Einen Monat soll er mindestens dauern, alle ab 16 Jahren sollen ihn leisten: Frankreich hat einen neuen Entwurf für einen Service National Universel (SNU). Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte eine Einführung eines solchen Dienstes bereits vor seiner Wahl versprochen.
Grundsätzlich soll jeder Franzose und jede Französin ab 16 Jahren mindestens einen Monat lang einen öffentlichen Dienst leisten. Ob dieser in sozialen Einrichtungen oder in Katastrophen- und Bevölkerungsschutz geschehen soll, ist nicht geklärt. Freiwillig dürfen die Jugendlichen dann anschliessend weitere drei Monate Dienst anfügen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen diesen Dienst während ihrer Ferien leisten. Veranschlagt sind dafür einmalig 1,8 Milliarden Euro und ab 2019 bis 2027 jährlich 1,6 Milliarden Euro zusätzlich. Manche sind davon begeistert, andere dagegen überhaupt nicht.
Le service national universel c’est la meilleure idée du programme de Macron
— Jul jr (@Julien_Vra) 27. Juni 2018
#ServiceNationalUniversel Ce n'est pas en un mois que l'on va réparer les dégâts causés par une politique toujours plus laxiste à l'égard des délinquants. Punir toute une classe d'âge n'est pas non plus la solution. Le #SNU c'est la poudre de #perlimpinpin #LT
— Pringuez (@julienoirjn) 27. Juni 2018
In der Schweiz wurde der Zivildienst offiziell 1996 eingeführt. Doch wie auch in Frankreich ist der Ersatzdienst hierzulande umstritten. Seit seiner Einführung wurde das Zivildienstgesetz ganze elf Mal geändert.
2009 wurde die Gewissensprüfung abgeschafft. Damit reichte der Tatbeweis (der Wille, die 1,5-fache Dienstzeit zu tun), um für den Zivildienst zugelassen zu werden. Kurz nach der Abschaffung der Gewissensprüfung stieg die Anzahl Gesuche stark an. Seitdem versuchen die zuständigen Behörden und die Politik, den Zivildienst unattraktiver zu machen.
So führte der Bundesrat 2011 zum Beispiel eine vierwöchige Bedenkzeit ein. Ausserdem wurde die Auswahl der Einsatzgebiete auf zwei Bereiche beschränkt und auch die Spesen wurden gekürzt. Auf den 1. Januar 2018 hob der Bundesrat die Beschränkung der Wahlmöglichkeit wieder auf. Der Grund: Sie hat kaum dazu beigetragen, dass weniger Zivildienst-Gesuche gestellt wurden.
Dafür werden neu Soldaten, die bereits Wiederholungskurse absolviert haben, härter angegangen. Sie müssen nach der neuen Regelung immer 150 Tage Zivildienst ableisten, egal, wie viele Dienstage sie im Militär noch übrig haben.
Die Änderungen des Zivildienstgesetzes hängen stets mit anderen Gesetzen in Zusammenhang, was die Sache verkompliziert. So hat zum Beispiel die Strukturverbesserungsverordnung Einfluss darauf, dass gewisse landwirtschaftliche Betriebe keine Zivis mehr anstellen dürfen, weil diese sonst mit dem Arbeitsmarkt konkurrenzieren würden.
Nicht alle sind mit diesem Flickenteppich zufrieden. Die Pläne reichen von einer Abschaffung der gesamten Dienstpflicht bis zu einem allgemeinen Zivildienst für alle Schweizerinnen und Schweizer.
Zugegeben, seit die Abschaffung der Wehrpflicht bei der Volksabstimmung 2013 mit 73 Prozent abgelehnt wurde, sind die Bestrebungen in dieser Hinsicht verstummt. Trotzdem setzt sich die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee weiterhin für genau dieses Anliegen ein.
Es gibt ebenfalls Pläne, den Zivildienst mit dem Zivilschutz zu verschmelzen. Hier machen besonders die Kantone Druck, denn sie können ihr Aufgebot von Personal für Katastrophenfälle nicht mehr garantieren. Eine Fusion der beiden getrennten Dienste soll dem Abhilfe verschaffen.
Doch auch eine Ausdehnung der Dienstpflicht auf Frauen steht zur Diskussion. So empfahl eine vom Bund in Auftrag gegebene Studie zur Erhaltung der Wehrpflicht das «norwegische Modell» – die Dienstpflicht für Männer und Frauen.
Ähnliches lässt auch die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) verlauten. In einem ersten Schritt schwebt der SOG ein obligatorischer Orientierungstag für Männer und Frauen vor. «Ein solcher Informationstag bietet den Frauen die beste Plattform, um sich professionell beraten zu lassen, sich über die Instrumente der Schweizer Sicherheitspolitik zu informieren und die Karrieremöglichkeiten in der Armee kennenzulernen», schreibt die SOG in einer Mitteilung.
Heute können Frauen in der Schweiz zwar Zivildienst leisten, doch der Weg dahin ist beschwerlich. Interessierte Frauen müssen sich in einem ersten Schritt für die Armee einschreiben. Erst wenn sie als tauglich befunden werden, können sie sich aus Gewissensgründen in den Zivildienst umteilen lassen. Tatsächlich wird das selten gemacht.
Laut dem Bundesrat soll der Status Quo erhalten bleiben, aber modifiziert werden. «Bei der Dienstpflicht für Frauen handelt es sich um eine sicherheitspolitische und gesellschaftspolitische Frage, die tiefgreifender diskutiert werden muss», schreibt der Bundesrat in einer Mitteilung von Mitte 2017. Der freiwillige Eintritt von Frauen ins Militär soll aber weiterhin gefördert werden.