Frau Joris*, Sie wollen mit Ihrem gestern gegründeten Verein «Klimaseniorinnen» die Schweiz verklagen. Das klingt aberwitzig.
Elisabeth Joris: Ist es aber nicht. In verschiedenen Ländern sind bereits ähnliche Klagen eingereicht worden, in Australien beispielsweise oder auf den Philippinen. In Holland hat letztes Jahr ein Gericht das Land dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoss bis 2020 stärker als geplant zu reduzieren. Eine Klimaschutzorganisation hatte Klage eingereicht.
Aber die Regierung hat das Urteil nicht akzeptiert. Der Fall ist hängig. Versprechen Sie sich mehr von Ihrer Klage?
Jedes Land hat eigene Rechtsverordnungen. Aber klar, auch bei uns dürfte das ein langwieriger Weg werden. Wenn unsere Klage unter Umständen bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) geht – und das behalten wir uns vor – brauchen wir einen langen Atem. Wir stehen erst ganz am Anfang.
Warum werden Sie erst jetzt aktiv?
Warum nicht? Es ist nie zu spät. Zu sagen, es sei zu spät oder habe keinen Sinn, ist vollständige Resignation. Und das ist für mich kein Weg – sonst hätte ich längst aufgegeben.
Trotzdem. Jetzt noch klimapolitische Ziele für das Jahr 2020 definieren zu wollen, ist, gelinde gesagt, ambitioniert.
Damit eine Idee Form annimmt, muss der Zeitpunkt stimmen. Die Gründung unseres Vereins war eine Reaktion auf die UN-Klimakonferenz in Paris vom vergangenen Jahr. Damals hat sich der Bundesrat dazu verpflichtet, das auf internationaler Ebene anerkannte Ziel eines globalen Temperaturanstiegs von weniger als 2 Grad zu erreichen. Doch der Massnahmenkatalog des Bundes entspricht diesem Ziel nicht. Dagegen wehren wir uns jetzt.
Sie hätten das Referendum gegen das CO2-Gesetz ergreifen, oder eine Initiative lancieren können.
Klar, aber wir haben uns diese Frage gar nicht erst gestellt. Viel eher fragten wir uns: Was erwirkt internationale Resonanz und passt gleichzeitig zur Schweiz? Eine Beschwerde an den Bundesrat mit der Option, sich an den EGMR zu wenden, war der Plan, den wir von Anfang an verfolgt haben.
Warum ist die Klage reine Frauensache?
Frauen sind stärker von Hitzewellen, die der Klimawandel zu verantworten hat, betroffen – und zwar rein biologisch: Wir schwitzen generell weniger als Männer, unser Körper kühlt also schlechter ab. Zudem leben wir länger. Deshalb ist jetzt dieser Verein von Frauen geprägt. Aber Männer können uns natürlich unterstützen.
Und was macht das Alter aus?
Unsere Generation war zwar auch jene, die auf dem Buckel der Umwelt Profit maximierte und Wohlstand anhäufte, aber es gab schon immer Menschen, die sich dagegen gewehrt haben. Ich kritisiere die Nichtbeachtung der Endlichkeit dieser Welt seit 40 Jahren. Viele der Frauen, die sich jetzt engagieren, kritisieren das unbegrenzte Wachstum. Wir haben schon immer Lärm gemacht. Jetzt erst recht! Gerade eben weil wir alt sind, wollen wir weiterhin Lärm machen.
Es geht nur darum, Lärm zu machen?
Wir wollen eine Sensibilisierung erreichen, wir wollen in die Medien kommen – so wie ich jetzt gerade. Klar. Aber die Klage ist nicht nur symbolisch. Sie ist ein Versuch, auf einer neuen Ebene Verantwortung einzufordern.
Interessieren sich die Menschen genug für Klimapolitik?
Von einer Bewegung kann man sicher nicht sprechen. In meinem Umfeld, bei meinen Söhnen, die 34 und 38 sind, und wovon einer Kinder hat, ist die Betroffenheit da. Auch bei jungen Müttern, die zwar zum Teil stark auf dem Konsumtrip sind, aber doch den Ernst der Lage erkennen. Sie leben ja noch 60, 70 Jahre. Aber ich muss ehrlich sein: Wenn ich nur an mich denken würde, würde ich mich für gar nichts mehr engagieren. Aber wenn ich in sozialen Zusammenhängen denke, mich auf kantonaler, nationaler und globaler Ebene als Teil der Gesellschaft sehe, trage ich Verantwortung – erst recht in der Generationenfrage. Ich sehe mich als Mensch mit individuellen Rechten, aber auch sozialer Verantwortung.
Die Vereinsgründung fällt mit der Initiative «für eine grüne Wirtschaft» zusammen, das könnte Ihrem Anliegen Aufschub geben.
Ja, das glaube ich auch. Manche haben das Gefühl, wenn diese Initiative nicht wäre, würde man mehr über uns reden. Aber ich denke, das ergänzt und verstärkt sich.
Wie hoch schätzen Sie die Chance ein, dass Ihrer Klage stattgegeben wird?
Ich bin keine Berufsoptimistin. Ich sage nicht, das kommt alles super. Aber da war Aufbruchstimmung unter diesen Frauen, eine Bereitschaft, etwas zu bewegen, mal etwas anderes zu machen – trotz des Gegenwindes. Ich habe ein gutes Gefühl, aber eine Prognose kann ich nicht abgeben. Wir müssen das jetzt einfach probieren, wir wagen es.
Wegen all den Kllimasünden, die sie zehn mal schlimmer wie wir begangen haben. Wegen dem erschaffen des Schenkkreissystemes AHVs, welches uns zum "Wachstum" erst nötigt. Wieso nicht wegen dem dadurch erfolgten Ausverkaufs der Schweiz? Wieso nicht die Linken, wegen der durch die Zuwanderung anfallenden CO2 Belastungen?
Wieso verklagen wir nicht die alten Frauen?
Frühpensionierung, keine Dienstpflicht, Teilzeitstellen, sie machten zuwenig Kinder...
Niemand hat seine "soziale Verantwortung" doch so missachtet, wie gerade alte Frauen.
Irgendwie symptomatisch für diese Generation.