Schweiz
LGBTQIA+

Friedliche, fröhliche Gay Pride mit Bundesrat Cassis in Lugano

Teilnehmer der LGBT-Parade am Samstag, 2. Juni 2018, entlang der Seepromenade in Lugano. Jedes Jahr im Juni feiern Hunderte von Staedten und Gemeinden auf der ganzen Welt die LGBT (Lesben, Gay, Bisexu ...
Friedliche Demo im Tessin.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Friedliche, fröhliche Gay Pride mit Bundesrat Cassis in Lugano

Die Polizei hat rund 7000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezählt.
02.06.2018, 20:3202.06.2018, 20:45
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Lugano hat am Samstag die erste Gay Pride erlebt. Bunt gekleidet und in friedlicher Stimmung zogen die nach Polizeiangaben rund 7000 Teilnehmer durch die Stadt. Aussenminister Ignazio Cassis verurteilte auf Grund von sexueller Orientierung ausgeübte Gewalt.

Angereist waren die Kundgebungsteilnehmer aus der Schweiz - namentlich aus der Westschweiz und dem Tessin - und auch aus Italien. Sie zogen das Seequai entlang und durchs Stadtzentrum und mussten wegen eines Gewitters zeitweise ihre Regenschirme öffnen.

Cassis begrüsste die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Namen des Bundesrates an der ersten Gay Pride der italienischsprachigen Schweiz. «Dies tue ich aus dreifacher Überzeugung, nämlich als Vertreter der Auslandschweizer, der liberalen Werte meiner Partei und meiner Italianità», sagte der FDP-Bundesrat.

Er verurteile jegliche diskriminierende oder gewalttätige Haltung auf Grund von sexuellen Präferenzen, sagte Cassis. In mehr als 70 Ländern sei Homosexualität verboten. In einigen Ländern werde sie gar mit dem Tod bestraft.

Zuschauer an den Ansprachen zur LGBT-Parade am Samstag, 2. Juni 2018, entlang der Seepromenade in Lugano. Jedes Jahr im Juni feiern Hunderte von Staedten und Gemeinden auf der ganzen Welt die LGBT (Le ...
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Der Bundesrat erinnerte an die Rolle der Schweiz beim Einstehen für die Menschenrechte, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Vor ein paar Tagen habe er diese Frage mit einer Delegation aus Weissrussland besprochen. Die Eröffnung einer Schweizer Botschaft in Minsk sei an die Akzeptanz von Homosexuellen gebunden, sagte Cassis.

Cassis beglückwünschte die Organisatoren der Gay Pride in Lugano für ihren Mut, die Veranstaltung im eher konservativen Tessin auf die Beine gestellt zu haben. Katholische Kreise hatten den Anlass im Vorfeld kritisiert, erhielten aber keine Bewilligung für eine Gegenkundgebung.

Teilnehmer der LGBT-Parade am Samstag, 2. Juni 2018, entlang der Seepromenade in Lugano. Jedes Jahr im Juni feiern Hunderte von Staedten und Gemeinden auf der ganzen Welt die LGBT (Lesben, Gay, Bisexu ...
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Mit Cassis freuten sich der Luganeser Stadtpräsident Marco Borradori (Lega) und die Tessiner Grossratspräsidentin Pelin Kandemir Bordoli (SP) über den Erfolg der ersten Tessiner Gay Pride. Der Anlass sei wichtig für die Öffnung des Kantons gegenüber Minderheiten.

«Unsere Gesellschaft hat sich in 20 Jahren stark gewandelt», sagte Cassis im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Vor 20 Jahren habe er sich als Arzt im Tessin mit der Immunschwächekrankheit Aids beschäftigt. Von der Krankheit oder von Homosexualität zu sprechen, sei damals ein Tabu gewesen.

Es war der Westschweizer Pride-Umzug, der dieses Jahr in Lugano stattfand, nachdem er vergangenes Jahr durch Bern gezogen war. Politische Forderungen waren mit der Pride 2018 nicht verbunden. Ziel der Teilnehmenden sei es, Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) nachhaltig sichtbar zu machen, sagte ein Sprecher.

Denn LGBT seien trotz Verbesserungen immer noch Opfer von Diskriminierung. Besonders in Schulen, Sportvereinen und ähnlichen Institutionen würden sie eingeschüchtert oder beleidigt, heisst es in der Broschüre zur Kundgebung.

Teilnehmer der LGBT-Parade am Samstag, 2. Juni 2018, entlang der Seepromenade in Lugano. Jedes Jahr im Juni feiern Hunderte von Staedten und Gemeinden auf der ganzen Welt die LGBT (Lesben, Gay, Bisexu ...
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

(dsc/sda)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Roman Stanger
02.06.2018 21:15registriert Februar 2018
"Die Eröffnung einer Schweizer Botschaft in Minsk sei an die Akzeptanz von Homosexuellen gebunden, sagte Cassis."

Ja. Und zwar weil Weissrussland als Handelspartner irrelevant ist und ihr Präsident allgemein vom Westen geächtet wird. Da ist es ganz billig, eine solche Haltung zu vertreten. Botschaften in wichtigen Ländern wie Indien und Saudi-Arabien sind von diesem Boykott selbstverständlich nicht betroffen!
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Jazzdaughter
02.06.2018 22:58registriert Oktober 2016
"[...] erinnerte an die Rolle der Schweiz beim Einstehen für die Menschenrechte, unabhängig von der sexuellen Orientierung."

Also, wann wird Ehe für Alle endlich in der Schweiz erlaubt sein?
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