Seine 17-jährige Tochter liegt im Spital. Sie wurde am Donnerstagabend auf ihrem Roller angefahren und schwer verletzt. Aus noch ungeklärten Gründen kam ein 487 PS starker Mercedes plötzlich auf ihre Seite. Dass der Unfallfahrer ein bekannter Politiker war, erfuhr sie und ihre Familie erst am nächsten Tag. Der Vater* des Opfers kennt Philipp Müller nicht nur aus den Medien. Denn er selber war im Aargau politisch tätig: Als SVP-Vertreter sass er bis 2013 für die SVP im Gemeinderat seines Wohnortes Seon.
Der Vater des verunglückten Mädchens war selber am Unfallplatz und begegnete dort Philipp Müller. Im «Blick» erhebt er schwere Vorwürfe. Die «Aargauer Zeitung» hat den Opfer-Vater am Samstagmorgen erreicht und in einem Interview nachgehakt.
Wie geht es Ihrer Tochter?
Sie hat mehrere Brüche an beiden Beinen. Aber danke, es geht ihr den Umständen entsprechend gut.
Wie schilderte sie Ihnen den Unfall?
Sie habe auf ihrer Strassenseite einfach keinen Platz mehr gehabt mit ihrem Roller. Der Mercedes sei vollständig auf ihre Fahrbahn gekommen. Das hätten auch Zeugen bestätigt.
Sie erheben schwere Vorwürfe gegen Philipp Müller. Im «Blick» sagten Sie unter anderem, Müller habe sich weder am Unfallplatz bei Ihnen oder Ihrer Tochter gezeigt, noch sich später bei Ihnen gemeldet. Wann realisierten Sie, dass es FDP-Präsident Müller war, der Ihre Tochter angefahren hatte?
Erst am Tag darauf hatte ich diese Gewissheit, als es in den Medien kam.
Aber Sie haben Müller doch gesehen am Unfallplatz.
Ja und ihn sogar gegrüsst. Ich fragte mich noch, was er hier macht. Er setzte sich dann aber ins Polizeiauto und liess sich nicht mehr blicken. Ich habe nur unweit entfernt mit anderen Polizisten und Helfern gesprochen. Ich habe die Polizei noch gefragt, wo der Unfallverursacher sei. Die Antwort war: schon auf dem Posten.
Was haben Sie von Müller vor Ort konkret erwartet?
Dass er irgendeine Art von Anteilnahme zeigt. Er wusste hundertprozentig, dass ich der Vater sein musste. Es ist eine grosse menschliche Enttäuschung.
Hat sich Müller immer noch nicht gemeldet bei Ihnen?
Nein, nur sein Anwalt, im Verlaufe des Freitags.
Was hat er Ihnen gesagt?
Ich bitte um Verständnis, dass ich hier keine Details wiedergeben kann.
Aber offenbar hat Sie das Gesagte nicht zufriedengestellt?
Ich hätte erwartet, dass Philipp Müller sich persönlich meldet. Einfach einen Brief aufsetzen und über den Anwalt kommunizieren, ist nicht die feine Art.
Man könnte Ihnen vorwerfen, dass Sie das nun politisch ausnutzen. Sie waren SVP-Gemeinderat und Philipp Müller ist als prominenter FDP-Politiker auch ein Konkurrent der SVP.
Sicher nicht! Ich habe sonst eine gute Meinung von Philipp Müller. Ich habe sie politisch eigentlich auch jetzt noch. Aber menschlich hat mich Müller sehr enttäuscht.
Sie werfen Müller auch vor, den Retterinnen vor Ort nicht geholfen zu haben. Wie kommen Sie darauf?
Die Helferinnen haben mir nachher gesagt, der Unfallfahrer sei zuerst abgehauen. Er hielt ja erst etwa 300 Meter weiter vorne. Auch nachher ging er nicht zurück. Er war nie bei meiner Tochter. Das ist für mich unterlassene Hilfeleistung. Mir geht es aber nicht ums Juristische, mir geht es um die menschliche Seite. Müller hat seine Bürgerpflicht nicht erfüllt bezüglich Hilfeleistung.
Philipp Müller war für eine Stellungnahme am Samstag nicht erreichbar. Am Freitagabend schilderte er in einer persönlichen Stellungnahme die Ereignisse aus seiner Sicht. Hier der genaue Wortlaut der Mitteilung:
* Um seine verunfallte Tochter zu schützen, möchte der Vater des Opfers seinen Namen (der Redaktion bekannt) nicht publik machen.
Das er die Situation seiner Tochter nun nutzt um sich in die Medien zu bringen und Wahlkampf für die SVP zu betreiben finde ich einfach nur erbärmlich.
Gute Genesung der Tochter!
Ach, ich liebe diese Scheinheiligkeit. In beiden Interviews (Blick & AZ) besteht er darauf, dass er im Gemeinderat in Seon war. Ausserdem nennt er seine Partei sowie im Blick den Vornamen sowie den Anfangsbuchstabe des Nachnamens.
Wieviele Herbert A., ehemaliger SVP-Gemeinderat in Seon gibt es denn?
Trotzdem von mir gute Genesung an Kim A.
Hoffe deine Ärzte sind kompetenter als dein Vater! (Sonnst wäre er nach einem Jahr nicht bereits ersetzt worden)