Ein MRI-Scan bei Kopfschmerzen, eine sofortige Überweisung an den Urologen wenn der Unterleib zieht, oder ein ganz bestimmtes Schmerzmittel: Nicht wenige Patienten haben vor dem Gespräch mit ihrem Hausarzt bereits eine genaue Vorstellung davor, wie ihre Behandlung aussehen soll.
Nun zeigt eine neue Studie der University of California: Geht der Arzt dem Wunsch des Patienten nicht nach, schätzt ihn also als nicht medizinisch relevant ein, wird er von dem Patienten als schlechter eingeschätzt. Um ganze 9 bis 20 Prozent stürzt die Zufriedenheitsnote in diesen Fällen durchschnittlich, berichtet das Schweizer Onlineportal Medinside.
Etwa zwei Drittel der Patienten, die innerhalb der Studie befragt wurden, hatten vor ihrem Arztbesuch einen konkreten Wunsch: sei es ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis, Schmerzmittel, eine Überweisung zu einem Spezialisten oder eine bestimmte Untersuchung.
In ganzen 85 Prozent der Fälle willigten die Ärzte ein, verordneten das Medikament oder schickten den Patienten ins Labor.
Besonders unzufrieden waren die Patienten mit ihrem Hausarzt, wenn dieser sie nicht an einen Spezialisten überweisen wollte. Gewisse Behandlungen konnten die Ärzte aber auch ausschlagen, ohne ihre Patienten zu erzürnen. Wollte ein Arzt beispielsweise kein Antibiotikum verschreiben oder den Patienten nicht zum Röntgen schicken, wurde ihm das nicht übel genommen.
Am Ende ihrer Studie ziehen die Autoren folgende Bilanz: Die Ärzte müssten wohl tendenziell besser erklären, was ihre Beweggründe für eine Ablehnung sind. Das sei in der heutigen Zeit, in der sich alles um Kundenzufriedenheit drehe, zentral.
Philippe Luchsinger, Präsident des Berufsverbands Haus- und Kinderärzte Schweiz, stimmt dem bei. «Wenn ich mit einem Patienten dessen Problematik eingehend diskutiert habe, ist er zufriedener, als wenn er nach dem Besuch von 10 Spezialisten feststellen muss, dass er unvollständig beraten worden ist.» Das Problem: Immer öfters fehle die Zeit für solche Gespräche. Der Hausärztemangel vereinfache diese Aufgabe nicht: «Damit der Patient seine Haltung im Gespräch relativiert, braucht es Vertrauen, das nur in einer langjährigen Beziehung aufgebaut werden kann.»
Übrigens würden Patienten am häufigsten Bildgebungen, also zum Beispiel MRI-Scans, fordern, ohne dass dies für die Behandlung Konsequenzen hätte, sagt Luchsinger. Wohl auf Empfehlung von Dr. Google.
Zufriedenheits-Erhebungen, ob innerhalb einer Studie oder in der täglichen Arbeit, sind in der Gesundheitsbranche umstritten. So schreibt etwa ein Autor des Gesundheitsblogs Sceptical Scalpel: «Meiner Meinung nach sollte man einfach aufhören mit diesen Zufriedenheits-Erhebungen.»
Tatsächlich werden Patienten immer häufiger nach einer Bewertung gefragt. Ratings sind im Trend. In der Schweiz ist es auf verschiedenen Websites möglich, Ärzte mit einer Punkteskala zu bewerten und ihre Leistung zu kommentieren. Eine Studie aus den USA zeigte jedoch vergangenen Herbst: Zwischen der User-Bewertung und der tatsächlichen medizinischen Leistung gibt es keinen Zusammenhang.
Luchsinger ist kein Fan von Internet-Bewetungsplattformen für Ärzte: «Ob ein Arzt qualitativ gute Arbeit leistet, kann der Patient in den wenigsten Fällen beurteilen.» Beurteilen könne er nur Serviceleistungen wie die Erreichbarkeit, die Freundlichkeit des Personals und das Eingehen auf die Problematik durch den Arzt. «Entsprechend würde ich selber meinen Entscheid, zu welchem Arzt ich gehe, nie einer solchen Plattform entnehmen.»