Schweiz
Justiz

Booking.com: Schweiz leitet Verfahren ein

ARCHIV - ZUM VORGEHEN DES PREISUEBERWACHERS GEGEN BOOKING.COM STELLEN WIR IHNEN DIESES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - A person visits the website of the online travel agency Booking.com on an ipad, pictu ...
Die Verantwortlichen bei booking.com wollten sich nicht mit dem Preisüberwacher an einen Tisch setzen.Bild: KEYSTONE

Booking.com bezieht Stellung zu den Vorwürfen des Preisüberwachers

Der Preisüberwacher hat ein Verfahren gegen Booking.com eingeleitet. Bei einer Untersuchung fand er Hinweise auf einen Preismissbrauch bei den Kommissionen, welche die Online-Buchungsplattform in der Schweiz verlangt. Booking.com wehrt sich.
12.09.2017, 11:4712.09.2017, 18:22
Mehr «Schweiz»

Die Suche nach einer einvernehmlichen Lösung mit Booking.com sei gescheitert, schreibt der Preisüberwacher am Dienstag. Die Hotelbuchungsplattform habe sich nicht mit ihm an den Verhandlungstisch setzen wollen.

Stelle er einen Preismissbrauch fest, sei der Preisüberwacher von Gesetzes wegen verpflichtet, mit dem betroffenen Unternehmen ein Gespräch zu führen, mit dem Ziel, eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. Da das Vorgehen in diesem Fall gescheitert sei, habe man am 8. September als logische Folge ein Verfahren eröffnet.

«Von Gesprächsverweigerung keine Rede»

Die Untersuchung gegen Booking.com hatte Preisüberwacher Stefan Meierhans im Februar bei der Präsentation seines Jahresberichts publik gemacht. Man überprüfe, ob es sich um ein «marktmächtiges» Unternehmen handle, wie viel ein Hotelier bezahle, damit er auf der Plattform aufgeschaltet sei, wo er aufgeführt werde und wie viel Kommission ihn das koste, hiess es damals.

Booking.com machte geltend, von einer Gesprächsverweigerung könne keine Rede sein. Nach einem Treffen am 13. Juni lägen dem Preisüberwacher alle Daten und Fakten vor. Booking.com habe Beweismaterial zum Funktionieren des Marktes vorgelegt. Die Kommissionen seien im Konkurrenzvergleich und jenem mit anderen Ländern angemessen.

Erfolgreich und umstritten

Online-Buchungsplattformen sind wegen ihrer einschränkenden Teilnahmebedingungen umstritten. Die Plattformen machen den Hotels unter anderem Preisvorschriften, die es ihnen untersagen, ihre Betten auf anderen Verkaufskanälen günstiger anzubieten. Die Hotels und ihr Verband sehen darin einen Eingriff in die Unternehmensfreiheit.

Dennoch gewinnen die Plattformen bei Hotels immer stärker an Bedeutung: Laut Zahlen des Instituts für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis in Siders stieg ihr Anteil 2016 bei Buchungen in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Prozent auf rund 27 Prozent.

Das Geschäft würden die drei Plattformen Booking, Expedia und HRS beherrschen, die zusammen 93 Prozent der Direktbuchungen generierten. Der Löwenanteil entfalle dabei auf Booking.com, das zur US-Gruppe Priceline gehört.

Die Fachhochschule schätzt den Gesamtumsatz von Booking, Expedia und HRS auf mehr als 1 Milliarde Franken. Die von den Hotels an die Plattformen bezahlten Kommissionen beliefen sich auf 150 Millionen Franken. (sda)

Video der Woche: 29 Wörter, die auf St.-Galler-Deutsch herrlich klingen

Video: watson/Emily Engkent, Lena Rhyner
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
KLeeX
12.09.2017 15:00registriert Januar 2014
Uns bringt Booking fast 80% der Gäste aver 12% weniger Einnahmen als früher ohne diese Platform. Die Menschen reservieren nur noch per Booking, fast keiner ruft merh an, schreibt eine Mail oder kommt einfach vorbei. Wenn wir bei Booking weg gehen haben wir einfach 80% weniger Gäste.
Man könnte die Preise einfach erhöhen aber auch dann kommen weniger Gäste.
Es wäre gut wenn man auf der eigenen Homepage billigere Preise anbieten dürfte, aber das wird den Hoteliers ja verboten von Booking und Co.
252
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kevin Justin Bünzli
12.09.2017 13:34registriert Juni 2014
Preismisbrauch?
Gut zu wissen.
Das mindert mein schlechtes Gewissen wenn ich auf booking.com ein Hotel suche und dann direkt beim Hotel selber anrufe um zu buchen.
201
Melden
Zum Kommentar
16
In Luzerner Kantonsspital kursiert «Mimimi-Formular» – Belegschaft «verletzt und empört»

«Wir sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Luzerner Kantonsspital (LUKS) und schreiben Ihnen diesen Brief, um Ihnen ein schwerwiegendes Problem in unserem Unternehmen aufzuzeigen» – so beginnt ein anonymes Schreiben, das die watson-Redaktion diese Woche erhalten hat.

Zur Story