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Aarau: In diesen Räumen wurde der Messerstecher wahnsinnig

Eng auf eng: In einem dieser Schlafsäle wurde der Messerstecher von Aarau wahnsinnig. 
Eng auf eng: In einem dieser Schlafsäle wurde der Messerstecher von Aarau wahnsinnig. screenshot: telem1

«Ich bringe euch alle um!» – In diesen Räumen wurde der Asylbewerber aus Aarau wahnsinnig

Der 27-jährige Iraner, welcher am frühen Samstagmorgen in einer Asylunterkunft in Aarau einen Landsmann niedergestochen hat, soll vor der Tat bereits mehrmals um eine Verlegung gebeten haben. Auch andere Asylbewohner kritisieren den unterirdischen Bau.
22.08.2016, 01:3722.08.2016, 07:46
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Auf engstem Raum leben rund 300 Männer zusammengepfercht in einer Asylunterkunft in Aarau. Sie teilen sich knapp zehn Toiletten und etwa gleich viele Duschen. In den winzigen Schlafräumen, in welche kaum frische Luft strömt, soll es ausserdem fürchterlich stinken.

Hier hat sich am frühen Samstagmorgen die blutige Auseinandersetzung zwischen drei iranischen Landsmännern zugetragen, wobei ein 27-Jähriger zwei Mitbewohner mit dem Messer angriff. Während er einen 43-Jährigen tödlich verletzte, schwebt das zweite Opfer dank einer Notoperation nicht mehr in Lebensgefahr.

«So kann es nicht weitergehen»

Es stinke, gebe kein Sonnenlicht und die Platzverhältnisse seien extrem eng. Die Bewohner vom Aarauer Asylzentrum sehen einen Zusammenhang zwischen ihren Wohnbedingungen und der tödlichen Messerattacke von gestern. Video: © TeleM1

Ein weiterer Bewohner des Asylzentrums hat die Bluttat mit eigenen Augen miterlebt; er sei aufgrund des Lärms erwacht und habe den blutverschmierten Täter vor sich gesehen. Er hatte das Messer noch in der Hand und schrie: «Wer will noch, ich bringe euch alle um!», beschreibt er die Szene gegenüber «TeleM1».

Gefängnisähnliche Zustände im unterirdischen Bau

Der Täter soll es im unterirdischen Bau nicht mehr ausgehalten haben. Mehrmals vor seiner Tat habe er um eine Verlegung in eine andere Asylunterkunft gebeten, weil ihm die Decke auf den Kopf falle. Auch andere Bewohner beschreiben die Unterkunft als unaushaltbar. 

«Es ist wie im Gefängnis», schildert ein älterer Mann mit einem traurigen Lächeln. Gewisse Bewohner würden über ein Jahr im unterirdischen Bau ausharren – praktisch ohne Sonnenlicht. «Die Menschen drehen hier durch», sagt ein anderer. Bereits fünf Personen seien ausgerastet und in die Psychiatrie eingeliefert worden.

Zehn Toiletten und etwa zehn Duschen stehen den Asylbewerbern zur Verfügung.
Zehn Toiletten und etwa zehn Duschen stehen den Asylbewerbern zur Verfügung.screenshot: telem1

Ob ein Zusammenhang zwischen Unterbringung und Tat besteht, kann die Aargauer Kantonspolizei noch nicht bestätigen. Mediensprecher Bernhard Graser sagt gegenüber «TeleM1»: «Der Täter hat zwar Aussagen zu seinen Motiven gemacht, diese müssen jedoch erst mit jenen Aussagen von Zeugen abgeglichen werden.»

Jetzt auf

Die Asylbewohner hingegen sind überzeugt, dass die unterirdische Liegenschaft den Täter in den Wahnsinn getrieben hat und erheben schwere Vorwürfe gegen den Betreiber der Unterkunft und den Kanton.  (aargauerzeitung.ch)

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89 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wilhelm Dingo
22.08.2016 05:31registriert Dezember 2014
Wer an Leib und Leben bedroht war kann in einer Zivilschutzanlage leben. Die Insassen können sich frei bewegen und sind nicht eingesperrt. Es besteht die Möglichkeit sich den ganzen Tag sinnvoll zu beschäftigen.
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Steven86
22.08.2016 07:41registriert März 2016
Diese Unterkunft ist völlig in Ordnung. Sie haben ein Bett, Dusche, WC, sie bekommen was zu Essen und können sich frei Bewegen. Dieser Typ hat einfach einen Dachschaden.
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Legendary Dave
22.08.2016 07:28registriert Juni 2015
Das sind ganz normale Zivilschutzanlangen, in welchen z.B. Rekruten je nach Truppengattung während einem grossen Teil ihrer RS "eingesperrt" werden. Ich war auch einige Wochen in solchen Anlagen und kann aus erster Hand sagen dass es zwar nicht sonderlich komfortabel ist, aber auf jeden Fall einem Zelt z.B. vorzuziehen.
Zudem dürfen die Asylbewerber den Bunker tagsüber verlassen, oder?
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