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Wenn man gar nicht so viel essen kann, wie man kotzen möchte: Moderatorin Gülsha erhält nach «Club»-Auftritt perfide Rassisten-Post

Gülsha im «Club»: Der TV-Auftritt bescherte ihr viel Zuspruch, aber auch Hassbriefe.
Gülsha im «Club»: Der TV-Auftritt bescherte ihr viel Zuspruch, aber auch Hassbriefe.
Bild: srf

Wenn man gar nicht so viel essen kann, wie man kotzen möchte: Moderatorin Gülsha erhält nach «Club»-Auftritt perfide Rassisten-Post

29.10.2015, 20:4701.11.2015, 17:37
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Zunächst gab es soviel Liebe. Von uns. Nachdem Joiz-Moderatorin Gülsha Adilji nach dem bürgerlich-konservativen Erdrutschsieg bei den Parlamentswahlen im SRF-Club mit dem Titel «Meine Schweiz nach den Wahlen» aufgetreten war, titelten wir: Danke Gülsha! (...) Wir möchten gern Teil eurer Jugendbewegung sein.

Dann kam, wie immer wenn in heutigen Zeiten jemand öffentlich seine Meinung auf der grossen Bühne präsentiert und vermeintlich frei zum Abschuss gibt, der Hass. Etwa in Form eines Briefes. «Fanpost», wie es Gülsha auf ihrer Facebook-Seite nennt. Sie verweist auf eine Zuschrift, deren Zeilen sie der Öffentlichkeit nicht vorenthalten möchte. Es sind Zeilen des Hasses, der triefenden Fremdenfeindlichkeit, der Frauenverachtung, gekrönt von einer perfiden Drohung – sinnigerweise in radebrechendem Deutsch.

Der oder die Unbekannte eröffnet den Hassreigen vergleichsweise manierlich:

Bild
bild: screenshot/facebook

Dann folgt der erste Tiefschlag.

«Ihr Auftreten wäre eher im Rotlichtmilieu gefragt, hier könnten die Gäste noch gewisse Freude an Ihnen haben. (...) Sie könnte man sich gut in einem Bordell als Animierdame (Hure) vorstellen.»
«Fanpost» an Gülsha

Auch, so heisst es, «wäre der Vorteil, dass Sie sich nicht auf eine seriöse Diskussion mit wichtigen Fragen einlassen müssten». Urkomisch, wenn es nicht so hasstriefend wäre. Ausserdem bleibt es nicht dabei. Denn:

Der ganze Brief – zu Gülshas Facebook-Profil geht's hier lang.

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«Es muss wieder einmal festgestellt werden, dass Sie als ‹Secondo› die Schweiz in den ‹Dreck› ziehen. Solches Ausländerpack brauchen wir nicht.»
«Fanpost» an Gülsha

An dieser Stelle eine kurze Zwischenfrage. Wer erinnert sich an den Ausspruch «Ich bin Eidgenosse, denn Schweizer kann man werden», der in früheren Jahren noch da und dort auf Aufnähern oder ähnlich zu lesen war?

Es gibt Leute, die meinen das ernst. Die schreiben dann Dinge wie: 

«Auch wenn sie den Schweizerpass besitzen, sind Sie noch lange kein Eidgenosse.»
«Fanpost» an Gülsha

Das gipfelt in einer prononcierten Schlussfolgerung.

«Vor allem das Pack aus dem ehem. Jugoslawien wie auch aus der Türkei brachte nichts als Unruhe in unser Land.»
«Fanpost» an Gülsha

Oh, und:

«Bei Ihnen fehlt sich auch den gewissen IQ (sic!) und die Anpassungsfähigkeit.»
«Fanpost» an Gülsha

Hmmm. Vielleicht also doch alles nur Satire?

«Kompromissfähigkeit mit seriösen Diskussionspartnern ist für Sie scheinbar ein Fremdwort.»
«Fanpost» an Gülsha

Realsatire, das ganz bestimmt zwar, aber mit boshaft-fremdenfeindlichen Impetus. Und daher ernst zu nehmend. Gerade mit abschliessenden Drohungen wie:

Bild
bild: screenshot/facebook

Was will man dazu noch sagen? Vielleicht das – frei nach Max Liebermann: «Manchmal kann man gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte.» (tat)

User Lord_Mort sagt: Da kommt mir das Hosen-Lied ‹Sascha, ein aufrechter Deutscher› in den Sinn. Voilà:

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nummer 83
29.10.2015 22:57registriert Februar 2014
Das Internet; der Stammtisch von heute, blöd nur, dass wir jetzt alle an diesem Tisch sitzen, ob wir wollen oder nicht.
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Amanaparts
29.10.2015 21:24registriert Januar 2014
Wenn man gar nicht so viel fressen kann, wie man kotzen möchte: Moderatorin Gülsha erhält nach «Club»-Auftritt perfide Rassisten-Post
Unkraut!!
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Negramaro
29.10.2015 23:31registriert März 2015
Die Schweiz hat eigentlich alles um glücklich darin zu leben können und doch sind die Menschen voller Hass und schein-tolerant.
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60
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