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Wenn das «Schweizervolk» gegen das «Schweizervolk» entscheidet 

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Wenn das «Schweizervolk» gegen das «Schweizervolk» entscheidet 

Die Schweizer Stimmbürgerinnen und -bürger haben die erleichterte Einbürgerung für die dritte Generation deutlich angenommen. Und damit dem rechten Kampfbegriff «Schweizervolk» einen kleinen Schlag versetzt. 
12.02.2017, 16:0113.02.2017, 10:36
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Selbst der Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung», deren User wir seit kurzem mit eigenem Picdump in unserer Kommentarspalte willkommen heissen dürfen, tut es. Und zwar in Zusammenhang mit der USR III, obwohl es in Zusammenhang mit der Einbürgerungsvorlage passender wäre: 

Er bezichtigt das «Schweizervolk» der Gleichgültigkeit. Und man fragt sich unweigerlich, wen er damit meint. Wer gehört dazu? Wer nicht? 

Ich heisse Thiriet. Ich bin ein Franzose der dritten Generation. Gehöre ich dazu? Vermutlich schon, weil ich könnte ja gerade so gut ein Romand sein. 

Mein Arbeitskollege heisst Külahcigil. Er ist ein Türke der zweiten Generation. Gehört er auch dazu? Vermutlich nicht. Jedenfalls nicht für diejenigen, die «Schweizervolk» sagen.

Obwohl wir beide den Schweizer Pass haben und abstimmen und wählen, würden die meisten, die «Schweizervolk» sagen, ihn als «Eingebürgerten» bezeichnen. Oder als «Papierlischweizer». 

Und all die Secondos mit B-Bewilligung, die Expats, die Pauschalbesteuerten, die Grenzgänger und anerkannten Flüchtlinge, die seit Jahren in der Schweiz leben, arbeiten, Steuern und Abgaben zahlen?

Sie gehören ganz sicher nicht dazu. Jedenfalls nicht, wenn man jemanden fragt, der «Schweizervolk» sagt.  

Eine solch willkürliche und rassistisch-völkische Zugehörigkeitsbeschränkung gehört eigentlich aus unserem Sprachgebrauch und damit unserem Bewusstsein gestrichen.

Bis es soweit ist, wird es wohl noch eine Weile dauern und bleibt noch etwas zu tun.

Aber man kann eine diebische Freude nicht verhehlen, wenn das mantrahaft beschworene «Schweizervolk» entscheidet, künftig ein bisschen weniger «Schweizervolk» zu sein. 

Und genau dazu trägt jede Lockerung der Einbürgerungshürden unweigerlich bei. 

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154 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raphael Stein
12.02.2017 16:34registriert Dezember 2015
Das Schweizervolk geht manchmal bemerkenswert gleichgültig mit den Grundlagen seines Wohlstands um. So sad.....
Ist schon fast etwas frech diese Aussage. Was denkt sich der Gujer eigentlich dabei, wir seien alles Vollpfosten oder was!
So sad...
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Tepesch
12.02.2017 16:15registriert Oktober 2015
Was uns zu Schweizern macht ist das was uns im Herzen verbindet. Unabhängig von Hautfarbe oder Herkunft.
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HerrBircher
12.02.2017 16:15registriert Februar 2015
In einem Punkt bin ich mit diesem Artikel uneinig: Das Schweizervolk hat mit dieser Abstimmung meiner Meinung nach seine schweizerische Art verstärkt und und nicht abgeschwächt.
Dieser Entscheid zeigt, dass sich das Schweizervolk anders definiert als es die SVP gerne hätte. Nur leider scheint das durch deren inflationären Gebrauch etwas in Vergessenheit zu geraten.
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