Der Malerberuf war lange in Männerhand. Doch nun haben die Frauen den Beruf für sich entdeckt. Laut der SRF-Sendung Schweiz Aktuell waren in der Innerschweiz rund 62 Prozent der Lehrabsolventen weiblich. «Eine erfreuliche Nachricht», findet Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann vom Kanton Zürich. Mit Flyern, Klassenworkshops und einer App versucht die Zürcher Fachstelle für Gleichstellung den Frauen typisch männliche Berufe schmackhaft zu machen und umgekehrt – mit Erfolg, wie sich zeigt.
«In den letzten Jahren hat sich tatsächlich einiges getan. Gab es im Kanton Zürich vor vier Jahren noch keine einzige Maurerin, findet man heute bereits einige Frauen im Beruf», so Trachsel.
Auch an den Berufen Landwirtin und Schreinerin finden immer mehr Mädchen Gefallen. «Das weibliche Pendant zum Zimmermann ist zwar noch selten. Ein paar ‹Zimmerinnen› gibt es aber», weiss Trachsel.
Die Statistiken der Lehrstellenvermittlungsplattform yousty.ch bestätigen Trachsels Beobachtungen. Die Suchanfragen für den Beruf Landwirt/in sind in den letzten drei Jahren bei Mädchen und Buben gestiegen. Wobei es 2017 erstmals gleich viele weibliche wie männliche Anfragen gab.
Ähnliches ist auch beim Beruf Schreiner/in zu erkennen. Die weiblichen Suchanfragen sind in den letzten Jahren gestiegen und überstiegen diejenigen der Buben 2017 sogar.
Auch die Zahlen zum Beruf Carrosserie Lackierer/in zeigen, dass sich etwas tut. So informierten sich 2016 mehr Mädchen über den Beruf, wurden aber 2017 wieder knapp von den Buben überholt.
Nicht nur Frauen stossen vermehrt in männliche Domäne vor. Umgekehrt ist sogar eine stärkere Entwicklung spürbar. «Es gibt mehr Knaben, die in typisch weibliche Berufe gehen als umgekehrt. Die Buben sind etwas flexibler als die Mädchen», sagt Helena Trachsel. So ist es laut der Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung für Buben schon längst nichts Ungewöhnliches mehr, Florist oder Kosmetiker zu lehren.
Die Zahlen von der Fachstelle für Gleichstellung zeigen, dass sich Buben vermehrt auch in die Berufe als Hotelfachmann und Fachmann Gesundheit vorwagen. 2016 haben rund 13 Buben im Kanton Zürich mit der Lehre als Hotelfachmann begonnen. Als Fachmann Gesundheit liessen sich 61 Knaben ausbilden.
Trotz der erfreulichen Entwicklungen muss noch viel getan werden, ist sich Helena Trachsel sicher. «Im Hochschulbereich gibt es noch einige Lücken. Ingenieurinnen werden sehr intensiv gesucht – und dennoch sind meist nur Männer in diesen Lehrgängen zu finden.»
Trachsel rät vor allem Frauen sich zukunftsorientiert aus- und weiterzubilden. «Es gibt momentan genug Sprachwissenschaftlerinnen oder Psychologinnen. Für Frauen lohnt es sich enorm, den Fokus bei der Berufs- und Studienwahl etwas zu öffnen.»
*Korrektur: Aufgrund eines Programmfehlers wurde die Grafik «Schreiner/in» falsch wiedergegeben. Der Fehler wurde korrigiert.