Fast schon haben wir uns an die Bilder der täglich ankommenden Flüchtlinge gewöhnt. An die von Schwimmwesten übersäten griechischen Strände, an die schwarzen Gummiboote. Und noch immer werden die Körper derer angeschwemmt, die es nicht an Land schaffen. Die Tragödie ist noch nicht zu Ende geschrieben. Und die Integration der Menschen, die nach Europa kommen, wird eine Mordsaufgabe für alle von uns.
Was du als Normalsterblicher konkret tun kannst, erfährst du in drei einfachen Schritten:
Das ist der Mensch der Tat. Der sein wohliges Leben aufgibt und vor Ort Hilfe leistet. Der Frontkämpfer ist der grösste Idealist von allen Flüchtlingshelfern und entweder selbständig erwerbend, arbeitslos, reich oder jung und frei von Existenzdruck. Oder alles zusammen.
Auf Lesbos engagieren sich zum Beispiel die Helfer um Michael Räber, der Leiter des privaten Projekts Schwizerchrüz. Sie retten Flüchtlinge, die in Seenot geraten. Sie entsorgen die Gummiboote und Schwimmwesten und verteilen die ankommenden Hilfsgüter.
Dieser Typ stellt aus eigenem Antrieb ein Projekt auf die Beine. Das sind oft Studenten mit einer Vision oder Mütter mit einer Vision. So wie zum Beispiel diese Dame: Simone Maurer aus Rütihof.
Sie hat Mini Decki ins Leben gerufen, denn: «Jedes Kind auf der Flucht braucht eine eigene Decke die wärmt, schützt und ihm ein Zuhause gibt auf der langen, unsicheren Reise.»
Dieser Typus engagiert sich freiwillig für verschiedene Arten der Integrationshilfe. Er gibt an Samstagnachmittagen Sprachkurse für Flüchtlinge, begleitet sie auf die Ämter, spielt mit ihnen Fussball, betreut Kinder oder fährt Hilfsgüter dahin, wo sie gebraucht werden.
Basel hilft mit ist ein Projekt, das mit einer einmaligen Kleiderspende für Flüchtlinge begonnen hat und mittlerweile zum Ansprechpartner der Asylzentren in Basel geworden ist: Sie liefern nur das, was wirklich gebraucht wird. Spenden, freiwillige Autofahrer, Events-Organisatoren und -Helfer, alles Mögliche ist hier willkommen.
Besseres Deutsch durch Begegnung ist ein Integrationsprojekt von GGG Benevol. Hier werden die Freiwilligen mit einem fremdsprachigen Migranten zusammengebracht, um einmal wöchentlich ein bisschen zusammen zu plaudern, ins Kino zu gehen, etc.
Das Pilot-Projekt Offener Hörsaal richtet sich an Studenten der Uni Basel und Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund. Diese sollen am Hörerprogramm teilnehmen können, das knapp 500 Veranstaltungen in Deutsch, Französisch und Englisch umfasst. Im Frühlingssemester 2016 geht's los. Als «Buddy» wirst du einen Flüchtling während der ganzen Vorlesungs-Zeit begleiten und unterstützen.
Theaterflucht ist ein Projekt des SCI Schweiz, das Spielnachmittage (Theater, Tanz, Malen) für Kinder aus asylsuchenden Familien und für Kinder aus der Schweiz organisiert. Sie finden immer am ersten Samstag des Monats im Durchgangszentrum Lyss-Kappelen statt.
Caritas Bern setzt Freiwillige im Bereich der Flüchtlingsbegleitung ein. Deutsch lehren, das Krankenkassen-System erklären, Begleitung bei der Wohnungssuche, auf diesen Gebieten wirst du eingesetzt.
Das Solinetz setzt sich dafür ein, der Fremdenfeindlichkeit und den Verurteilen gegenüber Flüchtlingen etwas entgegenzusetzen. Deshalb ermöglicht es Begegnungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen in den Bereichen Deutschunterricht, Mittagstisch, Öffentlichkeitsarbeit und organisiert Besuche im Ausschaffungsgefängnis.
