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Ignazio Cassis soll sich bei den Palästinensern offiziell entschuldigen.

Cassis macht in Interview die Palästinenser wütend – und den Bundesrat auch noch gleich

24.05.2018, 11:1824.05.2018, 15:13
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Swiss Federal Councillor Ignazio Cassis on the way towards the UNESCO World Heritage Centre Petra in Amman, Jordan, on Monday, May 14, 2018. Cassis is on a three day visit to Jordan. (KEYSTONE/Ti-Pres ...
Aussenminister Ignazio Cassis während seiner Jordanien-Reise.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Aussenminister Ignazio Cassis soll eine «offizielle Entschuldigung ans palästinensische Volk» aussprechen. Das verlangt Saeb Erekat, der langjährige Chefunterhändler der Palästinenser und einflussreicher Vertrauter von Paläsinenser-Präsident Mahmut Abbas, in einem Protestschreiben an Cassis. Dies berichtet die Basler Zeitung mit Verweis auf eine Pressemitteilung der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, welche für die Verhandlungen mit Israel zuständig ist.

Hintergrund des Protestschreibens ist ein Interview, das Cassis auf der Rückreise eines Besuchs in Jordanien der Aargauer Zeitung gegeben hat. Er kritisierte darin die UNRWA, das Hilfswerk der UNO für die palästinensischen Flüchtlinge im Nahen Osten.

Die UNRWA sei Teil des Problems. Sie halte den Nahostkonflikt am Leben, indem es dazu beitrage, dass palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen auch 70 Jahre nach der Gründung Israels in dessen Nachbarländern noch in Flüchtlingslagern lebten. Sie hofften weiterhin auf eine Rückkehr. Der Aussenminister plädierte stattdessen für eine Integration der Langzeitflüchtlinge in ihren Aufenthaltsländern. Cassis stellte die Beiträge der Schweiz an die UNRWA in Frage.

Mit diesen Aussagen hat Cassis nicht nur die Palästinenser gegen sich aufgebracht. Bundespräsident Alain Berset führte im Namen des Gesamtbundesrats eine Aussprache mit Cassis. Nach diesem Treffen erklärte Bundesratssprecher André Simonazzi, dass sich an der Nahost-Politik der Schweiz, wie sie in der aussenpolitischen Strategie des Bundesrates definiert sei, nichts geändert habe.

Insbesondere gebe es keine Änderung, was die Unterstützung der UNRWA angehe. Als strategische Partnerin der Schweiz spiele die Organisation eine Schlüsselrolle für die Stabilität in der Region. Die Schweiz ist das achtgrösste Geberland der UNRWA. (cbe)

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Billy the Kid
24.05.2018 11:47registriert Februar 2016
Hab mich schon über das Interview dieses Bundesrats gewundert. Übrigens hat er auch nicht von "Integration in die Nachbarländer" gesprochen, sondern liess die Frage schlicht offen (!) wo die Leute denn hingehen sollen.
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piedone lo sbirro
24.05.2018 11:51registriert November 2016
wer cassis ein wenig beobachtet, kann aber über diese bemerkungen nicht erstaunt sein.

er gehörte schon als nationalrat der parlamentarier-gruppe schweiz/israel an, und war im frühling 2016 teilnehmer einer wallfahrt von SVP- und FDP-politikern nach westjordanland, um sich das dortige business eines schweizer investors zeigen zu lassen.

cassis hat die gabe von einem fettnäpfchen ins andere zu treten.
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N. Y. P. D.
24.05.2018 11:40registriert Oktober 2015
Herr Bundesrat Cassis gibt ein Statement ab.

Und André Simonazzi sagt, dass sich an der Nahost-Politik der Schweiz, wie sie in der aussenpolitischen Strategie des Bundesrates definiert sei, nichts geändert habe.

Das ist doch (ein klein wenig) peinlich. Und es schadet dem Amt des Aussenministers. Im Ausland ist man so zunehmend nicht sicher, ob das, was Bundesrat Cassis zum besten gibt, die offizielle Haltung der Schweiz ist.

Herr Bundesrat, so ein Faux - pas darf nicht nochmals passieren.
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