Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Den Sanierungsfall «Basler Zeitung» hat sich SVP-Doyen Christoph Blocher einiges kosten lassen, als er sie vor fünf Jahren kaufte. Ob das Unternehmen je wieder in die Gewinnzone zu bringen wäre, war unklar – aber auch nicht so wichtig.
Wichtiger war es, in der rot-grünen Hochburg Basel-Stadt mit einem Massenmedium die öffentliche Meinung so weit wie möglich nach rechts zu biegen.
Wie der von Markus Somm geschasste ehemalige stellvertretende Chefredaktor der «Basler Zeitung» Urs Buess im «Tages-Anzeiger» feststellt, ist das nicht gelungen. Dass die von der «Basler Zeitung» als Leiterin Straf- und Massnahmenvollzug Basel-Landschaft verhinderte grüne Lokalpolitikerin Sibel Arslan in den Nationalrat gewählt und der BaZ-Kolumnist und CVPler Markus Lehmann abgewählt worden ist, bezeichnet Buess als «Marignano» für die BaZ.
Das ist eine persönlicher Betroffenheit geschuldete Übertreibung, aber die Diagnose trifft im Kern zu. Die «Basler Zeitung» unter der Leitung von Markus Somm hat nicht geschafft, was die «Weltwoche» unter Roger Köppel seit dessen zweiten Amtsantritt im Jahr 2006 geleistet hat: Der traditionell linksliberal dominierten Medienarena die Themen für den öffentlichen Diskurs zu diktieren, diese Themen dauerhaft zu bewirtschaften und den publizistischen und politischen Debatten durch Informationsvorsprung von Anfang an den gewollten, konservativen Spin zu geben.
Die Methoden der «Weltwoche» sind simpel und umfassen klassisches journalistisches Handwerk: Enthüllung, kontinuierliches Nachhaken, Abschuss.
Die Abkehr von einer zuvor von den Medien weitherum ignorierten Laisser-faire-Mentalität im Sozialbereich und die Installation von Sozialdetektiven etwa wäre vor dem BMW-Fall und dem anschliessend von der «Weltwoche» durch hartnäckiges Dranbleiben erzwungenen Rücktritt der Zürcher Sozialvorsteherin Monika Stocker nicht denkbar gewesen. Der Rücktritt eines Nationalbankpräsidenten, über dessen Privatkonten Devisengeschäfte laufen, wäre ohne Recherche der «Weltwoche» nicht denkbar gewesen. Und auch für den Abschuss eines kriminellen SVP-Bundesratskandidaten war die «Weltwoche» verantwortlich.
Investigative journalistische Leistungen, die regelmässig hohe Amtsträger zu Fall bringen, verleihen die nötige Glaubwürdigkeit, die es braucht, um von den Kollegen und der Öffentlichkeit ernstgenommen zu werden. Das ermöglicht es erst, auch in anderen Themenbereichen wie Asyl-, Energie oder Europapolitik als ernstzunehmende (Editorial-) Stimme gehört zu werden.
Die «Basler Zeitung» schafft das nicht. Im Gegenteil: In ihrer Berichterstattung reiht sich Peinlichkeit an Peinlichkeit, grundlegendste Regeln des journalistischen Handwerks werden nicht eingehalten. So behauptete die BaZ, Kader des Basler Bau- und Verkehrsdepartements nähmen Partnerinnen und Partner mit zu Kaderklausuren nach Schweden. Die als Beweis präsentierte Liste entpuppte sich dann als Teilnehmerliste des Weihnachtsessens der Abteilung.
Eine andere Kampagne wegen des Sexualkundeunterrichtes an einer Binninger Schule fiel in sich zusammen. Die angeblich wegen Masturbationsanleitungen komplett verstörte Klasse sollte für einen Protestbrief ein Honorar der BaZ erhalten und die Tochter des verantwortlichen Redaktors sass selbst in der Klasse. Die Eltern der übrigen Klassenmitglieder wussten vom ganzen Skandal nichts, bis sie in der BaZ davon lasen.
Hinzu kommen in regelmässigen Abständen sexistische und primitive Ausfälle des BaZ-Textchefs Michael Bahnerth, der sich im Portrait über SP-Regierungsrätin Eva Herzog über deren angeblich lesbisches Sexualleben ausliess und in einer Glosse von der Tötung seines eingangs erwähnten Kollegen Urs Buess fantasierte.
Auch die «Weltwoche» vergaloppiert sich hin und wieder, aber das Verhältnis zwischen ernstzunehmendem Journalismus und Fehlleistungen bewegt sich in etwa im üblichen Rahmen.
Bei der «Basler Zeitung» ist das in der öffentlichen Wahrnehmung offenbar nicht so. Die Wahl von Sibel Arslan zeugt davon.