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Grüne wollen wegen Klimakrise einen Schweizer Bürgerrat schaffen

Grüne wollen wegen Klimakrise einen Schweizer Bürgerrat schaffen

21.08.2021, 06:26
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Balthasar Glättli, Fraktionschef der Grünen, sieht die Grundrechte in Krisenzeiten nicht genügend geschützt. (Archivbild)
Balthasar GlättliBild: KEYSTONE

Grünen-Präsident Balthasar Glättli hat nach dem Nein des Volkes zur Revision des CO2-Gesetzes die Idee zur Schaffung eines Klimarats für die Schweiz neu lanciert. Der durch das Los zusammengesetzte 200-köpfige Bürgerrat soll als Institution rasch mehrheitsfähige Lösungen für den Klimaschutz erarbeiten.

Dieses neue politische Gremium würde es wagen, «gewagtere Fragen zu stellen als die parlamentarische Mehrheit», und es würde «eine freie Beratung durch Leute ermöglichen, die keine Angst davor haben, nicht wiedergewählt zu werden», sagte Glättli der Westschweizer Zeitung «La Liberté» und ihren Partnerblättern (Samstagausgaben).

Der Zürcher Nationalrat wies auf die Langsamkeit der Schweizer Demokratie hin und kritisierte deren Unfähigkeit, grundlegende Fragen wie jene der Klimakrise zu beantworten. Die Grüne Fraktion hatte im September im Nationalrat eine parlamentarische Initiative zur Schaffung eines Klimarats eingereicht. Der Vorstoss wurde im Plenum noch nicht behandelt.

«Wir wollen einen Rat der Bürgerinnen und Bürger mit oder ohne Schweizer Pass schaffen, der ausgelost wird», sagte Glättli, «eine Mini-Schweiz, die alle Bevölkerungsschichten nach Alter, Geschlecht, Bildung, Wohnort und so weiter einschliesst», und die in das demokratische System der Schweiz integriert werden könnte, zum Beispiel als dritte Parlamentskammer.

Ähnliche Gremien im Ausland

Die Grünen verwiesen auf ins Leben gerufene oder geplante ähnliche Gremien in Frankreich und Deutschland. Der Klimarat soll Resolutionen verabschieden sowie Motionen und parlamentarische Initiativen zuhanden des Parlaments beschliessen. Diese sollen von Bundesrat und Parlament beschleunigt behandelt werden. Weiter könnte der neue Rat Volk und Ständen mit Zweidrittelsmehr einen Antrag auf eine Verfassungsänderung vorlegen.

Das Stimmvolk hatte Mitte Juni eine von Regierung und Parlament mühselig zusammengezimmerte Revision des CO2-Gesetzes mit Massnahmen zur Reduktion des Treibhausgas-Ausstosses knapp verworfen. Ein Dorn im Auge waren vielen Stimmenden neue Abgaben auf Benzin, Heizöl oder Flugtickets. Die Grünen schlagen neben dem Klimarat nun vor, unbestrittene Massnahmen aus dem Gesetzesentwurf zu retten. Zudem plädieren sie etwa für mehr Investitionen der öffentlichen Hand, um die Energiewende zu beschleunigen. (aeg/sda)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Helvetiavia Philipp
21.08.2021 07:41registriert Februar 2018
Der einzige Unterschied ist also, dass er per Los zusammengesetzt wird und auch Ausländer einschliesst. Von beidem erhoffen sich die Grünen natürlich Vorteile. Aber schliesslich bringts nichts, weil die ausgearbeizete Vorlage vom Stimmvolk angenommen werden muss. Und dort sind die Verhältnisse klar. Es wird nur noch mehr gelabert.

Offenbar hat Glättli einfach eind Vorlage der deutschen Grünen gecopypasted. Wir haben einen Bürgerrat namens Parlament. Nur besteht der - wie das Volk auch - nicht aus 246 Glättlis.
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vonBroesel
21.08.2021 08:07registriert Mai 2019
dieses Bürgerrat würde es eigentlich schon geben, man nennt ihn Nationalrat. das Problem ist, dass dieser durch Parteipolitik und Polemik immer unfähiger wird, zeitnah Entscheidungen zu treffen.
die Nationalräte müssten sich nur daran erinnern, dass sie vom Volk gewählte Vertreter sind und im Sinne der gesamten Schweizer Bevölkerung handeln sollten. und dies von Links nach Rechts.

Schlage vor, dass der Lohn des Nationalrats auf 1/4
wird, sodass diese noch einem normalen Beruf nachgehen müssen und wieder wissen wo der Schuh beim Volk drückt
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Peter Vogel
21.08.2021 13:03registriert Juni 2020
Bürgerräte sind etwas für Staaten ohne funktionierende Regierung. Wenn eure Lösungsvorschläge mehrheitsfähig wären würde man euch auch 1 Jahr nach einem AKW GAU noch wählen liebe Grüne. Vielleicht solltet ihr eure Haltung zu Sozial- und Einwanderungspolitik mal überdenken dann klappt's auch an der Urne.
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