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Zwei betrunkene Mädchen haben den Astronauten in Gossau entführt (eigentlich nur einen Anzug und sie haben ihn zurückgebracht)

Eine Posse und ihre Geschichte

Zwei betrunkene Mädchen haben den Astronauten in Gossau entführt (eigentlich nur einen Anzug und sie haben ihn zurückgebracht)

24.07.2014, 15:4024.07.2014, 16:17
Philipp Dahm
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Kennen Sie diese «gebrauchten Tage»? Wenn Sie sich trotz vorsichtigen Bier- und Fussballkonsums neben der Spur fühlen? 

In so einem Moment platzt gerade der Kollege vom Newsdesk. Er sagt: «Der Astronaut, der entführt worden ist: Zwei junge betrunkene Mädchen haben ihn mitgenommen und nun zurückgebracht.» Astronaut? Entführt? Wo denn? «Na da, in der Schweiz, St. Gallen! Habt Ihr das nicht mitgekriegt?»

Busy, busy, busy: Newsdesk-Menschen.
Busy, busy, busy: Newsdesk-Menschen.Bild: watson/phi

Im Ressort werden fragende Blicke ausgetauscht. Peinlich, da wird ein Astronaut entführt und man bekommt nichts davon mit. Tolle Journalisten sind wir! Der Newsdesk-Mensch fährt fort, dass die Mädchen erst 18 wären und sich nach Medienberichten selbst gestellt hätten. Und die Polizei-Mitteilung sei so lustig geschrieben. 

Naja, und das ist halt mein Ressort ...
Naja, und das ist halt mein Ressort ...Bild: watson/phi

Moment, so ein Astronaut ist doch ein durchtrainierter Zampano? Verwirrt frage ich nach, wie zwei betrunkene 18-Jährige den Mann überwältigen konnten. «Keinen richtigen Astronauten! Den Anzug!!!» Der vor dem Restaurant in Gossau. 

Ein Astronaut James Bond hätte sich nicht so einfach entführen lassen. Er hätte wohl eher die Mädchen mitgenommen.
Ein Astronaut James Bond hätte sich nicht so einfach entführen lassen. Er hätte wohl eher die Mädchen mitgenommen.Bild: MGM

Aha-Effekt im ganzen Ressort, Erleichterung allenthalben. So doof sind wir dann doch nicht. Zum Sachverhalt der Tat: Eine gut 2000 Franken teure Astronautenfigur vor dem Restaurant Werk 1 war am 20. Juli entwendet worden. Nun zeigten die Täter Reue, wie die Kantonspolizei St. Gallen verkündet.

Die beiden 18-Jährigen waren am Sonntagmorgen um vier Uhr auf dem Heimweg gewesen und hätten «vorgängig einiges an alkoholischen Getränken zu sich genommen». Das Duo sah den Astronauten, löste die Kette und trug ihn nach Hause. Nach den Berichten in den Medien versteckten sie ihn erst im Keller, vertrauten sich dann aber den Eltern an, die ihnen rieten, sich zu stellen.

Weiter heisst es wörtlich: 

Wieder da: diese tolle Astronautenfigur.
Wieder da: diese tolle Astronautenfigur.Bild: Kapo SG

«So hat die Entführung eines Astronauten doch noch ein gutes Ende genommen. Die jungen Frauen können von sich nun behaupten, dass sie zu den Wenigen auf der Welt gehören, welchen es gelang, nach dem Ausgang einen Astronauten ihr eigen zu nennen. Dass nicht alle Eltern mit einem Astronauten als Schwiegersohn einverstanden sind, müssen sie künftig beachten.»

Fazit

1.) Der Mediensprecher der Kantonspolizei hat einen Clown zmörgelet. 2.) Nicht alles, was einem betrunken lustig (oder schön) erscheint, ist es auch bei Tageslicht noch. 3.) Jeder hat mal einen gebrauchten Tag.

Weil's irgendwie passte: Ein Fahnenschwinger greift nach der Schweizer Fahne am 100. St. Galler Kantonalschwingfest am 25. Mai 2014 in Gossau.
Weil's irgendwie passte: Ein Fahnenschwinger greift nach der Schweizer Fahne am 100. St. Galler Kantonalschwingfest am 25. Mai 2014 in Gossau.Bild: KEYSTONE
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