Der 27. Juni war kein guter Tag für die Schweizerischen Bundesbahnen – und erst recht nicht für mehrere Hunderttausend Pendlerinnen und Pendler. Am besagten Donnerstag war ein beträchtlicher Teil des Netzes lahmgelegt. Wegen der grossen Hitze verbogen sich etliche Schienen, vor allem in der Region Bern ging phasenweise gar nichts mehr. Gross war deshalb der Ärger bei Bahnfahrern. Vor allem bei jenen, die auch noch in einem Zug mit kaputter Klimaanlage sassen.
Der 27. Juni soll sich nicht wiederholen. Die Kundenpünktlichkeit an diesem Tag betrug lediglich 75 Prozent. Und weil derzeit die nächste Hitzewelle anrollt, informierten die SBB gestern darüber, wie sie ein erneutes Chaos möglichst verhindern wollen.
Eines machten die Verantwortlichen am eigens angesetzten «Point de Presse zur Hitzewelle» in Olten gleich klar: Obwohl Spezialisten die Bahn seit März auf die Wettersituation im Sommer vorbereitet haben, ist man nicht vor Überraschungen gefeit. «Weitere Störungen sind in den kommenden Wochen nicht auszuschliessen», sagte SBB-Manager Linus Looser.
Mit welchen Problemen schlägt sich die Bahn bei Hitzeperioden herum? Und was unternimmt sie dagegen? Eine Auswahl:
Damit es beim Überfahren nicht rattert, sind die Schienen lückenlos verschweisst. Bei grosser Hitze werden sie schon mal 70 Grad heiss. Dann kann es zu sogenannten Gleisverwerfungen kommen. In Kurven entstehen Querkräfte und das Gleis dehnt sich nach Aussen aus. In der Regel würden Verformungen schnell entdeckt, betonen die SBB: Die Hauptstrecken werden alle zwei bis vier Wochen von Streckeninspektoren überprüft. Und auch die Lokführer melden entsprechende Schäden; im besten Fall können Zugausfälle verhindert werden.
Die SBB prüfen mehrere Massnahmen, um die Schienen hitzeresistenter zu machen. Die wohl populärste: Die Schienen werden seitlich mit weisser Farbe bestrichen. Studien zufolge bleiben sie mit dem hellen Anstrich um bis zu sieben Grad kühler.
Die SBB werden nun vorerst auf einem Gleis in der Stadt Solothurn entsprechende Tests durchführen. Zuvor hatte unter anderem schon die Rhätische Bahn einzelne Schienenabschnitte mit weisser Farbe lackiert – der Versuch war erfolgreich und soll nun ausgedehnt werden.
Die Schienen sind quasi die Achillesferse des Bahnsystems. Laut eigenen Angaben registrieren und reparieren die SBB jährlich 5 bis 15 Gleisverwerfungen. Eine weitere Massnahme, die bei den SBB geprüft wird, um solche zu verhindern: die Erhöhung der Neutralisierungstemperatur der Schienen. Darunter versteht man jene Temperatur, auf die eine Schiene erhitzt wird, bevor sie im Gleisbett verschweisst wird. Mit einer Erhöhung sollen «die temperaturbedingten Kräfte minimiert werden», wie es die SBB formulieren.
Die Klimaanlagen in den Zügen sind ein Thema, das bei Pendlern zuverlässig für Gesprächsstoff sorgt. Der Kampf um die richtige Temperatur frisst zusätzlich Energie – wenn man so will. 7200 Klimageräte sind in 4100 SBB-Zügen installiert. Den SBB zufolge sind damit 94 Prozent aller Personenzüge klimatisiert unterwegs.
Täglich würden 13 Störungen an Klimaanlagen behoben. Die Verfügbarkeit beträgt im jährlichen Mittel 97 Prozent. Die Raumluft wird zwischen fünf bis sieben Grad unter die Aussentemperatur gesenkt, wobei dies manchen Pendlern dann noch immer zu heiss ist. Zwar kann das Personal in den Zügen die Temperatur um zusätzliche zwei Grad senken. «Während einer Hitzewelle laufen die Klimageräte auf vollen Touren», betonen die SBB. Doch bei Aussentemperaturen von deutlich über 30 Grad stiessen sie zuweilen an ihre Leistungsgrenzen.
Zentral bei Störungen ist die Information der Kunden. Komme es zu mehreren Störungen, sei es sehr anspruchsvoll, alle Kanäle aktuell zu halten, sagt SBB-Manager Looser.
Aber: «Die SBB arbeiten daran, rascher verlässliche Informationen bereitzustellen.» Konkret will das Unternehmen etwa seine Smartphone-App um eine Funktion erweitern, wie es gegenüber dieser Zeitung jüngst bestätigt hat. Bei Verspätungen oder Störungen auf der gewählten Strecke sollen Nutzer per Push-Meldung informiert werden.
Schon bei normalen Temperaturen ist die Lage auf dem Schienennetz dieses Jahr besonders angespannt. Ob Fête des Vignerons, Turnfest oder Schwing- und Älplerfest: Wegen Grossanlässen sind zwischen Mai und Oktober über 1900 Extrazüge unterwegs, so viele wie seit dem Expo-Jahr 2002 nicht mehr. Zudem beeinträchtigen Baustellen den Bahnverkehr.
Die Angestellten stossen zuweilen an Grenzen. «In den Sommermonaten ist die Situation beim Lokpersonal angespannt», räumen die SBB ein. (aargauerzeitung.ch)
Insbesondere an die Strassen- und Gleisbauer, ihr seid Maschiiiiiinen🤙🏼