Schweiz
Konsum - Detailhandel

M-Check: Wie die Migros das Label-Chaos beseitigen will

Migros Ice Tea Nachhaltigkeit Label
Auf den Verpackungen ist neu stichwortartig vermerkt, worin der Nachhaltigkeits-Mehrwert eines Produkts besteht.Bild: Migros

Wie die Migros das Label-Chaos beseitigen will – und dafür kritisiert wird

Klare Ansagen statt kryptischer Abkürzungen: Die Migros versieht ihre Produkte neu mit einer Nachhaltigkeits-Checkliste. Der Alleingang des Detailhändlers kommt allerdings nicht überall gut an. 
07.08.2018, 14:2007.08.2018, 14:48
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Wer sich in den Schweizer Supermärkten durch den Label-Dschungel kämpft, wähnt sich zuweilen im Fanta-4-Hit «MfG – mit freundlichen Grüssen».

ARD, ZDF, C&A – BRD, DDR und USA – BSE, HIV und DRK, rappen die deutschen Musiker in dem Song.

MSC, ASC, FSC, UTZ, FSC und aha!, springt es den Konsumenten aus den Regalen der Detailhändler entgegen.

Bereits im Februar räumte ein Migros-Sprecher im Gespräch mit watson ein: «Fakt ist, dass die Konsumenten zum Teil überfordert sind.» Nun reagiert der Detailhändler: Er lanciert den sogenannten «M-Check», der dem Buchstaben-Salat ein Ende bereiten soll.

Beschreibung statt Label

Neu vermerkt die Migros auf nachhaltigen Produkten stichwortartig, worin ihr Mehrwert besteht. Beispielsweise: «Produkt aus fairem Handel» oder «Rückverfolgbar bis zum Bauern». Wenig bekannte Labels wie UTZ verschwinden im Gegenzug von der Verpackung. «Mit diesem Kompass schafft die Migros als erste Detailhändlerin der Schweiz Orientierung im Label-Dschungel», kündigt der Konzern an.

So sehen die Checklisten aus.
So sehen die Checklisten aus.bild: migros

In Deutschland lancierte Lidl bereits im Frühling einen «Haltungskompass» für Fleisch, der den Konsumenten dabei helfen soll, bei den verschiedenen Tierwohl-Labels den Überblick zu bewahren. Damals sagte Sara Stalder, die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, zu watson: «Eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Lebensmittel-Labels wäre auch hierzulande unbedingt wünschenswert.»

Der Offensive der Migros kann Stalder nun allerdings wenig abgewinnen. Ein Alleingang des Detailhändlers sei kaum zielführend, bemängelt die Konsumentenschützerin in der SRF-Sendung «Espresso». «Migros bestimmt eigenmächtig, was nachhaltig ist und was nicht. Damit gaukelt sie ihren Kundinnen und Kunden Transparenz vor.»

Neben den herkömmlichen Labels weist die Migros im «M-Check» auch eigene Anstrengungen punkto Nachhaltigkeit aus, etwa ökologische Verpackungen. Dies veranlasst auch die Umweltorganisation WWF zu Kritik: Es sei unklar, nach welchen Kriterien die Migros ihre eigenen Nachhaltigkeitsleistungen auslobe, so eine Sprecherin. Grundsätzlich begrüsse man die Bestrebungen jedoch.

Was hältst du von der Nachhaltigkeits-Checkliste der Migros?

Die gekennzeichneten «M-Check»-Produkte kommen nun sukzessive in die Regale. Sollte sich zeigen, dass gewisse Formulierungen zu schwammig formuliert sind, sei die Migros offen für Anpassungen, verspricht Unternehmenssprecherin Alexandra Kunz.

(jbu)

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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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B.H.G
07.08.2018 15:31registriert Mai 2018
Wird nichts unternommen, wird kritisiert.

Wird etwas unternommen, wird kritisiert.
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Tenno
07.08.2018 15:09registriert Juni 2017
Mir fehlt in der Umfrage die Auswahl, gute Idee aber schlecht umgesetzt.
Die Migros soll ihre Marketingaktion einstampfen und mit Coop, WWF etc. an den Tisch sitzen und schweizweit eine Lösung finden. Welche über Aldi bis Globus die gleichen Richtlinien erfüllen müssen. So geht Transparenz aber ist halt Arbeit und bringt keinen Vorteil wenn man die Sache nicht richtig macht.
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SpoonerStreet
07.08.2018 15:42registriert November 2017
Meiner Meinung nach nützen Labels sowie Deklarierungen sehr wenig wenn diese nicht von unabhängigen Stellen kontrolliert werden.
Migros deklariert: "verantwortungsvoller Teeanbau". Das kann alles bedeuten. Verantwortungsvoll inwiefern ist die Kernfrage.
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