen ausgesetzt werde, erklärte die Behörde am Mittwoch in Paris. Auch Länder wie Australien und Brasilien haben das Solarien-Verbot bereits durchgesetzt.
Frankreich habe damit Vorbildpotenzial für die Schweiz, sagt SP-Nationalrat und Arzt Pierre-Alain Fridez: «In einer idealen Welt wären Solarien verboten.» Ein generelles Verbot der Sonnenliegen hierzulande würde verhindern, dass sich Menschen in Gefahr begäben und hohe Gesundheitskosten verursachten, so Friedez.
Ähnlich sieht das Bettina Schlagenhauff, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie: «Dass Solarien gesundheitsschädigend sind, wissen wir ja alle. Doch dazu kommt, dass die Betreiber oft suggerieren, das Sonnenbaden auf der Bank helfe bei depressiven Verstimmungen oder Vitamin-D-Mangel – was erwiesenermassen nicht stimmt.» Ein Verbot in der Schweiz würde sie deshalb ebenfalls befürworten.
Zisyadis Josef, ehemaliger Nationalrat der Grünen, versuchte bereits vor zwölf Jahren den Verkauf und die Benutzung von Solarien im ganzen Land zu verbieten – erfolglos. Seither folgten weitere Motionen. Die Sonnenkabinen tauchten auch in parlamentarischen Fragestunden auf. Der heutige Bundesrat Ignazio Cassis erkundigte sich 2010: «Solarium und Hautkrebs. Gedenkt der Bund zu handeln?» Der Bundesrat winkte ab.
Kommt das Thema auf den Tisch, sprechen die Gegner meist von einem Eingriff in die persönlich Freiheit und appellieren an die Eigenverantwortung der Nutzer. Schlagenhauff und Fridez bezweifeln deshalb, dass die Schweiz für ein absolutes Verbot bereit ist. Fridez: «Möglich wäre deshalb in einem ersten Schritt eine Einschränkung der maximalen Anzahl Sitzungen zu erwirken.» Darüber müsse sich die Schweizer Politik nun «wirklich Gedanken machen».
Die Schweiz hinkt mit der Handhabung der Solarien hinterher. Im Februar gab der Bundesrat aber bekannt, dass er Minderjährigen den Solarium-Besuch wegen des Hautkrebsrisikos künftig verbieten wolle. Diese Massnahmen schlägt er auf Grundlage des neuen Gesetzes zum Strahlenschutz vor. Die Mehrheit der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit empfiehlt dem Bundesrat aber, vom Solariumsverbot für Minderjährige abzusehen.
In Deutschland und Österreich ist Jugendlichen der Besuch von Sonnenstudios seit einigen Jahren untersagt. Minderjährige Franzosen dürfen die Anlagen schon seit 1997 nicht mehr betreten.