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Gesellschaft & Politik

Tierschützer schiessen mit Werbespot im Schweizer Fernsehen gegen das SRF

«Was das Schweizer Fernsehen totschweigt»

Tierschützer schiessen mit Werbespot im Schweizer Fernsehen gegen das SRF

21.12.2014, 22:3422.12.2014, 09:41
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Kurz vor 20 Uhr strahlte das Schweizer Fernsehen einen Werbespot von Tierschützern aus: Bilder von gequälten Schweinen und Hühnern, deklariert mit «Schweizer Fleisch». Eine Stimme aus dem Off kommentiert: «Auch für den Festtagsbraten müssen Tiere leiden. Essen Sie vegan.» 

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bild: watson

Der Spot irritiert nicht nur der Bilder und der Platzierung (er unterbricht einen anderen Werbespot), sondern auch der Botschaft wegen: Am Ende wird die Internetadresse des Vereins eingeblendet, verbunden mit dem Satz: «Was das Schweizer Fernsehen totschweigt.» 

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bild: watson

Wie kommt es, dass das SRF zur besten Sendezeit einen Werbespot ausstrahlt, in dem es selber kritisiert wird?

Werbezeit bei Publisuisse gebucht

Hinter dem Spot steckt ein radikaler Tierschützerverein, dessen Präsident Erwin Kessler seit Jahren mit Provokationen gegen das SRF (und die Moderatorin Katja Stauber) schiesst. So hatte Kessler Stauber als Tierquälerin beschimpft, weil sie sich Botox spritzen lasse. Die Moderatorin erstattete Anzeige wegen Persönlichkeitsverletzung, Kessler wurde gebüsst.

Vor einem Jahr aber errang Kessler vor Bundesgericht einen Sieg in einem anderen Rechtsstreit: Sein Verein hatte 2011 bei der SRG-Tochter Publisuisse Werbezeit für einen Spot gebucht. Darin wurde die Internetadresse des Vereins gezeigt, mit dem Hinweis «Was andere Medien totschweigen». Später reichten die Tierschützer eine abgeänderte Version mit dem Text «Was das Schweizer Fernsehen totschweigt» nach. 

Die erste Fassung wurde Ende 2011 mehrmals gezeigt. Die Ausstrahlung der zweiten Version wurde verweigert, da sie imageschädigend sei. Kessler beschwerte sich und erhielt schliesslich vom Bundesgericht recht. Die Begründung: Die SRG sei im Werbebereich an die Grundrechte gebunden und müsse eine gewisse Kritik gegen sich selber zulassen.

SRF, Publisuisse und Kessler waren am Sonntagabend nicht für eine Stellungnahme erreichbar. 

(dwi)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Migu Schweiz
21.12.2014 22:49registriert Februar 2014
bereit sein für das Fleisch mehr zu zahlen. Dann hat man eher die Gewissheit, dass das Tier anständig gehalten wurde. Das Fleischpreisdrückervolk beschert uns diese Tierbilder.
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Cheese
22.12.2014 04:58registriert Mai 2014
Ziemlich beschämend, wie watson hier vor SRG kuscht und brav ins Horn bläst von wegen "böser VgT". Kesslers Wege mögen extrem sein, aber wer zeigt denn sonst in der Schweiz auf, was unser fortschrittliches Land noch immer an Tierhaltung toleriert? Und warum geht watson darauf nicht mal ein?
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