Im Kindergarten soll kein Hochdeutsch mehr gesprochen werden dürfen. Das verlangt die Initiative «Ja zur Mundart im Kindergarten». «Nein zum Mundart-Zwang», sagt dazu das gegnerische Komitee. Darin sind SP, FDP, CVP, Grüne, Grünliberale, BDP und EVP vertreten, also praktisch alle Parteien ausser der SVP und den Schweizer Demokraten, die die Initiative lanciert haben.
Trotz dieser seltenen Einigkeit über die Parteigrenzen hinweg geht Komitee-Co-Präsident Thomas Leitch (SP) davon aus, dass es in der Bevölkerung eine breite Sympathie für das Anliegen der Initiative gibt, der Titel töne ja auch gut. Darum wolle man mit sachlichen Argumenten gegen allfällige Ängste vor der Verdrängung der Mundart antreten.
Eine solche finde nicht statt, im Gegenteil: Mundart werde deutlich mehr eingesetzt als früher. In Radio und Fernsehen zum Beispiel, von Jugendlichen beim Schreiben von SMS. Den Gebrauch auch von Hochdeutsch als Unterrichtssprache schon im Kindergarten zu untersagen, sei nicht nur überflüssig, sondern pädagogisch unsinnig, so Leitch. Eine Annahme der Initiative würde die sprachliche Förderung der Kinder sogar behindern.
Das sieht FDP-Präsident Matthias Jauslin genauso. Kinder würden einen spielerischen Umgang mit dem Hochdeutschen ohne Berührungsängste pflegen, es problemlos verstehen und selber spielerisch anwenden. Für Jauslin steht deshalb fest: Würden Kinder im Kindergarten ausschliesslich in Mundart unterrichtet, wäre das eine verpasste Chance in der frühen Sprachförderung und würde den Kindern die Umstellung auf Hochdeutsch im Primarschulunterricht erschweren. Die Sprachkompetenz sei aber von zentraler Bedeutung für eine spätere erfolgreiche Schulkarriere.
Für BDP-Grossrätin Maya Bally Frehner ist die Mundart-Initiative ein «Maulkorb für die qualifizierten Lehrpersonen an Kindergärten», einen solchen wolle man auf keinen Fall. Ihr war es beim Medienauftritt des Nein-Komitees wichtig, etwas klarzustellen: Die Verpflichtung, teilweise Hochdeutsch zu sprechen, gelte nur für die Lehrpersonen, kein Kind werde im Kindergarten dazu gezwungen.
Den Kindern sei es auch heute freigestellt, ob sie sich auch in der Schriftsprache versuchen oder bei der Mundart bleiben möchten. Daneben macht Bally Frehner auch formelle Bedenken geltend: Lehrplaninhalte gehörten nicht ins Gesetz. Eine Annahme der Initiative würde Tür und Tor für weitere Forderungen zu diversesten weiteren Lehrplaninhalten öffnen.