Der Streit zwischen Bombardier und seiner Grosskundin SBB scheint kein Ende zu nehmen. Neben der bemängelten Zuverlässigkeit des neuen Fernverkehr-Doppelstöckers schiebt die Schweizer Eisenbahngesellschaft auch die Schuld an der Lieferverspätung dem Hersteller in die Schuhe.
Doch Bahnexperten sehen das anders. Die SBB hätten bei der Bestellung des Zuges das «Fuder überladen», sagt ein Kenner des Geschäfts in der NZZ am Sonntag. Nachträgliche Konzeptänderungen hätten den Prozess verlangsamt und die Ingenieure dadurch verärgert.
Bombardier hat sich bislang nicht zum Streit geäussert. Branchenkenner sind sich aber einig, dass die Schuld nicht alleine beim Hersteller liegt. «Hunderte von Änderungen» tragen massgeblich zur Verzögerung bei.
Unter anderem kritisieren Experten, dass der Zug auch in Deutschland und Österreich zugelassen wird. Weil Perrons in Deutschland höher sind als in der Schweiz, müssen die Züge mit einer steilen Einstiegsrampe ausgestattet werden. Dabei sei unklar, ob die neuen Doppelstöcker diese Strecken jemals befahren werden.
Die SBB widersprechen der Kritik an der internationalen Zulassung. Diese sei nötig, weil der Zug dereinst nach München verkehren soll. Zeitpunkt: «Ab 2030», so Sprecher Raffael Hirt. Die Wagen sollen rund 40 Jahre genutzt werden.
Zudem müsse der Doppelstöcker verschiedenen Anspruchsgruppen genügen. Ebenso seien die Anforderungen seit der Ausschreibung strenger geworden, legitimiert das Unternehmen die nachträglich aufgegebenen Modifikationen.
Der Vertrag mit Bombardier enthält neben den 62 bestellten auch eine Option für die Lieferung von bis zu 112 weiteren Zügen. Ob die SBB davon Gebrauch machen, ist allerdings unklar. Bis in die späten 2020er Jahre sei der Bedarf gedeckt, wie NZZ am Sonntag berichtet. (vom)