Ein Rumpeln geht durch das Land, tausend Steine fallen von ebenso vielen Herzen. Und nur Minuten nach Spielschluss stellten sich diverse Schweizer Kicker den Medien und konstatieren unisono: «Wir haben diesen Achtelfinal-Einzug als Mannschaft geschafft. Wir haben solidarisch gespielt. Wir haben füreinander gekämpft.»
Captain Gökhan Inlers Reaktion bringt es auf den Punkt; er dankt dem Staff. «Es war nicht einfach, bei diesen klimatischen Bedingungen hier in Manaus zu spielen. Aber man hat im Umfeld alles für diesen Erfolg gemacht.»
Die Hitzfeld-Elf, sie ist nach dem Honduras-Spiel ein einig Volk mit geschwellter Brust. Und Volkes Stimme, nun in der Gestalt von Goalie Diego Benaglio, sagt: «Entscheidend war die Einstellung, wie wir uns auf dem Platz präsentiert haben. Wir haben das Weiterkommen mit dem Spiel sicher verdient.»
Trainer Ottmar Hitzfeld wirkt beim Interview gelöst, ja fast schon leicht euphorisch. Keinem ist die Erleichterung mehr anzusehen. Und eine kleine Speerspitze gegen die Medien-Meute, die die Mannschaft nach dem Frankreich-Debakel bereits abgeschrieben hatte, kann er sich auch nicht verkneifen. «Wir haben an unsere Stärken geglaubt, haben nicht alles so negativ gesehen wie einige Journalisten. Wir haben Solidarität bewiesen und hatten einen Shaqiri in Höchstform», sagte er. «Sein Winkelball war Doping für die gesamte Mannschaft. Aber auch die defensive Organisation hat mir gefallen, auch wenn Honduras zu der einen oder anderen Chance nach Flankenbällen kam. Aber wir hatten im Tor einen überragenden Diego Benaglio.»
Reporterfrage: «Wie haben Sie Xherdan Shaqiri nach seinen ersten beiden missratenen Auftritten aufgebaut?»
Hitzfeld: «Dafür brauchte ich kein Zaubermittel. Man muss mit Fussballern umgehen wie mit normalen Menschen. Kriegt jemand auf die Nuss, muss er wieder aufgebaut werden, muss er das Vertrauen ausgesprochen kriegen. Shaqiri ist ein Vollblutfussballer.»
Hitzfeld: «Argentinien ist noch weit weg. Die müssen wir erstmal studieren. Aber ja, es könnte sein, dass uns das Team liegt, wie uns grosse Gegner tendenziell besser liegen als kleine Mannschaften. Als südamerikanisches Team aber haben die Argentinier sowieso schon mal einen Vorteil, viele europäische Mannschaften sind hier ja auch schon ausgeschieden. So oder so: Ich bin glücklich, dass der Stress weiter geht.». Es sind die Aussagen eines Trainers im Herbst seiner Karriere, der weiss: Was jetzt noch kommt, ist Zugabe. Als Mannschaft kann man nur mehr gewinnen.
Dem pflichtete auch Gökhan Inler bei. Er sagt: «Wir haben nun nichts mehr zu verlieren. Bereits beim Trainingslager in Weggis habe ich gesagt, Argentinien sei mein Traumgegner. Die Partie wird 90 Minuten dauern oder länger, wir spielen Elf gegen Elf, es ist alles offen.»
Granit Xhaka, gegen Honduras von Beginn auf der rechten Aussenbahn eingesetzt, ergänzt: «Unsere Konterqualitäten kamen heute zum Tragen. Und sie könnten auch gegen Argentinien helfen.»
Zu guter Letzt kommt der Mann des Spiels, Xherdan Shaqiri, zu Wort. Ziemlich beseelt gibt er zu Protokoll: «Wir haben etwas Unglaubliches geschafft. Im Achtelfinal ist alles möglich.» Die Kritik im Vorfeld der Partie, die Hattrick-Zaubermaus wurde dadurch eher beflügelt als gelähmt: «Ich war nie einer, der viel redet. Meine Antworten versuche ich immer auf dem Platz zu geben, ich beweise mich lieber so. Ich habe immer betont, dass wir nur als Mannschaft erfolgreich sein können. Und so wie wir aufgetreten sind, das macht mich stolz.»
Reporterfrage: «Hat der Hattrick eine besondere Bedeutung für Sie?»
Shaqiri: «Drei Tore an einer WM zu schiessen, das ist schon schön. Josip Drmic und ich, wir haben super harmoniert. Wir hätten sicher noch das eine oder andere Tor mehr schiessen können.»