Schweiz
Homosexualität

Bar wirft lesbisches Paar raus – Tamara Funiciello findet klare Worte

Nationalraetin Tamara Funiciello, SP-BE, spricht nach der Einreichung der Petition. Die Petition "Meine Gesundheit - Meine Wahl!" fordert die Streichung der Abtreibung aus dem Strafgesetzbuc ...
Der Vorfall in Baden sei «bedenklich», sagt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello.Bild: keystone

Bar wirft lesbisches Paar raus – Tamara Funiciello spricht Klartext

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie ein lesbisches Paar aus einer Bar geworfen wird, ohne dass es zuvor zu Handlungen «fast wie beim Sex» gekommen ist. Nun äussert sich SP-Politikerin Tamara Funiciello zum Fall.
04.02.2023, 12:2823.12.2023, 11:56
Corsin Manser
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Der Rauswurf eines lesbischen Paars aus einer Bar in Baden hat hohe Wellen geschlagen. Die beiden jungen Frauen behaupteten auf Instagram, sie seien aufgrund ihrer sexuellen Neigung des Lokales verwiesen worden. Der Inhaber der Bar sagte jedoch, die Frauen hätten Bewegungen «fast wie beim Sex» gemacht. Sie seien rausgeflogen, weil sie unanständig gewesen und nicht weil sie lesbisch seien.

Zunächst war kaum zu beurteilen, wer recht hat – der Gastronom oder die beiden Frauen.

Doch der Wirt stellte watson Bilder seiner Überwachungskamera zur Verfügung. Darauf war zwar zu sehen, wie eine der beiden Frauen ein Bier ausschüttete. Handlungen «fast wie beim Sex» sind jedoch nicht erkennbar. Das Video stützte somit die Version des lesbischen Paares. In der Kommentarspalte wurden die Aufnahmen rege diskutiert.

Das Überwachungsvideo aus dem Rail One

Video: watson

Funiciello sieht handlungsbedarf

Nun hat sich Tamara Funiciello zum Fall geäussert. «Dass man 2023 nach wie vor Angst haben muss, dass man nicht einmal in Ruhe ein Bier trinken kann, wenn man lesbisch, bisexuell oder schwul ist, ist bedenklich», sagt die SP-Nationalrätin auf Instagram.

Es zeige, dass der Hass gegen Leute, die nicht-heteronormativ sind, nach wie vor sehr präsent und gross sei, so Funiciello auf Instagram. Die beiden Frauen hätten alles richtig gemacht, seien zur Polizei gegangen und hätten der LGBTIQ-Hotline angerufen. Aber nicht nur auf individueller Ebene müsse gehandelt werden, sagt die SP-Politikerin und nimmt ihre Community in die Pflicht. Sie müsse sich klar gegen Hass und Diskriminierung aussprechen und sich organisieren. «Leider ist es immer noch notwendig.»

Anzeige erstattet

Seit drei Jahren ist es in der Schweiz verboten, jemanden aufgrund der sexuellen Orientierung zu diskriminieren. Die Stimmbevölkerung stimmte dem erweiterten Antidiskriminierungsgesetz im Februar 2020 mit 63,1 Prozent zu. Es ist also möglich, Anzeige zu erstatten, wenn man aufgrund seiner sexuellen Neigung diskriminiert wird.

«Allerdings ist es für Betroffene oft sehr schwierig, Beweise für eine Straftat zu liefern», sagte Muriel Weger, Co-Geschäftsleiterin der LOS am Mittwoch gegenüber watson. Oftmals sei es Aussage gegen Aussage, was vor Gericht möglicherweise nicht ausreiche.

Der Fall in Baden sei kein Einzelfall, meinte Weger. «Wir kriegen immer wieder solche Meldungen.» Der Unterschied zu vielen ähnlichen Vorfällen dürfte jedoch sein, dass es Videomaterial gibt. Ob der Wirt und seine Angestellten für ihr Verhalten gebüsst werden, wird sich weisen. Eine Anzeige bei der Kantonspolizei Aargau ist deponiert. In zwei Wochen kommt es zur Einvernahme, wie die beiden betroffenen Frauen watson am Samstag mitteilen.

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258 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fight4urRight2beHighasaKite
04.02.2023 13:09registriert Oktober 2022
Komischerweise darf man Männer mit Rastas aus einer Bar schmeissen wenn es nach Frau Funiciello geht.

Dazu hat Frau Funiciello und ihre Parteikollegen jahrelang die homophobste aller Religionsgemeinschaften getätschelt und wenn ein muslimischer Barbetreiber ein lesbisches Paar aus der Bar wirft, hat wieder nichts mit nichts zu tun.

Klare Worte wären es, wenn die Hintergründe der Homophobie klar benennt werden würden: Religion und insbesondere die Religion des Friedens.
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Bits_and_More
04.02.2023 12:35registriert Oktober 2016
Die Frage ist ja, ob er bei einem Heteropaar gleich reagiert hätte. Je nach Kultur werden auch öffentliche Zärtlichkeiten zwischen Mann und Frau nicht gerne gesehen und das fängt schon beim Küssen und Schmusen an.
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jackjack
04.02.2023 12:42registriert Januar 2022
Naja, die Hand war schon ein wenig lange zwischen den Beinen. Auch noch inkl. auf dem Smartphone rumdrücken. Eventuell wollten sie auch ein wenig provozieren? Hat geklappt, gratuliere. Nehmt es mit Haltung und geht das nächste Mal in eine andere Bar.
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