Der Föderverein cocomo sucht laufend Leute, die Migranten den beruflichen Einstieg erleichtern. Hier kannst du dich melden, wenn du einem Flüchtling Nachhilfe in Deutsch oder anderen Fächern geben willst.
Das AOZ Programm TransFair vermittelt Kontakte zwischen Flüchtlingen und Personen, die schon länger in der Schweiz leben und sich freiwillig einmal pro Woche engagieren möchten.
Der Heim-Geber hat viel Platz. Im Herzen und in seiner Wohnung. Und darum nimmt er einen Flüchtling bei sich zu Hause auf. Der typische Heim-Geber gehört dem gehobenen Mittelstand an und verfügt über ein Gästehaus oder mehrere Gästezimmer. Oder er ist Student und will eine WG mit jemandem gründen, der aus einem anderen Kulturkreis stammt.
Der Projekt-Leiter Stefan Frey hustet mir ins Telefon, als ich ihn anrufe. Er ist krank. Und überarbeitet: In Bern gestalte sich die Sache schwierig, weil die herrschende Asylpolitik den Asylsuchenden die Teilnahme am SFH-Projekt praktisch untersage. Im Aargau verkompliziere die Gemeindeautonomie die Vermittlung der Leute. In der Westschweiz laufe das Projekt aber wie geschmiert: «Jede Woche werden Leute platziert.» Und wie immer vorbildlich verhalte sich Basel. «Ein Musterbeispiel für gelungene Integration», lobt Frey die Stadt am Rheinknie. Die GGG (Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige) habe ein Mandat vom Kanton erhalten und vermittle nun erfolgreich Gastfamilien für Flüchtlinge.
Die GGG sucht Familien, aber auch Einzelpersonen und Paare in Basel-Stadt, die einem oder mehreren Flüchtlingen während mindestens neun Monaten ein Zuhause bieten.
Die Berner Gian Färber und Méline Ulrich haben wegeleben im letzten Sommer aus dem Boden gestampft. Sie konzentrierten sich auf die Vermittlung von WGs in Bern, sie erhielten aber so viele Reaktionen aus anderen Kantonen, dass sie sich zur Expansion entschlossen.
«Mittlerweile sind insgesamt 25 WGs entstanden», erzählt uns Gian. Seit Beginn des Projektes würden sie mehr «Newcomers» (so nennen sie geflüchtete Menschen) kennen, die in eine WG wollen, als WGs, die sich bei ihnen melden. Das heisst also:
Die Schwierigkeit sei wahrscheinlich, den Leuten klar zu machen, dass es einfach nur darum gehe, einen neuen Mitbewohner zu finden, sagt Gian. «Wir erhalten von WGs, die wir anschreiben, oft die Rückmeldung, dass sie keine Zeit für Betreuungsaufgaben hätten.» Genau darum geht es aber in diesem Projekt nicht.
Der Einmalige will nur ein einziges Mal helfen – eventuell aufgrund eines Neujahrsvorsatzes –, aber er möchte sich emotional nicht allzu fest reinhängen. Deshalb sind für ihn diese Projekte interessant:
Der Mittagstisch findet von Montag bis Freitag um 12.00 Uhr im Solidaritätshaus statt. Gemeinsames Kochen mit und für Flüchtlinge.
Die kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen in Bern organisiert Essen mit Flüchtlingen. Die aktuelle Anmeldefrist läuft bis zum 30. April 2016. Danach stellt die KKF den Kontakt zwischen Gastgebern und Gästen her. Anmeldungen aus dem ganzen Kanton Bern sind willkommen.
Der Mittagstisch findet jeden Donnerstag um 12 Uhr im grossen Saal der Pfarrei St. Marien (Wylerquartier) statt.
Auch Solinetz vermittelt kochende Zürcher und zu bekochende Flüchtlinge.
