Papst Franziskus hat mit einem Besuch beim Weltkirchenrat in Genf die Verbundenheit der römisch-katholischen Kirche mit der Einheit der Christen verdeutlicht. Von der Schweiz forderte er, sich für Konfliktlösungen einzusetzen.
21.06.2018, 18:3421.06.2018, 20:34
Papst Franziskus betonte am Donnerstag bei seiner Visite des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf mehrmals seine Botschaft: Ziel des gemeinsam zu gehenden Weges sei die Einheit der Christen. Dazu brauche es Bescheidenheit und Demut, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche in einer Rede in der ÖRK-Kapelle.
Der Papst-Besuch in Genf stand im Zeichen des 70-jährigen Bestehens des Ökumenischen Rates. Franziskus war nach Paul VI. (1969) und Johannes Paul II. (1984) der dritte Papst, der dem Weltkirchenrat einen Besuch abstattet. Johannes-Paul II. war zudem 2004 der letzte Papst, der die Schweiz besucht hatte.
Auch Bundesrätin Doris Leuthard und Nationalratspräsident Dominique De Buman lauschten andächtig.Bild: KEYSTONE
Der Ökumenische Rat der Kirchen vereint in fast 350 Kirchen mehr als 500 Millionen Christen weltweit, darunter Anglikaner, Baptisten, Lutheraner, Methodisten sowie orthodoxe und reformierte Kirchen. Die römisch-katholische Kirche mit ihren 1,3 Milliarden Mitgliedern gehört nicht dazu.
«Unsere Unterschiede dürfen keine Ausrede sein, unser Weg hat ein klares Ziel: die Einheit», sagte der Papst. ÖRK-Generalsekretär des Olav Fykse Tveit sagte bei der Begrüssung des Papstes: «Dies ist ein Tag, den viele Menschen in aller Welt herbeigesehnt haben und für den sie gebetet haben.» Im Vorfeld des Treffens sprach Tveit von einem «historischen Meilenstein im Streben nach der Einheit der Christenheit».
Angst machendes Tempo
Bei der Messe in den Palexpo-Hallen zum Abschluss seines Besuchs rief Papst Franziskus die Menschen dazu auf, wieder ein einfacheres Leben zu führen. «Viele Menschen verbringen heute ihr Leben in einem Tempo, das einem Angst macht», sagte er.
Der Papst kritisierte unter anderem die Informationsflut, die in Form von Anrufen, Mitteilungen und sozialen Medien über viele Menschen täglich hereinbreche. Darunter litten die Beziehungen unter den Menschen. Er appellierte an die Gläubigen, den Menschen dem technischen Gerät wieder vorzuziehen.
An der Messe in den Palexpo-Hallen nahmen nach Schätzungen der Genfer Polizei rund 30'000 und gemäss Diözese 37'000 Gläubige teil, also weniger als erwartet. Im Vorfeld hatten die Organisatoren mit 41'000 Personen gerechnet. Die Menschen waren teils schon Stunden vor Beginn der Zeremonie zu den Expo-Hallen gekommen, wo sie an den zahlreichen Sicherheitsschleusen zeitweise lange warten mussten.
Bild: EPA/ANSA
Der Papst war am Morgen bei seiner Ankunft in Genf von einer Delegation des Bundesrats und der Genfer Behörden empfangen worden. Mit Bundespräsident Alain Berset traf er dann zu einem offiziellen Gespräch zusammen.
Dabei habe das Kirchenoberhaupt die Schweiz aufgerufen, das zu tun, was sie könne, nämlich Konflikte durch Dialog lösen zu helfen. Die Schweiz habe ihre Verantwortung zu tragen, könne dies aber nicht alleine tun, sagte dazu Bundespräsident Berset vor den Medien in Genf.
Müder Papst
Der Papst, der im Dezember 82 Jahre alt wird, zeigte sich zu Beginn seiner Visite erschöpft. Ohne zu winken kam er aus dem Flugzeug und stieg langsam die Treppe hinab.
Erst am frühen Abend bei der Fahrt im offenen Papamobil durch die Menschenmenge vor der Messe am Flughafen lachte er gelöst, winkte und segnete die Menge. Nach Ende der Messe hatte er für einen kurzen Moment eine Schwäche, konnte den Saal dann aber ohne Hilfe verlassen. Wenig später stand sein Heimflug auf dem Programm.
Der von einem grossen Sicherheitsdispositiv begleitete Besuch verlief reibungslos. Auch auf dem Strassennetz wurden keine nennenswerten Störungen festgestellt. «Es war eigentlich sehr ruhig», sagte der Genfer Polizeisprecher Silvain Guillaume-Gentil. (sda)
Der Liveticker zum Nachlesen:
Auch Bundesrätin Doris Leuthard und Nationalratspräsident Dominique De Buman sind zugegen.
Bild: EPA/KEYSTONE POOL
Bei seinem Besuch in der Schweiz hat Papst Franziskus am Donnerstag im Ökumenischen Institut in Bossey VD zu Mittag gegessen. Es gab ein Drei-Gänge-Menü mit Fisch als Hauptgang.
Zur Vorspeise wurde dem Pontifex ein Gemüsetartar mit Gartensalat serviert. Als Hauptgang gab es gegrilltem Fisch an Weisser Buttersauce mit Reis und sautiertem Gemüse. Zum Dessert bereitete der Koch für den Heiligen Vater ein Zitronentörtchen mit frischem Obst zu.
