Die Grossmutter aus Bremgarten, die ihre neunjährige Enkelin Anna (Name geändert) entführt hatte, ist am Freitag in Südfrankreich aufgespürt worden. Wie Tele M1 am Samstagabend berichtete, ist das Mädchen bereits wieder auf dem Weg in die Schweiz. Zwei Wochen lang waren die beiden untergetaucht, um zu verhindern, dass das Mädchen zurück zu ihrer Mutter nach Mexiko muss.
Annas Eltern teilen sich das Sorgerecht. Vater Benjamin Hess hatte seine Tochter nach einem vereinbarten Schweiz-Aufenthalt nicht nach Mexiko zurückgebracht. Seit Dienstag sass Hess deswegen in Untersuchungshaft. Nachdem sein Anwalt Ersatzmassnahmen beantragt hatte, hat die Kantonspolizei ihn am Samstagnachmittag in Aarau aus der Haft entlassen.
Es ginge ihm den Umständen entsprechend gut, sagte er unmittelbar nach der Freilassung. «Die letzten drei Tage waren eine schwierige Zeit», sagt Benjamin Hess, vor allem wegen der Ungewissheit, nicht zu wissen, was mit seiner Tochter sei. «Ich habe es aber sehr geschätzt, dass der Aarauer Polizeichef mir die Nachricht persönlich überbrachte.»
Von der Entführung zu erfahren, sei dennoch ein Schock gewesen, mehr als alles andere. Er habe um die Sicherheit und die Zukunft des Kindes gekämpft und jetzt müsse er neu evaluieren, wie es weitergehen könne.
Hess verurteilt die Grossmutter aber nicht für ihr Handeln: «Es war eine Verzweiflungstat, die ich nicht gemacht habe – aber zu der ich ihr applaudiere.»
Irgendwann gebe es einen Punkt, so Hess, wo jemand sagen müsse: Das lasse ich nicht passieren. «Vor allem wenn niemand auf die Fakten oder auf das Kind hört.»
Dennoch erwartet die Grossmutter in der Schweiz nun ein Strafverfahren wegen Kindesentführung – das Mädchen wird aber vorerst nicht nach Mexiko zurückgeführt. Für das Durchgreifen des Staates habe er durchaus Verständnis, sagte Hess. Keines habe er aber dafür, dass der Staat bisher nie zugehört habe. «Wir sind mit logischen Argumenten gekommen. Mexiko ist ein deklariertes Kriegsgebiet, schon seit vier Jahren.»
Die Gesetze respektiere er, aber Gesetze könnten auch falsch ausgelegt werden, es könnten dennoch Fehler gemacht werden – «und in unserem Fall sind massive Fehler passiert, schon von Anfang an.» (edi)