Anders als bei konventionellen Triebwerken (Bild) soll die Luft von hinten hineinströmen. Bild: KEYSTONE
Ein Ingenieur aus Altdorf UR will die Luftfahrt revolutionieren. Martin Ziegler entwickelte ein Triebwerk, das den Kerosinverbrauch um bis zu 50 Prozent und damit auch den CO2-Ausstoss massiv senken sollte. Das Prinzip tönt einleuchtend: Die Luft strömt von hinten statt vorne in die Turbine, wird um 180 Grad umgelenkt und nach hinten wieder ausgestossen. Dadurch soll das Zetjet-Triebwerk mehr Schub erzeugen, sagt der Erfinder. Zetjet steht für Ziegler-Jet.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zeigte sich angetan, zumal Ziegler bei der Entwicklung von Gewehrmunition mit einem ähnlichen Prinzip gute Resultate erzielt hatte. Es bewilligte einen Bundesbeitrag von 1,35 Millionen Franken an die Entwicklung des Triebwerks, berichtet der «Tages-Anzeiger». Grundlage ist demnach der verfassungsmässige Auftrag, Treibstoff-Steuergelder für Umweltschutzmassnahmen zu verwenden.
Weit weniger begeistert reagierte die Fachwelt. Für sie macht die Idee keinen Sinn, weil Luft nicht einfach von hinten in eine Turbine strömt, sondern angesogen werden muss. Unter dem Strich entsteht dadurch kein zusätzlicher Schub. Auch das Europäische Patentamt in Den Haag lehnte Zieglers Patentantrag ab, weil die Idee den Impulssatz verletze, ein Grundgesetz der Physik.
Trotz dieser Warnsignale hielt das BAZL lange am Projekt fest. Erst Anfang April stoppte es die Förderung. Bis dahin hatte es 820'000 Franken in Zieglers Erfindung gesteckt. Auf eine Rückforderung will das Amt verzichten, weil der Erfinder «in der Theorie» gewisse Effizienzsteigerungen und Erkenntnisse erreicht habe. Allerdings werde man «künftig bei risikobehafteten Projekten eine breitere fachliche Beurteilung vornehmen», sagte ein Sprecher dem «Tages-Anzeiger».
Martin Ziegler zeigte sich enttäuscht. Seine Technologie könne viele Arbeitsplätze schaffen, «aber das muss man wollen». Gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag» hatte er die Erwartungen allerdings gedämpft. Bis zum Einsatz an grossen Passagierflugzeugen könne es Jahre dauern und in der Entwicklung rund 1,5 Milliarden Franken kosten. (pbl)