Schweiz
Graubünden

Corona: Aus diesen Gründen lässt Graubünden die Skigebiete offen

Menschen mit Schutzmasken warten auf die Parsenn-Bahn, aufgenommen zum Start der Skisaison, am Sonntag, 25. Oktober 2020, in Davos. Das Skigebiet Davos Klosters startet den Wochenendbetrieb. (KEYSTONE ...
Ski- und Snowboardfahren ist in Graubünden über Weihnachten weiterhin möglich.Bild: keystone

Graubünden lässt die Skigebiete offen – so begründet der Kanton seinen Entscheid

Nach dem Kanton Wallis und dem Kanton Bern lässt auch Graubünden die Skipisten offen. So erklären die Kantonsregierungen ihre Entscheide.
21.12.2020, 21:0622.12.2020, 16:43
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Die epidemiologische Lage im Kanton Graubünden ist angespannt. Trotz Restaurantschliessung konnte der R-Wert in den vergangenen Wochen nicht unter 1 gebracht werden. Dennoch will die Kantonsregierung die Skigebiete über Weihnachten offen halten. Dies gab sie am Montag bei einer Pressekonferenz bekannt.

Während in der Innerschweiz, im Kanton St.Gallen und auch im Kanton Glarus der Skibetrieb ruhen muss, kann das Festtagsgeschäft in Davos, Laax, Arosa und Co. beginnen.

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Wie begründet der Regierungsratseinen Entscheid?

Der Regierungsrat begründete seinen Entscheid unter anderem damit, dass die Fallzahlen im Kanton stabil seien. Ein starker Anstieg war in den vergangenen Tagen nicht zu erkennen, jedoch konnten die Zahlen auch nicht gesenkt werden. Die 7-Tage-Inzidenz liegt in Graubünden über dem Schweizer Durchschnitt – aktuell bei 342,7 Fällen.

Regierungsrat Marcus Caduff, an einer Medienkonferenz der Buendner Regierung zur Offenhaltung der Skigebiete und der Impfstrategie, am Montag, 21. Dezember 2020, in Chur. Die Regierung will die Skigeb ...
Marcus Caduff: «Die Spitäler sind nicht überlastet.»Bild: keystone

Die Regierung sagte zudem, dass die Regionalspitäler im Kanton über ausreichend Kapazitäten verfügten. Regierungsrat Marcus Caduff (CVP) meinte, die Regierung stünde im regen Austausch mit den Spitälern. «Die Spitäler sind nicht überlastet. Sie können das erwartete Mehraufkommen über die Festtage auffangen», so Caduff.

Weiter begründete Caduff den Entscheid der Regierung damit, dass die Gäste sowieso kommen würden. Schweizerinnen und Schweizer würden dem «Corona-Blues» entkommen wollen, «das Bedürfnis nach Erholung und Abwechslung in der Natur» sei grösser denn je. «Wir rechnen damit, dass die Bündner Destinationen voll sein werden – unabhängig davon, ob die Skigebiete offen sind oder nicht», meinte Caduff. Dies führe zu einer Verdoppelung der Menschenmenge im Kanton. In den Destinationen werde es aufgrund der Feriengäste zu einem Gedränge kommen, erläuterte Caduff.

«Die Gäste verteilen sich im Skigebiet im Rahmen der strengen Schutzkonzepte, damit sinkt der Druck auf die Ortschaften.»
Marcus Caduff

«Daher gewinnt der Auftrag der Gästelenkung und der Verteilung noch mehr an Bedeutung», so Caduff. Zur Bewältigung dieser Herausforderung könnten die Bergbahnen einen wichtigen Beitrag leisten. «Die Gäste verteilen sich im Skigebiet im Rahmen der strengen Schutzkonzepte, damit sinkt der Druck auf die Ortschaften.»

Gibt es zusätzliche Massnahmen?

Ja. Caduff gab an der Pressekonferenz zu bedenken, dass Graubünden jetzt viele Tagesgäste anziehe, die sonst in den geschlossenen Skigebieten auf der Piste gewesen wären. Deshalb gibt es Einschränkungen der maximalen Personenzahl in den Skigebieten. Tagestouristen wird empfohlen, die Tickets im Voraus online zu bestellen, damit sie ihre Reise nicht umsonst unternehmen.

