Sein Leben endete unvermittelt beim Sonntagsspaziergang in Gottlieben im Thurgau. Sogar beim Abgang von der irdischen Bühne beweist Udo Jürgens noch Stil. Der Österreicher wurde 80 Jahre alt.
An diesem 21. Dezember ist nicht einfach nur ein Schlagersänger aus Klagenfurt dahingeschieden, sondern ein Mann von Welt. Jürgens war mehr als jene Partykracher, die sich gut mitsingen lassen – wie «Aber bitte mit Sahne» oder «17 Jahr’ blondes Haar».
Er machte nicht nur das Chanson im deutschen Sprachraum populärer, sondern vermittelte dem Nachkriegseuropa auch neue Visionen auf die Welt, die hinter den Schlagbäumen der 60er, 70er und 80er lag. Er kreierte volkstümliche Musik mit kosmopolitischem Pathos. Heute sind ihre Zeilen zuweilen Allgemeingut.
Jürgens verkaufte über 100 Millionen Tonträger: Seine Lieder versprühen weltmännische Neugierde und Toleranz. Während er in «Griechischer Wein» Temperament und Lebenslust feiert, macht er sich in «Ein ehrenwertes Haus» über das Spiessertum seiner Zeit lustig. Das liberale Denken nahm ihm kaum einer krumm: Der Mann war wohl einfach zu charmant.
Die Titel sind inzwischen so legendär wie seine unvergessenen Balladen («Liebe ohne Leiden»), beschwingten Hits («Mit 66 Jahren») und szene-zynischen Zoten («Cafe Grössenwahn»). Diese Lieder sind heute überall im deutschsprachigen Raum zu Hause – und somit so international wie ihr Erdenker selbst.
Jürgens wurde als Sohn deutscher Eltern in Österreich geboren, nahm 2007 die Schweizer Staatsbürgerschaft an und verstarb am 21. Dezember 2014 im Thurgau. Ein grosser Entertainer, ein Mann von Welt ist von uns gegangen.