Sie arbeitet täglich acht Stunden in der Fabrik, er vertreibt sich die Zeit in der Badi mit Dealen von Drogen: Keline und Dragul (Namen geändert) wurden vom Bezirksgericht Bremgarten zu einer Geldstrafe beziehungsweise zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die 38-jährige Keline ihren Ehemann Dragul in mindestens zwei Fällen mit ihrem Auto zu Drogenkäufern chauffiert hat. Dafür wurde sie zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu 40 Franken verurteilt, bedingt erlassen bei einer Probezeit von zwei Jahren. Die von der Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten geforderte Busse von 600 Franken wurde nicht ausgesprochen.
Und der 42-jährige Dragul, in Handschellen von zwei Polizisten aus dem Gefängnis in Lenzburg nach Bremgarten zur Gerichtsverhandlung gebracht, kassierte für seine Machenschaften eine dreieinhalbjährige, unbedingte Gefängnisstrafe, unter Anrechnung der bereits ausgestandenen Untersuchungshaft von fast zwei Jahren.
Damit sprach das Bezirksgericht Bremgarten, unter dem Vorsitz von Präsident Raimond Corboz, eine deutlich geringere Freiheitsstrafe aus, als die Staatsanwaltschaft beantragt hatte. Diese forderte fünf Jahre unbedingt. Dragul muss unter anderem eine Busse von 600 Franken und Ersatzforderungen von 18'200 Franken bezahlen.
Der Angeklagte ist kein unbeschriebenes Blatt. Er ist im Kosovo in armen Verhältnissen aufgewachsen, verfügt nur über eine minimale Schul- und über gar keine Ausbildung. In seiner Heimat führte er mit seinem Bruder erfolglos ein Restaurant. So suchte er sein Glück fern von zu Hause. 1991 reiste er erstmals in die Schweiz ein. Er wurde damals wegen Drogendelikten des Landes verwiesen und kam mit einem Unterbruch von 2007 bis 2014 anschliessend wieder in die Schweiz zurück. Er hat nach eigenen Angaben 27'000 Franken Spiel- und Wettschulden.
Die Strafuntersuchung hat ergeben, dass der Beschuldigte im Zeitraum von November 2015 bis August 2016 eine unbekannte Menge Kokain gekauft, portioniert und rund 200 Portionen Kokaingemisch zu 0.7 bis 1 Gramm für je 100 bis 120 Franken an mindestens 18 Personen im Freiamt verkauft und dabei rund 20'000 Franken eingenommen hat. Die Anklage warf dem geständigen Täter vor, er habe die Gesundheit vieler Menschen aufs Spiel gesetzt.
Seinen Drogenhandel wickelte er hauptsächlich im Schwimmbad seines Wohnorts ab, bei einer Tankstelle im Dorf oder hinter der Post. Er trat aber nicht nur als Dealer auf, sondern konsumierte selber Betäubungsmittel, vor allem Kokain und Marihuana.
Dragul war ins Visier der Polizei geraten und wurde observiert. Während der Überwachungsphase konnte beobachtet werden, wie er Drogen verkaufte. Mehr noch: Keline, seine Frau, hat ihn mit ihrem Auto mehrfach zu den Treffpunkten mit den Drogenkäufern chauffiert, weil ihm der Führerausweis schon vor Jahren auf unbestimmte Zeit entzogen worden war. Sie hatte direkten Einblick auf das Geschehen und konnte beobachten, was vor sich ging.
Wie die Staatsanwaltschaft ausführte, machte sie sich dadurch der mehrfachen und vorsätzlichen Hilfeleistung zur unbefugten Beförderung, Veräusserung und Inverkehrbringung von Betäubungsmitteln schuldig und wurde im Juli 2017 mittels Strafbefehl gebüsst. Dagegen erhob sie Einsprache, mit der Begründung, nichts von der Drogendealerei ihres Mannes gewusst zu haben. «Ich bin strikte gegen Drogen. Was mein Mann getan hat, wusste ich nicht, er hat nie darüber gesprochen. Ich bin enttäuscht von ihm», beteuerte Keline, die dennoch treu zu ihrem Dragul hält.