Allzu viele Sympathien scheint die «Weltwoche» bei Krsto Lazarevic nicht zu geniessen. Der Journalist und Osteuropa-Korrespondent, der für verschiedene deutschsprachige Medien aus dem Balkan berichtet, wurde gemäss eigenen Angaben von «Weltwoche»-Auslandschef Urs Gehriger wegen eines Nachdrucks angefragt.
In dem Antwortmail, das Lazarevic am Montag auf Twitter und Facebook veröffentlichte, macht Lazarevic keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen das Wochenblatt. Der Text ist zudem gespickt mit Andeutungen auf frühere Kontroversen rund um die «Weltwoche».
Dieser Moment, wenn die @Weltwoche dich nach einem Beitrag anfragt und du irgendwie antworten musst, ein einfaches "Nein" aber nicht genügt. pic.twitter.com/Zp5tCkQQFJ
— Krsto Lazarevic (@Krstorevic) 3. Juli 2017
Lazarevic spielt in dem Abschnitt auf einen Artikel in der «Weltwoche» an, der im Frühling 2012 hohe Wellen geschlagen hatte. Das Magazin machte die Geschichte über Raubzüge von Roma-Banden in der Schweiz auf der Titelseite mit dem Porträt eines dunkelhäutigen Jungen auf, der eine Pistole auf den Betrachter richtet. Dabei handelte es sich um ein Archivbild.
Der Presserat rügte später das «Weltwoche»-Cover: Die Zeitschrift hätte das Foto als Symbolbild kenntlich machen müssen. Zudem sei die Kombination zwischen Titel und Titelbild zu pauschalisierend und bediene sich an Vorurteilen und Stereotypen.
In der angesprochenen Ausgabe (mit dem korrekten Titel «Fairness für Erdogan») schwingt sich Roger Köppel im Editorial zum Verteidiger des autokratisch herrschenden Staatschefs Recep Tayip Erdogan auf: «Ich respektiere Staatspräsident Erdogan als rechtmässiges Staatsoberhaupt, das auf die Unterstützung einer demokratischen Mehrheit seiner Landsleute zählen kann. Zudem respektiere ich, dass sich die Türkei in einer Art Belagerungszustand befindet. Es geht um Recht und Ordnung. Übersehen es in ihrem selbstgerechten Zorn vielleicht die westlichen Erdogan-Anprangerer?»
Der Beitrag sorgte vielerorts für Kopfschütteln und reiht sich ein in eine lange Linie von provozierenden und polemischen Artikeln des ehemals linksliberalen Wochenblatts. Einer der Höhepunkte war 2015 die Kür des damaligen FIFA-Chefs Sepp Blatter zum Schweizer des Jahres. Blatter sah sich zu dieser Zeit gerade happigen Vorwürfen aufgrund des FIFA-Korruptionsskandals ausgesetzt.
Köppel selber sagte dazu gegenüber SRF: Es sei manchmal wichtig, Gegensteuer zu geben, «damit diese moralische Verurteilungsstimmung nicht alles beherrscht».
Auslands-Redaktor Urs Gehriger geriet vor zwei Jahren in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass er grosse Teile einer Buchrezension abkupferte. Gehriger bediente sich für die Besprechung eines Geschichtsbuchs grosszügig bei der britischen Tageszeitung «The Telegraph». Später deckte die NZZ auf, dass Gehriger auch Textpassagen aus der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und aus der «Welt» übernommen hatte, ohne sie kenntlich zu machen. «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel nahm gegenüber der NZZ Stellung: «Diese Fehlleistungen entsprechen nicht dem handwerklichen Standard der Weltwoche». Die «Weltwoche» habe Massnahmen ergriffen, damit so etwas in Zukunft nicht mehr vorkomme. Gehriger selber liess ausrichten, er haben einen Fehler gemacht und sei von der Chefredaktion gerügt worden. Es werde nicht mehr vorkommen.
Im Lauf des Mails wird Lazarevic dann überdeutlich:
Auf Twitter erntet der Lazarevic begeisterte Reaktionen:
Gross. Aber ich hätt den Sechseläutenplatz genommen :)
— reda el arbi (@redder66) 3. Juli 2017
auf den punkt gebracht .. aber zum trockenreiben bitte nicht die wewo nehmen sonst war das sauberlecken für die katze :-)
— John Friend (@JohnFriend10) 3. Juli 2017
Grosser Applaus
— Philippe Schneuwly (@Pippolaforza) 4. Juli 2017
Weltwoche-Redaktor Urs Gehriger war bislang für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
(wst)