Wahrscheinlich recherchierte niemand so hartnäckig zu Pierre Maudet wie Laetitia Guinand. Die Westschweizer Journalistin beschäftigte sich etwa mit Maudets Abu-Dhabi-Reise oder mit dessen Entscheiden am Flughafen Genf. Doch plötzlich ist von der 42-Jährigen nichts mehr zu hören. Und das ausgerechnet jetzt, da von allen Seiten Maudets Rücktritt gefordert wird.
Nicht nur Maudet hatte wenig Freude an den Enthüllungen Guinands, auch seine Freunde. Der Genfer Kommunikationsberater Eric Benjamin, dem enge Beziehungen zu Maudet nachgesagt werden, beschwerte sich im Juni bei RTS, wo Guinands Berichte erschienen. Benjamin ist zudem Mitglied des SRG-Regionalvorstandes. Dies berichtet der Tages-Anzeiger am Donnerstag.
Benjamin schrieb RTS-Direktor Pascal Crittin und meinte, er könne es nicht zulassen, dass RTS zu einem Klatschradio verkomme. In der Mail hiess es: «Was will Laetitia Guinand? Hat sie etwa eine Rechnung offen mit Pierre Maudet?»
Im Gegensatz dazu feierte Benjamin die Auftritte Maudets auf Social Media.
Laetitia Guinand hat hartnäckig zu Pierre Maudet recherchiert – jetzt ist sie plötzlich verstummt. https://t.co/zhsNnnb92M
— Tages-Anzeiger (@tagesanzeiger) 29. November 2018
Nun, da Maudet so unsicher auf dem Stuhl sitzt wie noch nie, ist es aber plötzlich ruhig geworden um Laetitia Guinand. Ihre letzte Reportage erschien im Oktober. Für einmal aber in der Sendung «Rundschau» im Deutschschweizer und nicht im Westschweizer Fernsehen. Das welsche Fernsehen verzichtete bis heute auf eine Ausstrahlung der Reportage, welche in der Romandie für viel Aufsehen sorgte.
Doch was ist der Grund, weshalb Guinand plötzlich ruhig ist? «Laetitia Guinand ist aktuell krankgeschrieben», sagt Radio-Chefredaktor Laurent Caspary gegenüber dem Tages-Anzeiger. Gerüchte, wonach die Chefredaktion Guinand journalistische Fehlleistungen vorwerfe, dementierte Caspary. Hingegen bestätigte Caspary, dass Maudet bei der Chefredaktion interveniert habe.
Nun wird der Druck auch auf die RTS-Führung grösser. Dutzende Kulturschaffende und Politiker, die mit dem Umgang mit Guinand unzufrieden sind, wandten sich mit einem «Plädoyer für die Pressefreiheit» an Crittin.
Wann Guinand ihre Arbeit wieder aufnimmt, ist derzeit noch unklar. (cma)
Sowas kommt halt davon, wenn man UNBEDINGT neutral berichten will. Und oft geht halt die Objektivität zu Gunsten von Neutralität drauf.
Das hat sich erst grad bei einer Entscheidung des Ombudsmanns gezeigt: Bei Schawinski wurde eine ehemalige Richterin und eine SVP-Meinungsmacherin zu Gast. Während die Richterin Ehrfahrungswerte und Fakten präsentiert hat, hat die andere Angst geschürt, und ist daher härter angefasst worden.