Schweiz
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SBB: Zugbegleiter beklagen sich wegen Chaos im Gotthardtunnel über Chefs

Die gluecklichen Gewinner einer Fahrkarte fuer den Eroeffnungszug versammeln sich am Eroeffnungstag des Gotthard Basistunnels am Mittwoch, 1. Juni 2016 in Arth-Goldau, bevor sie den Zug besteigen, um  ...
Die SBB mussten Passagiere bei Herbstferienbeginn aus überfüllten Zügen am Gotthard weisen.symbolBild: KEYSTONE

Zug-Chaos am Gotthard: SBB geben «ungenügende Planung» zu

Trotz Herbstferienstart keine Zusatzzüge: Passagiere mussten am vergangenen Wochenende aus übervollen Zügen Richtung Süden aussteigen. Die SBB sprechen von einer «ungenügenden Planung». Der Gotthard-Zoff in 3 Punkten erklärt.
10.10.2019, 19:5211.10.2019, 11:33
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Was ist passiert?

Vergangenes Wochenende waren auf der Gotthard-Route mehrere Züge richtig voll. Dermassen voll, dass Passagiere aussteigen mussten, damit die Kompositionen überhaupt durch den Gotthard-Basistunnel (GBT) fahren durften. Dies ist an Spitzentagen seit der Eröffnung im Dezember 2016 mehrmals vorgekommen.

Die überfüllten Züge bringen nicht nur Passagiere, sondern auch die SBB-Mitarbeiter an ihre Grenzen:

«Die SBB-Leitung hat vom Personal schon unzählige Meldungen über die unerträgliche Situation am Gotthard erhalten. Kundschaft und Personal werden nicht ernst genommen».

Das schreibt die Gewerkschaft SEV am Donnerstag in einer geharnischten Mitteilung.

Warum ist das SBB-Personal dermassen sauer?

Letzten Donnerstag trafen sich Vertreter des Zugpersonals mit SBB-Chefs, um das Problem der überfüllten Züge anzugehen. Die SBB-Angestellten forderten unter anderem Zusatzzüge, wenn mit grossem Verkehrsaufkommen zu rechnen sei. So wie eben letztes Wochenende, als wegen des Herbstferienbeginns in vielen Kantonen und des schönen Wetters im Tessin Tausende in den Süden reisten.

Nur zwei Tage später brach auf der Gotthard-Strecke das oben erwähnte Chaos aus. Was stutzig macht: Die SBB setzten trotz Ferienbeginn keinen einzigen Zusatzzug ein, wie die SBB auf Anfrage von watson bestätigen. Bloss an einzelnen Zügen wurden zusätzliche Wagen angehängt. «Unsere Planung war ungenügend und berücksichtigte das schöne Wetter im Süden nicht. Wir haben das grosse Passagieraufkommen unterschätzt», sagt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi.

Für SEV-Sekretär Angelo Stroppini ist dies keine akzeptable Erklärung: «Sich gegenüber den Kunden und dem Personal bloss zu entschuldigen ist heute nicht mehr glaubwürdig und wird allmählich peinlich.» Statt Reorganisation an Reorganisation zu reihen, sollten sich die SBB-Verantwortlichen endlich wieder um das operative Geschäft kümmern. «Es braucht endlich mehr Personal, um solche Spitzen abdecken zu können.

SBB-Sprecher Pallecchi sagt dazu: Die personellen Engpässe bei den Lokführern seien mit ein Grund gewesen, warum keine Extrazüge eingesetzt worden seien.

Gibt es jetzt mehr Züge in den Süden?

ARCHIVBILD ZUR VERGABE DER FERNVERKEHRSKONZESSIONEN DURCH DAS BAV, AM MONTAG, 23. OKTOBER 2017 - Travelers board an InterCity tilting train of the Swiss Federal Railways SBB in the main train station  ...
Die SBB setzten am nächsten Wochenende Extrazüge Richtung Süden ein. Bild: KEYSTONE

Für das kommende Wochenende geloben die SBB Besserung: Es seien Zusatzzüge Richtung Süden eingeplant. So oder so empfiehlt der SBB-Sprecher den Reisenden ausdrücklich, an Spitzentagen zur Hauptreisezeit morgens und abends einen Sitzplatz zu reservieren. Bei einer Reservation für den Speisewagen könne man die Gebühr von fünf Franken bei einer Konsumation anrechnen lassen.

Der Grossandrang sei auch eine Folge des veränderten Reiseverhaltens wegen des Gotthard-Basistunnels. «Immer mehr Kunden machen heute spontan einen Tagesausflug ins Tessin und fahren in zwei Stunden an die Sonne», so Pallecchi.

Entlastung auf der Nord-Süd-Achse soll die Eröffnung des Ceneri-Basistunnels bringen. Ab 2020 könnten auf der Gotthard-Route Doppelstockzüge eingesetzt werden.

FV-Dosto müssen zurück in die Werkstatt
Kaum ausgeliefert, rollen die Pannenzüge von Bombardier bereits zurück in die Werkstatt. Wie die SRF-Rundschau berichtet, müssen bei den bereits ausgelieferten FV-Dosto zwei Bauteile ersetzt werden. Auch die Zuverlässigkeit der Schüttelzüge lässt noch immer zu wünschen übrig. In der Woche vom 20. September hatten die neuen Doppelstöcker im Durchschnitt alle 3668 Kilometer eine Panne, in der Woche vom 16. August waren es noch alle 2241 Kilometer gewesen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt haben SBB-Personenzüge alle 11’000 Kilometer eine Panne, so die «Rundschau» weiter. Die SBB-Vorgabe für Intercity-Verkehr beträgt 8000 pannenfrei zurückgelegte Kilometer.

(amü)

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82 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eidg. dipl. Tütenbauer
10.10.2019 19:20registriert März 2019
Da tun mir die Zugbegleiter echt leid, klagen von hinten bis vorne, und die sogenannten Chef's furzen kräftig in den Sessel.
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Newski
10.10.2019 19:25registriert April 2019
Hauptsache es gibt Bonus für die Geschäftsleitung.
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Töfflifahrer
10.10.2019 20:18registriert August 2015
... «Immer mehr Kunden machen heute spontan einen Tagesausflug ins Tessin und fahren in zwei Stunden an die Sonne» ... Sorry liebe SBB, genau dies wurde ja als grosses Plus dieses Basistunnels propagiert. Ich erinnere mich an Aussagen (der SBB) wie, "Schnell für einen Espresso und eine Pizza ins Tessin, wenn das Wetter passt".
für mich sieht es so aus, als ob die Spitze der SBB ihren effektiven Grundauftrag den andauernden Spar-Reorganisationen opfert.
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