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Wie die SBB Pendler zu den freien Sitzplätzen locken

Mit diesem Trick wollen die SBB Pendler zu den freien Sitzplätzen locken

Selbst in den überfüllten Zügen hat es fast immer einen freien Platz. Nun kannst du online nachschauen, wo du ihn am ehesten findest. Der neue Service wird aber auch kritisiert.
13.09.2018, 14:0914.09.2018, 06:31
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Du pendelst täglich mit dem Zug zur Arbeit und zurück? Dann kennst du diese Situation ganz bestimmt aus eigener Erfahrung.

Zugreisende stehen dicht gedraengt im einzigen Zug der SBB, der von Zuerich ueber eine Ausweichstrecke in Richtung Bern fahren soll, am Donnerstag 26. Maerz 2009. Wegen einer Fahrleitungsstoerung in D ...
Solche Situationen rauben die Lust am Pendeln.Bild: KEYSTONE

Du steigst in den erstbesten Waggon ein, doch dort hat es bereits mehr Passagiere als Sitzplätze. Somit bleiben dir nur zwei Möglichkeiten: Entweder irgendwo im Gang stehenbleiben, eingequetscht zwischen anderen Pendlern. Oder du läufst so lange durch den Zug, bis du doch noch einen unbesetzten Platz findest (Hurra!).

Der neue SBB-Trick

Jetzt starten die SBB einen Versuch, dass die Passagiere sich bereits beim Einsteigen besser auf die Waggons verteilen. Richten soll es ein neuer Service, den die SBB selber «wagenscharfe Belegungsprognose» nennen und von den Reisenden per sofort genutzt werden kann.

Seit gestern zeigen Grafiken an, welche Waggons des Zuges besonders gut besucht sind. Bislang wurde die Belegung nur für ganze Zugskompositionen angezeigt. Möglich ist die Abfrage derzeit aber nur über die Website der SBB. Zukünftig soll die Info dann aber auch über die App abgerufen werden können – und noch in fernerer Zukunft auch auf den Anzeigetafeln an den Perrons angezeigt werden.

Und so sieht das aus

Neue Visualisierung der SBB: Neu kann der Passagier nachschauen, in welchem Waggon am meisten Leute sitzen.
Gemäss diesem Beispiel sollte man Waggon vier meiden und lieber im Wagen 6 im Sektor C einsteigen.Bild: Schweizerische Bundesbahnen
«Wagenspezifische Informationen über die Belegung machen nur dann Sinn, wenn die Daten in Echtzeit erhoben werden.»
Karin Blättler, Präsidentin Pro Bahn

Dank dem neuen Service «können sich die Kunden so auf dem Perron platzieren, damit sie direkt in einem Wagen mit freien Sitzplätzen einsteigen können», so SBB-Sprecher Christian Ginsig, «und sie müssen auf der Suche nach freien Sitplätzen nicht durch mehrere Wagen laufen.»

Die SBB erhoffen sich zudem einen schnelleren Fahrgastwechsel und damit einen positiven Einfluss auf die Pünktlichkeit. 

Die Daten des neuen Services beruhen in erster Linie auf Erfahrungswerten. Sprich die Belegungsprognose wird auf der Grundlage von Fahrgasterhebungen gemacht, ergänzt durch Prognosedaten. Wie zum Beispiel der Einfluss von schlechtem Wetter auf die Zahl Reisender. Oder das Verkehrsaufkommen an Feiertagen. Ebenfalls in die Daten mit ein fliessen Gruppenreservierungen, wie Christian Ginsig schreibt.

Die Kritik

Pro Bahn steht dem neuen Service skeptisch gegenüber. «Wagenspezifische Informationen über die Belegung machen nur dann Sinn, wenn die Daten in Echtzeit erhoben werden. Ansonsten ist die Realität eine andere und der Nutzen entsprechend geringer», sagt Karin Blätter, Präsidentin der Interessensvertretung der Fahrgäste zu watson.

Für sie steht fest: «Im heutigen digitalen Zeitalter müsste die SBB in der Lage sein, die Belegung in Echtzeit anzugeben.» Wie die Bundesbahnen dies umsetzen sollen, lässt Pro Bahn offen.

24 Bilder aus der guten alten SBB-Zeit

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24 Bilder aus der guten alten SBB-Zeit
Am 1. Januar 1902 wurden die SBB gegründet. An diesem Tag fuhr auch der erste SBB-Zug, der eigenhändig von der SBB-Generaldirektion geführt wurde. Bis dahin wurde der Betrieb zwar im Auftrag der Bundes, aber noch in der Organisation der Privatbahnen geführt. Sukzessive wurden von 1901 bis 1909 die fünf grössten Privatbahnen verstaatlicht und in die SBB überführt. Die Männer tragen schicke Doppelreiher und posieren vor dem allerersten SBB-Zug. Er ist gerade im Bahnhof Bern eingetroffen. ... Mehr lesen
quelle: foto service sbb / str
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Video: srf/SDA SRF
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88 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zwerg Zwack
13.09.2018 14:17registriert April 2016
Haha, ein super Beispiel wurde hier gewählt! Man soll Wagen 4 und 5 meiden und dafür im ersten Wagen einsteigen. Da ist aber nur die 1. Klasse. Alle 2. Klasse-Wagen sind rappelvoll. Momoll, gute Geschäftsidee, liebe SBB!
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Red4 *Miss Vanjie*
13.09.2018 14:28registriert Mai 2017
Find ich keine gute Idee aus egoistischen Gründen. Ich profitiere aus der Faulheit und Gewohnheitstier Mentalität der Mitpendler, da ich weiss das die meisten zu Faul sind bis ganz nach Hinten zu laufen, oder sich angewöhnen immer die gleichen Waggons auszusuchen. So hatte ich bisher meine Ruhe.
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Amboss
13.09.2018 14:23registriert April 2014
Mein Gott, Pro Bahn ist einfach so eine "wir motzen an allem rum, Hauptsache die medien zitieren uns"-Organisation.

Als ob man eine Reise antreten vom Ziel her antreten sollte.

Jetzt lasst doch die SBB das mal machen. Klar, das System wird nicht perfekt sein. Aber sie werden es weiterentwickeln.
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