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Das Semester beginnt: Auch für 3 watson-Journis beginnt das Studentenleben

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Ab Montag sieht es in den Vorlesungssälen dieses Landes wieder so aus.Bild: KEYSTONE

Warum drei Journis lieber an die Uni gehen, als (nur) bei watson zu arbeiten

Heute beginnt für über 200'000 Studierende in der Schweiz das Herbstsemester. Auch für drei watson-Redaktoren. Ein ironischer Blick auf das Studentenleben.
19.09.2016, 11:5319.09.2016, 15:37

Der Publizistikstudent

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Der Autor hat das Nudelwasser versalzen. Zur Strafe kommt er jetzt in den Topf. Irgendwie so.
Der Autor hat das Nudelwasser versalzen. Zur Strafe kommt er jetzt in den Topf. Irgendwie so.bild: watson

Das Studium ist wie ein Topf Nudeln: Wenn man zu lange kocht, wird alles weich und uninteressant. Da ich jetzt ein Jahr lang Pause gemacht habe, kann ich aber getrost neue Nudeln aufsetzen. Ausserdem habe ich ja noch meine Tätigkeit bei watson als Salz im Nudelbad, das der ganzen Theorie die nötige Praxis-Würze verleiht.

«Meine grösste Sorge wird wohl das Funktionieren der Kaffeemaschine sein.»

Ängste, Sorgen und Hoffnungen? Da ich nicht zum ersten Mal an der Uni bin, hält sich das in Grenzen. Meine grösste Sorge wird wohl das Funktionieren der Kaffeemaschine im Institut sein (sage ich zumindest jetzt, fragt mich in der Prüfungsphase noch einmal).

Ausserdem wurde das Zitiersystem geändert. Wissenschaftliches Zitieren ist so ziemlich das Mühsamste, das es gibt. Vor allem, weil jedes Institut und jeder Studiengang andere Regeln kennt. Ich will noch gar nicht ans Literaturverzeichnis der Masterarbeit denken. Das braucht wahrscheinlich nochmal so lang wie die Arbeit selbst. Ich freue mich aber auf jeden Fall, wieder an der Uni zu sein, alleine schon deshalb, weil ich ein paar Kollegen und Kolleginnen wieder öfter sehen werde.

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Ausserdem klingt Master schon viel besser als Bachelor, was letztlich auch der Hauptgrund für die Weiterführung des Studiums war. Natürlich hoffe ich auch mal auf meine Kollegen Leo und William zu treffen, um mit ihnen die Kommentare unter diesem Artikel zu lesen.

Der Geschichtsstudent

Der Autor setzt Prioritäten. Eisessen geht meistens über Literaturbüffeln. 
Der Autor setzt Prioritäten. Eisessen geht meistens über Literaturbüffeln. bild: zvg

Es ist Montag und der erste Tag im neuen Semester. Das Modulbuchungs-Chaos habe ich bereits überstanden, zwar ohne die Vorlesungen zu bekommen, die ich eigentlich wollte, aber was soll's? Den ersten Effekt davon merke ich schon. Heute muss ich dreimal mit dem Bus quer durch die Stadt fahren, um zu den verstreuten Standorten meiner Vorlesungen zu gelangen. Hätte ich mich doch nur ein bisschen besser vorbereitet. Nächstes Mal dann!

Ich freue mich darauf, mir bereits am Donnerstag um 16 Uhr mit ein bisschen mehr Bier als nötig das schlechte Gewissen von der Seele zu trinken, weil ich es bereits in der ersten Woche in keine Vorlesung vor 12 Uhr geschafft habe. Aber das kommt schon noch.

«Hätte ich mich doch nur ein bisschen besser vorbereitet. Nächstes Mal dann!»

Im Hinterkopf sitzt mir stets noch eine Seminararbeit vom letzten Semester, die ich eigentlich in den Semesterferien hätte schreiben sollen, es aber leider nicht getan habe. Aber ich habe ja noch bis Dezember Zeit, mich davor zu drücken, bevor ich mich dann in den Ausnahmemodus versetze, um die Arbeit von 14 Wochen in zwei Tagen und einer Nacht zu vollbringen.

Nächstes Semester schreibe ich die Arbeit in den Ferien.

Hundertpro.