Der Kleider-Spender denkt sich: Jetzt spende ich all den Bettel, den ich nicht mehr brauche. Dann kann sich sein Kleiderschrank auch wieder sehen lassen – und es ist endlich Platz da für neue Sachen. Das ist natürlich eine feine Sache. Nur ist es so, dass momentan viele Hilfswerke und Organisationen, die Sachspenden in der Schweiz koordinieren, gar keine weiteren Spenden mehr annehmen können. Der Kleider-Spender-Typus muss also massig vertreten sein.
Das bedeutet nicht, dass niemand mehr auf Spenden angewiesen ist. Nur sollte man sich damit direkt an eine Asylunterkunft in seiner Nähe wenden und mit den zuständigen Leuten abklären, woran wirklich Bedarf besteht.
Eine weitere Option ist Give & Need. Diese Plattform bringt Schweizer, die Sachen zu verschenken haben, mit Flüchtlingen und Asylsuchenden zusammen, die Kleider, Spielsachen, Velos, Computer, Handys oder Küchengeräte brauchen.
Dem Event-Hipster ist es sehr wichtig, dass er während seiner guten Tat gesehen wird. Deshalb organisiert er den Hilfseinsatz als Event, der auch andere Hipster anziehen soll, die beim Helfen gesehen werden sollen. Vor dem Prosecco-Anstich lädt der Event-Hipster rasch eine Bananenschachtel randvoll mit alten Unterhosen in das Körbchen seines Fixies und radelt damit zum Asylzentrum.
Dieser Typus ist ausschliesslich in der Social-Media-Welt aktiv. Er postet Bilder und Artikel über die Flüchtlingsdebatte. Er teilt diesen Artikel. Oder diesen. Oder sowas wie diesen hier. Und den. Er ist der Medien-Helfer, überzeugt davon, die Welt mit seinen Beiträgen zu einem besseren Ort zu machen. Er hat sich allerdings schon lange nicht mehr nach draussen getraut, um nachzuschauen, ob sein Tun auch wirklich Früchte trägt.
Der Kultur-Typ beschäftigt sich auf intellektuelle Weise mit der Flüchtlings-Problematik. Er geht ins Theater, an Lesungen, an Podiumsdiskussionen. Für den Kulturellen ist das ganze Migrationsphänomen des frühen 21. Jahrhunderts eine globale und deshalb dermassen komplexe Angelegenheit, dass ihm zuerst einmal auf intellektueller Ebene beigekommen werden muss.
bblackboxx ist eine künstlerische Manifestation an der Grenze von Basel zu Deutschland. Hier wird das Grenzgebiet, die Ausschaffung, die Ausgrenzungspolitik zum Thema.
Der Gleichgültige hat vom Flüchtlingsdrama noch nicht wirklich viel mitgekriegt. Er ist mit Whatsapp-Chats beschäftigt und googelt seit acht Monaten, wo es die Winterjacke in der Farbe gibt, die er sich wünscht. Verdammt schwer, dieses Ding in crèmefarbig zu finden.
«Geht alle wieder nach Hause», ist die Haltung des Flüchtlingshassers. Er lebt meist in einer kleinen Gemeinde, deren Finanzen im Lot sind, was sich möglicherweise ändern könnte, sollte man einen Asylbewerber unterbringen müssen. Man weiss es zwar nicht, weil man es noch nie gemacht hat, aber sicher ist sicher. Etwas Unvorstellbareres, als dass ein Gemeindebudget aus dem Lot geraten könnte, bloss weil andere Leute aus einem Krieg flüchten wollen, gibt es für den Flüchtlingshasser nicht.
Wir haben auch am meisten "Ausländer und Flüchtlinge" als der Rest der Umgebung.
An den Ausgaben für die Altersheime, welche viele Leute nicht selber zahlen können, liegt es nicht da zuerst bei den Verwanten Geld abgeholt wird.
Seit ich diese Erfahrung gemacht habe, kann ich es mir kaum noch vorstellen, gewisse Sachen zuunterstützen.