Damit die Spitäler und insbesondere deren Intensivstationen nicht zu schnell belegt sind, müssen die Skigebiete zudem Massnahmen zur Reduktion von Unfallrisiken ergreifen.

Dazu gehört, dass der Ausschank und der Konsum von Alkohol in den Skigebieten verboten wird. Die Behörden stützen sich dabei auf das Epidemiengesetz des Bundes. Die Bergrestaurants sind ohnehin geschlossen. Somit dürfen vor allem Take-aways keinen Alkohol abgeben.

Ausserdem sagte die Kantonsregierung, man müsse die Lage jeden Tag neu beurteilen. Caduff sprach von einer «hochdynamischen Lage». Ohne massgebliche Änderung der Situation wird sich an der Öffnung der Skigebiete aber nichts ändern. Die Regierung wird dann erst am 29. Dezember 2020 neu entscheiden.

Wo sind die Skigebiete sonst noch offen?

In den grossen Wintertourismus-Kantonen Bern und Wallis ist das Skifahren ebenfalls noch erlaubt. Im Wallis sind sogar die Restaurants geöffnet, da der R-Wert unter 1 liegt – aktuell bei 0,97.

Über die Feiertage wird im Wallis die Polizeipräsenz erhöht. Täglich kommen 220 Beamte der Kantonspolizei zusätzlich zu den Gemeindepolizisten zum Einsatz. Sie wollen kontrollieren, dass die Massnahmen gegen das Coronavirus von allen eingehalten werden.

Le president du conseil d'Etat Valaisan Christophe Darbellay parle lors d'une conference de presse du Conseil d'Etat du canton du Valais en vue de la 2eme vague de la pandemie de Corona ...
Christophe Darbellay: «In Verbier und Zermatt wird es sein wie in Bagdad.»Bild: keystone

Die Polizei will den Angaben zufolge eine starke Präsenz vor Ort zeigen und so präventiv wirken. Bei schwerwiegenden Verstössen gegen die Gesundheitsschutzmassnahmen würden die Fehlbaren angezeigt.

Regierungspräsident Christophe Darbellay (CVP) sagte zur erhöhten Polizeipräsenz zur «NZZ am Sonntag», dass es «in Verbier und Zermatt sein wird wie in Bagdad».

Auch im Kanton Bern bleiben die Skigebiete vorläufig offen. Der bernische Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) sagte, die Spitäler Frutigen-Meiringen-Interlaken AG (fmi) hätten in einem Brief um Schliessung der Skigebiete in ihrem Einzugsgebiet ersucht. Das Personal sei erschöpft.

Der Berner Regierungspraesident Pierre Alain Schnegg spricht waehrend einer Medienkonferenz ueber die Impfstrategie des Kantons Bern, am Montag, 14. Dezember 2020, im Rathaus in Bern. (KEYSTONE/Peter  ...
Ruft zu besonderer Vorsicht auf der Piste auf: Pierre Alain Schnegg.Bild: keystone

Von einer Schliessung sah die Kantonsregierung jedoch ab. Stattdessen wies sie die Rega an, verletzte Skifahrer nicht mehr in die Spitäler der «fmi» zu fliegen, sondern in andere Spitäler. Zudem empfahl Schnegg, beim Skifahren «besonders vorsichtig» zu sein. (cma/sda)

Video der Woche: Gesundheitsministerin stellt Corona-Leugner in den Senkel

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160 Kommentare
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Ihr Kommentar hat 20min Niveau
21.12.2020 21:19registriert August 2017
Die gehören alle einmal auf die IPS! Und zwar in der Nacht, in Doppelschichten!! Für 4300.- im Monat. Und die Ferien werden gestrichen!

Und ich gehe dann dafür in ihre Welt, denn da scheints schön zu sein.
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Rogan Eizur
21.12.2020 21:25registriert August 2020
"die Spitäler in GR sind nicht überlastet", das würde ich gerne vom Spital selber hören - what a shit show.
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Ruefe
21.12.2020 21:27registriert August 2015
"Christophe Darbellay (CVP) sagte zur erhöhten Polizeipräsenz zur «NZZ am Sonntag», dass es «in Verbier und Zermatt sein wird wie in Bagdad"

Alsooo, etwas über 2000 Tote wie in der Schlacht um Bagdad in 2003? Politiker bringen mich schon öfters zum Schmunzeln ^^
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