Der Jusstudent

William Stern
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Der Autor wurde gebeten, ein Selfie von sich zu machen. Das hat er zwar verweigert, aber der gefuchste Blattmacher hatte noch eins auf Lager.
Der Autor wurde gebeten, ein Selfie von sich zu machen. Das hat er zwar verweigert, aber der gefuchste Blattmacher hatte noch eins auf Lager.

Auftrag von oben: Schreib etwas zum Semesterbeginn. Frage von unten: Wieso? Antwort von oben: Du bist Student. Nachdenkliches von unten: Stimmt, irgendwie. Aber eben nur irgendwie.

«Nein, es ist nicht Mut, sondern Kurzsichtigkeit und ein bisschen Lust an der Materie.»

Am Montag fange ich wieder an zu studieren, und den Reaktionen der Menschen nach zu urteilen, könnte ich genauso gut planen, Affen zu sezieren. Tausende Affen. Lebendige Affen. Und nicht die mit den ungesund geröteten Hinterteilen. Sondern die herzigen Kleinen, die, die sich um deinen Hals klammern mit ihren plüschweichen Armen und Liebe im Überfluss verströmen.

Sezieren. Einfach so, zum Spass.

Derart abwegig erscheint es offenbar, nach dem Eintritt ins Arbeitsleben wieder zurück an die Universität zu gehen.

Du kommst nie mehr zurück, heisst es unisono in der Redaktion. Wenn ich den Kollegen dann zu erklären versuche, dass ich weiterhin zu 50 Prozent bei watson arbeite, ernte ich seltsame Blicke. Als ob ein Phantom aus der Vergangenheit zu ihnen spräche. Wenn sie könnten, würden sie durch mich hindurchlaufen, um einen lustvollen kalten Schauer zu verspüren.

Merke: Wer 50 Prozent arbeitet und nebenbei studiert, ist im Büro mehr Gespenst als reale physische Präsenz.

Ausserhalb des Kindersoldaten-Journalismus-Schützengrabens reagieren die Leute ähnlich überrascht, jedoch mit einer Spur mehr Bewunderung. Weniger irritierend ist das nicht. «Du gehst wieder studieren? In deinem Alter? Wow, ich wünschte, ich hätte ebenfalls den Mut dazu», sagen Leute, die sich mit 19 selbständig gemacht haben, mit 23 auf 17 Kontinenten gelebt haben und mit 27 fünf Kinder, drei Beziehungen und die Leitung des NASA-Raumfahrtprogramms in Cape Canaveral unter einen Hut bringen, noch nie in ihrem Leben die Papiersammlung verpasst haben und am Wochenende Fallschirmspringen gehen. Ohne Fallschirm.

Meinen die das ernst? Oder erwarten sie bloss Applaus für ihr perfektes Leben? Falls sie es ernst meinen, verkennen sie, dass es keine Frage von Mut ist, nochmals die schweren Eisentore der Universität zu öffnen und sich mit hunderten Kommilitonen um den besten Platz im Vorlesungssaal zu balgen (ganz vorne rechts, weil: Beinfreiheit; nahe beim Ausgang im Brandfall, bei Harndrang oder bei akuter Langweile) und Flyer-Verteiler, die sich bei minus 20 Grad die Beine in den Bauch stehen, mit einem mitleidigen Lächeln zu bedenken (ich will nicht ins Adagio und auch nicht in die Mausefalle und für einen Rabattgutschein beim Enthaarungs-Center habe ich wirklich keine Verwendung, danke).

Nein, es ist nicht Mut, sondern der Segen der Kurzsichtigkeit in der Karriere- und Lebensplanung und ein kleines bisschen Lust an der Materie (Recht, ja, aber das ist ein anderes Thema).

Aber eben. Ich bin nur irgendwie Student. In meinem Kopf und durch Erzählungen. Denn das einzige Dokument, das mein Studentendasein bescheinigen würde, fehlt mir. Die Legitimationskarte. Wer hier geschlampt hat, die Hochschule oder ich, ist nicht von Belang.

Sollte mir am Montag also der Zugang zur Uni verwehrt bleiben, kann ich mich vielleicht immer noch entmaterialisieren und als vergeistigter Zustand in den Vorlesungssaal schweben.

Dann geht auch an der Universität ein Gespenst um.

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