Der Papst hat drinnen gegessen, wie ein Journalist der Agentur Keystone-SDA feststellte. Anschliessend kehrte der 81-Jährige zum Ökumenischen Rat der Kirchen zurück. Er wird um 17.30 Uhr in den Genfer Palexpo-Hallen für eine Messe vor über 40'000 Gläubigen erwartet. (sda)
watson-Reporterin Camille Kündig hat uns gerade eröffnet, dass das Wasser ausgegangen ist. Bei gefühlt 30 Grad. Sollte der Wasserbestand wieder hergestellt sein, heisst es dann wohl #HabemusAqua.
Papst Franziskus hat beim Weltkirchenrat in Genf zur Einheit der Christen aufgerufen. «Unsere Welt, die durch so viele Spaltungen zerrissen ist, die die Verwundbarsten treffen, fleht um Einheit», sagte er im Gebet mit Vertretern des Ökumenischen Rats der Kirchen.
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«Unsere Unterschiede dürfen keine Ausrede sein, unser Weg hat ein klares Ziel: die Einheit», sagte der Papst.
Papst Franziskus wirkte bei der Ankunft in Genf erschöpft. Ohne zu winken kam er aus dem Flugzeug und stieg langsam die Treppe hinab. Mit gesenktem Kopf hörte er die Nationalhymen an. Selbst als die Schweizer Armee für den Argentinier einen flotten Tango anstimmte, zeigte er wenig Regung. Papst Franziskus wird im Dezember 82. Es war die 23. Auslandsreise seiner fünfjährigen Amtszeit. (sda)
Die Schweiz hat Papst Franziskus eine Reproduktion des Werkes «Der wunderbare Fischzug» des bekannten Basler Künstlers Konrad Witz geschenkt. Bundespräsident Alain Berset überreichte dem Pontifex am Donnerstag eine Kopie des Werks aus dem 15. Jahrhundert, das im Museum für Kunst und Geschichte in Genf ausgestellt ist.
Das Gemälde von Witz ist ein Teil des Genfer Petrusaltars. Es stellt den Heiligen Petrus dar, der sich ins Wasser stürzt. Witz verlegt dabei die Szenerie des Sees Genezareth in die getreu abgebildete Landschaft des Genfersees mit den Bergen im Hintergrund.
Der Vatikan beschenkte die Eidgenossenschaft mit einer Briefmarke, die den ersten Kommandanten der Schweizergarde darstellt. (sda)
In Genf sind bereits Hunderte Gläubige bei den Palexpo-Hallen eingetroffen. Sie warteten geduldig auf die Messe, die der Papst um 17.30 Uhr halten wird.
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Die Türen öffneten um 10 Uhr, doch die ersten Pilger trafen bereits um 6 Uhr an, um sicher zu gehen, das grosse Treffen der Katholiken nicht zu verpassen.
«Papa Francesco» sang eine Gruppe von Pilgern im Chor - ähnlich einem Fussballfangesang. Die bereits am Vormittag glühende Hitze tat der Stimmung keinen Abbruch. Die meisten Pilger trugen ein breites Lächeln im Gesicht mit sichtlicher Vorfreude auf das Treffen mit Papst. Die 41'000 Plätze für die Gläubigen waren in kürzester Zeit vergeben.
Nach dem Austausch mit dem Ökumenischen Rat zelebriert der Papst gegen 17.30 Uhr in den Palexpo-Hallen eine Messe. Die 41'000 Plätze für die Gläubigen waren im Nu vergeben. Für die insgesamt erwarteten 50'000 Besucherinnen und Besucher setzen die SBB neun Extrazüge ein.
Die Papstmesse wird in der Stadt Genf auf Grossbildschirmen übertragen. Zudem lässt sich die Eucharistiefeier vor dem Fernseher live auf SRF, RTS und RSI verfolgen. Um 20 Uhr findet der Papstbesuch in Genf sein Ende, Papst Franziskus fliegt wieder Richtung Rom ab. (sda)
Der Papst spricht im Ökumenischen Zentrum zum Publikum. Er fordert auf, die häusliche Sicherheit zu verlassenund hinaus in die Welt zu gehen.
Natürlich ist auch die Schweizer Garde dabei:
Bild: KEYSTONE
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Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset begrüsst den Papst offiziell.
Jetzt ist es soweit: Papst Franziskus ist in Genf gelandet.
Kleine Geschichte am Rande: watson-Reporterin Camille Kündig ist vor Ort in Genf und berichtet über den Papst-Besuch. Natürlich wollte sie auch mit dem Pontifax persönlich sprechen, wenn er schon mal da ist. Daraus wird wohl nichts, die trockene Antwort von der Pressestelle:
Papst Franziskus besteigt den Flieger in Richtung Schweiz. Um 10.10 Uhr wird er in Genf erwartet.
Bild: AP/ANSA
8:30 Abflug vom Flughafen Rom-Fiumicino nach Genf
10:10 Landung auf dem internationalen Flughafen Genf
Willkommenszeremonie
10:30 Private Begegnung mit dem Präsidenten der Schweizer Konföderation in einem Raum des Flughafens
11:15 Ökumenisches Gebet im Ökumenischen Zentrum (ÖRK)
Predigt
12:45 Mittagessen mit den Leitern des ÖRK am Ökumenischen Institut in Bossey
15:45 Ökumenische Begegnung im Ökumenischen Zentrum (ÖRK)
Ansprache
17:30 Eucharistiefeier im Messekomplex Palexpo
19:15 Verabschiedung von den Bischöfen und den Mitarbeitern der Päpstlichen Vertretung in der Schweiz
19:45 Abschiedszeremonie
20:00 Abflug nach Rom-Ciampino
21:40 Landung auf dem Flughafen Rom-Ciampino
Papst-Besuch ist ein finanzieller Kraftakt
Video: srf
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