Mit der legendären Bad-Bonn-Kilbi in Düdingen FR startet dieses Wochenende die Festival-Saison in der Schweiz so richtig. Das Kult-Openair war erneut innert weniger Stunden ausverkauft.
Bei einigen grossen Schweizer Openairs harzt der Vorverkauf hingegen heuer. So sind beim Openair St.Gallen OASG erst 21'000 von 30'000 Tickets abgesetzt, nur die Zweitagespässe sind laut SRF vergriffen. Das sind bad News für die erfolgsverwöhnten Ostschweizer. Zum Vergleich: 2016 war das Festival schon im Februar (!) komplett ausverkauft. In den letzten sechs Jahren füllten die Musikfans das Sittertobel bis auf den letzten Platz.
Ähnlich sieht es beim Gurtenfestival aus. Dort sind ausser für Freitag noch in allen Kategorien Billetts erhältlich. 2017 waren die 4-Tagespässe bereits Mitte April alle weg. Auch beim Moon & Stars in Locarno sind noch für alle neun Konzerttage Tickets erhältlich.
Die Veranstalter spekulieren über die Gründe:
Die Schweiz hat die höchste Festivaldichte der Welt. Sind die Eidgenossen nach dem schier grenzenlosen Boom plötzlich Openair-Muffel geworden, nachdem die Festivals immer früher ausverkauft waren? «Die Besucher kamen in den letzten Jahren immer mehr in den Ticketbeschaffungsstress. Da machen sie womöglich einfach nicht mehr mit», sagt Sabine Bianchi vom OASG zu watson.
Diese Tendenz spürten heuer zahlreiche Festivals in ganz Europa. «Der Markt ist eher ruhig». Früher sei es normal gewesen, die Billette erste kurz vor dem Festival zu kaufen und nicht schon Monate im Voraus.
Beim Gurtenfestival sind trotz Headliner Gorillaz besonders am Mittwoch noch viele Tickets verfügbar. «Die Leute müssen wohl erst den Sommer auf der Haut spüren, bevor sie die Tickets kaufen», sagt Gurten-Sprecher Simon Haldemann. Der Vorverkauf laufe zwar gut, sei aber nicht vergleichbar mit dem Vorjahr. So sind aktuell noch rund 600 Viertagespässe erhältlich.
Gut möglich, dass die hohen Preise langsam aber sicher Festivalbesucher vergraulen. Das Gurtenfestival hat die Ticketpreise im Schnitt um 12 Prozent angehoben. So kostet ein Viertagespass mittlerweile stolze 311 Franken. Das sind 79 Franken mehr als beim OASG «Die Gagen der Bands haben sich in den letzten fünf Jahren praktisch verdoppelt», begründet Haldemann die Preiserhöhungen. Er ist überzeugt, dass nächstes Jahr die anderen Openairs bei den Billetpreisen nachziehen werden.
Etwas ruhiger angehen kann es Christoph Bill, Chef des Heitere Open Air in Zofingen. Das Festival mit täglich 12'000 Besuchern ist längst ausverkauft. Der grosse Schweizer Festival-Boom ist aus seiner Sicht vorbei. «Die Branche hat ihren Zenit erreicht. Es gibt ein Überangebot und gewisse Sättigung ist spürbar». Man müsse aber die Entwicklung bei jedem Festival einzeln anschauen.
Denn etwa in Frauenfeld mit Headliner Eminem oder dem legendären Paléo-Festival sind längst alle Tickets weg. Es gebe immer wieder teils nur schwer erklärliche Wellenbewegungen beim Ticketverkauf, sagt Bianchi vom OASG weiter. Für den langsamen Vorverkaufsstart hat sie noch eine andere Theorie. «Viele Leute glauben wohl, dass auch in diesem Jahr keine Tickets mehr erhältlich sind».