Schweiz
Justiz

Nach Demos: Verhaftete Klima-Aktivisten mussten DNA-Proben abgeben

Polizisten fuehren die Klimaaktivisten der Organisation Clima Justice am Eingang der Schweize Bank rCredit Suisse ab, aufgenommen am Montag, 8. Juli 2019 auf dem Paradeplatz in Zuerich. (KEYSTONE/Enni ...
Nach den Protesten vor den Schweizer Grossbanken in Zürich und Basel wurden 83 Aktivisten festgenommen. Bild: KEYSTONE

Nach Demos vor Banken: Verhaftete Klima-Aktivisten mussten DNA-Proben abgeben

21.07.2019, 03:1621.07.2019, 13:08
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Anfang letzter Woche verhaftete die Polizei in Zürich und Basel 83 Klima-Aktivisten, die die Eingänge der Grossbanken UBS und Credit Suisse blockiert hatten. Jetzt zeigen Recherchen des «SonntagsBlick»: Nahezu allen Festgenommenen wurden dabei DNA-Proben abgenommen.

«DNA-Proben greifen in das Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung ein. Bei gewaltfreien politischen Demonstrationen sind solche nicht verhältnismässig.»
Reto Müller, Lehrbeauftragter für Sicherheits- und Polizeirecht an der Universität Basel

Auch Minderjährige sind von der Massnahme betroffen. Mehr noch: Die Staatsanwaltschaften von Zürich und Basel haben in mehreren Fällen angeordnet, dass die Abstriche der Wangenschleimhaut im Labor ausgewertet werden sollen. Damit werden Erbgut-Profile der Demonstranten angelegt.

Für Experten gehen diese Massnahmen zu weit. Reto Müller, Lehrbeauftragter für Sicherheits- und Polizeirecht an der Universität Basel, sagt gegenüber dem SonntagsBlick: «DNA-Proben greifen in das Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung ein. Bei gewaltfreien politischen Demonstrationen sind solche nicht verhältnismässig.»

Klimaaktivisten blockieren die Eingänge der Hauptsitze der Grossbanken Credit Suisse in Zürich und UBS in Basel. Im Bild Aktivisten vor der UBS am Aeschenplatz in Basel.
Mit Baumstämmen und Fahrrädern blockierten die Klimaaktivisten die Eingänge zu UBS und CS in Zürich und Basel. Bild: KEYSTONE

Blockaden von Hauseingängen seien noch nicht unfriedlich. Unfriedlich wären diese erst, wenn es zu Ausschreitungen oder zur Anwendung physischer Gewalt käme. Die DNA-Entnahme bei Festnahmen an Demonstrationen steht schon länger in der Kritik. Das Bundesgericht hat die Praxis in ähnlich gelagerten Fällen wiederholt als unzulässig eingestuft. Sowohl die Zürcher als auch die Basler Ermittlungsbehörden bestätigen die Entnahme der DNA-Proben.

Zu den Gründen schweigen sie. Aus einer Verfügung der Staatsanwaltschaft Basel geht hervor, dass mit der Erstellung eines DNA-Profils mögliche vergangene sowie zukünftige Vergehen aufgeklärt werden könnten. Mehrere betroffene Aktivisten wollen nun Beschwerde gegen die Massnahme einlegen. (ohe)

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quelle: epa/keystone / laurent gillieron
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Klimaproteste Credit Suisse
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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mutbürger
21.07.2019 06:17registriert Oktober 2018
Was für eine übertriebene Reaktion auf diese Aktion!

Lasst uns dieses kranke System verändern und gestalten, anstatt es zu bekämpfen.
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esclarmonde
21.07.2019 07:22registriert Mai 2019
Es gibt klare Regeln für eine Berufsausübung, auch für die Polizei. Solche Überreaktionen seitens der Gesetzeshüter sollten geahndet werden. So von wegen Glaubwürdigkeit.
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Til
21.07.2019 05:05registriert März 2018
Tja, so ist die Schweiz: bei den Banken hört der Spass auf.
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