Schweiz
Tessin

Schweizerin sticht in Lugano auf zwei Frauen ein

Das Kaufhaus Manor an der Piazza Dante in Lugano am Dienstag, 24. November 2020. Am Nachmittag kurz nach 14.00 Uhr ist es im Kaufhaus zu einer Messerstecherei gekommen. Wie die Tessiner Kantonspolizei ...
Ein Polizeiauto vor dem Manor, wo es am Dienstag zu einer Messerstecherei kam.Bild: keystone

Messerangriff in Lugano ++ Eine Person schwer verletzt ++ Fedpol geht von Terrorismus aus

24.11.2020, 17:3424.11.2020, 22:56
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Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) vermutet hinter der Messerattacke von Lugano einen terroristischen Hintergrund. Das sagte Direktorin Nicoletta della Valle am Dienstagabend an einer Medienkonferenz in Bellinzona. Die Bundesanwaltschaft (BA) eröffnete ein Strafverfahren.

«Dieser Angriff überrascht mich nicht», sagte Nicoletta della Valle, die der Medienkonferenz per Video zugeschaltet war. Das Fedpol arbeite Hand in Hand mit der Tessiner Kantonspolizei, um den Fall zu untersuchen. «Diese Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.»

Della Valle verwies auf den anderen Fall in der Schweiz, der im Moment bezüglich eines mutmasslichen terroristischen Hintergrundes untersucht werde: die Messerattacke von Morges, bei der Mitte September ein 29-jähriger Portugiese erstochen worden war. Der Täter war dem Nachrichtendienst des Bundes bekannt.

CAPTION CORRECTION: KORRIGIERT VORNAMEN VON NICOLETTA DELLA VALLE - Matteo Cocchi, Kommandant der Kantonspolizei Tessin und Staatsrat Norman Gobbi, rechts, und die Direktorin des Bundesamts fuer Poliz ...
Pressekonferenz in Bellinzona: Die Schweizer Behörden gehen von einem terroristischen Hintergrund aus.Bild: keystone

Täterin war den Behörden bekannt

Auch die 28-jährige Frau, die am Nachmittag kurz nach 14 Uhr in einem grossen Luganeser Kaufhaus zwei Frauen angegriffen hatte, sei den Behörden bekannt gewesen, sagten sowohl Nicoletta della Valle als auch Matteo Cocchi, Kommandant der Kantonspolizei Tessin. Es müsse nun geklärt werden, ob die Frau eine Verbindung zur Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) habe. Für weitere Details sei es noch zu früh.

Das Tessiner Online-Portal «tio.ch» berichtete bereits am Nachmittag, die Täterin habe «sono dell'Isis» - «Ich bin vom Isis» oder «Allah akbar»- «Gott ist grösser (bzw.: der Grösste)» gerufen. Diese Fakten hätten sich jedoch nicht verifizieren lassen, hält «tio.ch» fest.

Sommaruga spricht mit Tessiner Regierung

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga telefonierte mit dem Tessiner Regierungspräsidenten Norman Gobbi, um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen für die betroffenen Frauen und die Tessiner Bevölkerung und um die Unterstützung des Bundes zuzusichern, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hiess.

epa08839657 The Manor department store in Piazza Dante in Lugano, Switzerland, 24 November 2020. In the afternoon shortly after 2 p.m. a stabbing occurred in the department store. According to the Tic ...
Tessiner Polizisten patrouillieren vor dem Manor in Lugano am Dienstagabend.Bild: keystone

Gobbi sagte vor den Medien, man gehe davon aus, dass die Frau radikalisiert worden sei. «Die Situation ist von grösstem Ernst», sagte der Vorsteher des Tessiner Justiz- und Polizeidepartements. Falls sich die vom Fedpol geäusserte Vermutung bestätigen lasse, wäre der Kanton Tessin zum ersten Mal mit einem terroristischen Akt konfrontiert. «Wir sind entschlossen, die Sicherheit unserer Bürger zu verteidigen», schloss Gobbi.

Der Kommandant der Tessiner Kantonspolizei Cocchi sagte, die Bedrohung durch den Terrorismus sei omnipräsent. Es sei wichtig, rasch zu reagieren, und das habe man getan. Die Untersuchung des Falles werde vom Fedpol geleitet.

Am Dienstagnachmittag kurz nach 14 Uhr war es in einem grossen Kaufhaus in Lugano zu einer Messerstecherei gekommen. Bei der Täterin handelt es sich nach Angaben der Tessiner Kantonspolizei um eine 28-jährige Schweizerin. Sie griff im Innern des Kaufhauses zwei Frauen an, eine von ihnen mit einem Messer. Eines der Opfer wurde dabei schwer verletzt.

Wien verurteilt «islamistischen Terrorismus»

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz verurteilte noch am Abend den «islamistischen Terroranschlag in Lugano». Seine Gedanken seien bei den Opfern, schrieb der Regierungschef in Wien auf Twitter und sicherte der Schweiz seine Unterstützung «in diesen schwierigen Zeiten» zu. Man werde dem islamistischen Terrorismus in Europa gemeinsam die Stirn bieten und die eigenen Werte verteidigen. (sda)

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
24.11.2020 21:57registriert Oktober 2020
Messerangriff in Lugano

Über was hat sich die Schweizer Täterin denn so aufgeregt?
Über eine Karikatur im Nebelspalter?
Oder etwas im Globi?

Den armen Opfern dürfte das Motiv egal sein - es ist schlussendlich nichts anderes als eine grundlose schwere Körperverletzung oder versuchter Mord.
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Mimi18
24.11.2020 22:25registriert November 2020
Irgendwie löst dieser Vorfall zuwenig Entsetzen und Aufmerksamkeit aus, als er meines erachtens verdient hätte. Ich bin nicht überrascht aber trotzdem schwer schockiert und möchte mich nicht daran gewöhnen.
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Borki
25.11.2020 01:02registriert Mai 2018
Das europäische "sein Mitgefühl zum Ausdruck bringen" nach Terroranschlägen erinnert mich stark an die amerikanischen "thoughts and prayers" nach school shootings.
Hilflos. Man wüsste dass man etwas dagegen machen sollte und man wüsste auch ungefähr was. Aber irgendwie kann man sich dann doch nicht dazu durchringen.
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