Die Dream Dates haben begonnen.
Simone Meier ist weg.
Ein düsterer Tag.
Wir müssen jetzt stark sein, um die finale Etappe dieses schaurigen Stumpfsinns und diesen sämigen Schmalz aus schmachtenden Schmalspurlippen ganz alleine ertragen zu können.
Ich kann nur hoffen, dass ihr in eurer Verzweiflung nicht auch eure Katzen, Hunde oder Hamster dazu genötigt habt, die Sendung zu schauen.
Egal, für wie stark ihr eure Tierchen haltet, die Bachelorette ist stärker. Das sieht auch Davide sofort. Darum sagt er zu Adela: «Umso stärcher e Frau isch, umso attraktiver isch si.»
Er mag zwar nicht wissen, wie man mit proportionalen Konjunktionen richtig umgeht, dafür hat er erkannt, dass Adela sowas gerne hört. Auf der Stelle wird Davide geküsst.
Nur fragt man sich an dieser Stelle: Was soll das nur immer mit diesen starken Frauen? Es muss Abermillionen davon geben. Ein Job scheint zu genügen und schon heisst es: «Du bist so eine starke Frau! So unabhängig. Wow.»
Platt gedrückt von all den starken Frauenfüssen dieser Welt sollten solcherlei Flachheiten eigentlich schon längst im Erdboden versunken sein. Aber der Boden von «Bachelorette» ist eben ein anderer. Hier wird nichts verstampft. Hier gedeiht das Unkraut.
Nun gut, Dream Dates sind ja auch nicht dazu da, etwas Sinnvolles zu sagen. Sie zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass die Betroffenen unaufhörlich betonen, für wie wunderschön sie das Treffen halten, bei dem sie sich gerade befinden. Es geht dabei weniger um das Erleben an und für sich als vielmehr darum, in überschwänglicher Art und Weise davon zu reden – und sich so immer wieder gegenseitig zu bestätigen. Ein Beispiel:
Adela: Ich han öppis kleins vorbereitet, und zwor gömmer uf das mega tolle Floss! Es wird au ganz romantisch!
(Bei Dream Dates gilt es als besonders romantisch zu sagen, dass es romantisch wird. Die beiden steigen aufs Floss.)
Adela: Es isch ächt schön.
(Muss nochmal gesagt sein.)
Davide: Häsch guet gmacht.
(Er bestätigt.)
Adela: Äs freut mi, dass du do bisch. Es isch ächt ä Dream Date. Wirklich.
(Die Worte «echt» und «wirklich» dienen hier der zusätzlichen Betonung. Es gibt nun endlich nicht mehr den geringsten Zweifel an der Schönheit dieses Treffens.)
Davide und Adela gleichzeitig: Ächt schön.
Aber eben doch nicht schön genug für eine Rose. Eine solche haben nur Cem und David bekommen. David, weil bei dessen Dream Date wieder mal alles «on fleek» war. Vor allem nachdem Safak gegangen war.
Dieser hat nämlich plötzlich gemerkt, dass er gar nicht so fest in Adela verliebt ist. Und mit ihm sind nun leider auch die letzten guten Sprüche aus der Sendung spaziert.
Jetzt ist die Bahn frei für David und seine mit Rizinusöl gepflegten Augenbrauen. Da bricht kein Härchen mehr ab. Wer zupft, ist von gestern. Weil:
Wer diesem eingeölten Manne wohl gesagt hat, er dürfe für die ganze Frauenwelt sprechen?
Den Liebesbrief für Adela hat er bereits verfasst. Gleich nach der Augenbrauenpflege. Da hat er sich nämlich schön genug gefühlt, um auch schöne Worte aus sich herauszubringen.
Die da wären:
Und weiter ...
Ja, David ist sich selbst fürs Plagiieren von Poesiealben nicht zu schade. Er scheut kein Hindernis, Adela mit seinem mastigen Kitsch zuzuzuckern.
Ihr habt Glück. Deep Dave macht aktuell sowieso Liegestütze. Weil seine Sehne im Handgelenk vom vielen Schreiben «im Arsch» ist.
Hach, diese Ruhe, wenn er mal nichts sagt.
Kein drittklassiges Kompliment weit und breit. Keine Floskeln, keine Plattitüden, ...
... bis Cem übernimmt. Der selbsternannte türkische George Clooney, den Adela auf ein Boot mitnimmt, wo er dann aber plötzlich den türkischen Leonardo DiCaprio gibt ...
Und obwohl Cem etwa 374 Mal sagt: «Hammer Yacht, Hammer Frau, wa wotsch no meh» oder «wunderschöni Frau, wunderschöns Schiff, wa wotsch no meh», und am Ende gar «schöni Frau, wo mi icremt, wa wotsch no meh», will er trotzdem mehr.
Teure Anzüge zum Beispiel. Gutes Fleisch auch. Und nicht zuletzt: Business-Flugtickets – nach Paris, New York und Bali. Und da wär noch Adelas Herz. Das sie ihm vielleicht auch bald schenkt, denn schliesslich hat er in ihren Augen alles richtig gemacht, «was ein Mann machen muss, um eine Frau zu beeindrucken».