Schweiz
Ostschweiz

Sabotage in der Kirche: Thurgauer bringt Glocke mit Zeitschaltuhr zum Schweigen

Mit einem Zeitschaltgerät wurde die Glocke der Kirche Wäldi sabotiert. 
Mit einem Zeitschaltgerät wurde die Glocke der Kirche Wäldi sabotiert. symbolbild. shutterstock

Thurgauer ging Kirchenglocke gewaltig auf den Wecker – da griff er zu rabiaten Methoden

Weil die Kirche seiner Familie den Schlaf raubte, griff ein Anwohner zu rabiaten Mitteln. Die Kirchgemeinde zerrt den Mann sogar vor Gericht.
24.05.2018, 09:5724.05.2018, 11:04
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Das Bezirksgericht Kreuzlingen befasst sich derzeit mit einem äusserst skurrilen Fall. 

Ein 45-jähriger Familienvater steht vor Gericht, weil er in der Kirche von Wäldi TG die Glocken zum Schweigen gebracht haben soll. Ende 2015 fiel das Morgengeläut aus unerklärlichen GrĂĽnden immer wieder aus. Darauf schickte die Kirchgemeinde mehrmals einen Turmtechniker, der keine Erklärung fĂĽr die Panne fand. 

Die Kirche Wäldi. 
Die Kirche Wäldi. zvg

Erst im Juli 2016 entdeckte man den Ăśbeltäter, wie die Thurgauer Zeitung berichtet. Eine im Dachgebälk versteckte Zeitschaltuhr unterbrach jeweils um 6 Uhr morgens die Stromzufuhr zum Schlagwerk der Turmglocke! 

«Er hat das Motiv, das Know-How und es gibt den Beweis am Tatort»
Staatsanwaltschaft

Die Polizei stellte auf dem Gerät DNA-Spuren des Familienvaters sicher. Der Anwohner hatte sich zuvor mehrfach ĂĽber den Glockenlärm beklagt. «Er hat das Motiv, das Know-How und es gibt den Beweis am Tatort», so die Staatsanwaltschaft und klagte ihn wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch an. 

Der Beschuldigte bestreitet die Tat. «Ja, das Läuten hat uns sehr gestört und uns in unserer Lebensqualität beeinträchtigt. Aber nein, ich war das nicht.» Und wetterte dennoch gegen die Kirche. 85 Dezibel mĂĽsste seine Familie zu Hause ertragen, wenn sie «läuten mit allem was sie haben», sagte er laut der Zeitung weiter. Sie seien ĂĽbrigens nicht die Einzigen, die sich in Wäldi an dieser Beschallung störten. «Dann hätten sie halt nicht neben die Kirche zĂĽgeln mĂĽssen», habe die Kirchgemeinde entsprechende Beschwerden jeweils beantwortet. 

Das Urteil steht noch aus. Die Richterin hat die Parteien aufgerufen, einen Vergleich zu schliessen. «Damit die Kirche im Dorf bleibt», wird sie vom «Thurgauer Tagblatt» weiter zitiert. 

Es geht um viel Geld. Die Kirchgemeinde verlangt einen Schadenersatz von rund 13'000 Franken fĂĽr die Fehlersuche und den unnötigen Ersatz des Schlagwerks. Die Staatsanwaltschaft beantragt eine bedingte Geldstrafe und eine Busse von 2640 Franken. 

(amĂĽ)

«Danke Kirchenglocken, ich wollte eh nicht schlafen!»

Video: watson/Emily Engkent

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103 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hank Scorpio
24.05.2018 11:10registriert Mai 2016
DNA Analyse an einer Zeitschaltuhr. Ich lach mich schlapp.
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Stichelei
24.05.2018 11:23registriert Oktober 2015
Mit welcher Nonchalance die jeweiligen Kirchgemeinden jeweils um 6 Uhr morgens der ganzen Einwohnerschaft ihr Gebimmel zumuten, ist in der heutigen Zeit unverständlich. Und gemäss ihrer Lesart dürfen nur noch gläubige Christen, die gerne um 6 Uhr geweckt werden, in Hörweite einer Kirche eine Wohnung mieten. Wenn sich der seit Jahren anhaltende Trend aber weiter fortsetzt, ist es zum Glück nur eine Frage der Zeit, bis dieser Überheblichkeit ein Riegel durch die 'Ungläubigen' geschoben wird.
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Pierre Beauregard
24.05.2018 11:05registriert Dezember 2016
Es gibt für alles Lärmgrenzwerte, aber für die Kirchen existiert nichts dergleichen. Absolute Frechheit, was sich die Landeskirchen erlauben. Die Tradition wird wichtiger eingestuft als das Wohlergehen der Bevölkerung!
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